Publikation zur zweiteiligen Ausstellung Dialog–Trialog des Künstlerbundes Baden-
Württemberg vom 30.06. – 04.11.2013 und vom 24.11.2013 – 16.02.2014 im Museum
Biedermann in Donaueschingen
Hrsg. von Marjatta Hölz für den Künstlerbund Baden-Württemberg e.V. mit Texten unter
anderem von beteiligten Künstlern und von der Herausgeberinn
Künstlerbund Baden-Württemberg / Verlag Das Wunderhorn Heidelberg, 2013, ISBN 978-3-
88423-460-0, 128 S., Broschur, zahlreiche Farbabbildungen, Format 28 x 24 cm, € 18,–
Dialoge sind in dem auf Originalität, Unterscheidung und individuelle Spitzenleistung
angelegten System Kunst nicht zwingend angesagt. Deshalb ging schon der erste Teil der im
Sommer 2013 im Museum Biedermann gezeigten Ausstellung des Baden-Württembergischen
Künstlerbunds „Dialog-Trialog #1“ über den im Kunstkontext erwartbaren Rahmen hinaus.
Eine Jury des Künstlerbunds hatte 21 Mitglieder aufgefordert, einen Gast zum Dialog
einzuladen und die eigene Position in der des Gastes zu spiegeln. Im zweiten Teil der
Ausstellung „Dialog-Trialog #2“ im Herbst und Winter 2013/2014 hatte jedes Künstlerpaar
einen weiteren Gast hinzugebeten und alle drei haben gemeinsam etwas Neues entwickelt und
gezeigt. Dass immerhin 20 von einen 21 möglichen Trialogen realisiert werden konnten und
nur einer, aus welchem Grund auch immer, nicht zustande gekommen ist, zeigt zwar noch
keinen Paradigmenwechsel im System an, aber doch die Ernsthaftigkeit, mit der am im
Kunstkontext auf die Spitze getriebenen Prinzip der Individualisierung gerüttelt worden ist.
Wenn man dann allerdings die entstandenen Paarungen näher betrachtet, fällt auf, dass
vielfach auf schon vor der Ausstellung bestehende Beziehungen und Freundschaften
zurückgegriffen worden ist. So legt Alf Setzer in seinem Text zu seinem Dialog mit Micha
Ullman und zum gemeinsamen Dialog mit Abi Shek großer Selbstverständlichkeit offen, dass
Micha Ullman seinen Freund und Schüler Abi Shek zum zweiten Teil der Ausstellung
eingeladen hat. Für den Dialog mit Alf Setzers Trichter aus abgebrochenen Neonröhren hatte
Micha Ullman eine Spirale und einen Berg aus Kalisalz realisiert. Den beiden großformatigen
Holzschnitten seines Schülers stellt er eine Arbeit aus seiner Werkgruppe der Schüttungen
gegenüber. Der von Martin Bruno Schmid eingeladene Xaver Sedelmeier lässt dagegen bei
seine mit farbigem Flüssigkunststoff übergossenen Muschelkalksteinblöcke stehen und
arrangiert sie gegenüber der Erstpräsentation vor Martin Bruno Schmids ‚Bohrzeichnung
(Roquebrune)‘ vor Philipp Haagers ‚Skizze einer stillen Apokalypse‘ neu. Überraschende
Bezüge ergeben sich in den Dialogen zwischen Platinos ‚Extern 56.4‘ von 1990/2001 und
Elisabeth Wagners ‚Mädchen mit Kopftuch‘ und ihrer ‚Maske‘ von 2012/13 ebenso wie mit
Samuel Segers Fundstücken Hemd, Trommel, Aschenbecher und Autoreifen, die er in Glas
gerahmt präsentiert.
Man kann gespannt sein, ob und wann der in Donaueschingen begonnene Dialog-Trialog an
anderer Stelle aufgegriffenen weitergeführt wird. Der insgesamt gut gelungene Katalog
könnte die Grundidee der Ausstellung über Baden-Württemberg hinaustragen und bekannt
machen. Eine kleine Einschränkung bleibt: Die bei der Eröffnung durch die Relikte einer
Performance ergänzte hochpoetische und hochpolitische Installation von Immanuel Preuss
und Miriam Lenz ‚In langen Scharen ziehen die Schatten ins Meer‘ von 2013 konnte
umständehalber im Katalog nicht in ihrer gültigen Fassung abgebildet werden. Die bei der
Performance ausgezogenen und an die Wand gehängten Kleider fehlen. Die Kleider können
als Portrait einer Person gelesen werden, die alles verloren hat. Sie verdeutlichen den Bezug
der Arbeit auf das Flüchtlingsdrama vor Lampedusa . Deshalb hilft der Katalog bei dieser
Arbeit leider nicht weiter.
ham, 27.11.2013
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