Daniel Hausig
dynamic light
Publikation zu den gleichnamigen Ausstellungen vom 23.6. – 8.9.2019 im Kunstmuseum Celle und vom 13.10.2019 – 19.4.2020 im Museum Ritter, Waldenbuch, herausgegeben von Julia Otto und Barbara Wildert mit Texten von Marli Hoppe-Ritter, Michael Schwarz, Robert Simon und den Herausgeberinnen
Kerber Art, Kerber Verlag, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-7356-0618-1, 160 Seiten, 121 farbige und 7 s/w Abbildungen, Hardcover, Format 24,5 x 28 cm, € 45,00
Der 1959 in Kreuzlingen, CH geborene Lichtkünstler Daniel Hausig lehrt seit 1999 als Professor für Licht und Intermedia an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Er lebt und arbeitet in Hamburg und Saarbrücken und gilt als einer der wichtigen innovativen Vertreter der aktuellen Lichtkunst. Licht ist für ihn seit über 30 Jahren das zentrale künstlerische Ausdrucksmittel. Es ist so raumgreifend wie Klang (vergleiche dazu und zum Folgenden https://www.swr.de/swr2/kunst-und-ausstellung/Ausstellung-Der-Lichtkuenstler-Daniel-Hausig-Dynamic-light-in-Waldenbuch,dynamic-light-im-museum-ritter-waldenbuch-100.html). Es hat etwas wie eine Sphäre und ist dreidimensional. Man kann in Hausigs Licht- und Farbräume eintauchen wie in einen Pool. Seine Farben kommt nicht aus der Tube, sondern aus der Steckdose: Er beschäftigt sich mit Elektrolumineszenz (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrolumineszenz), mit Objekten und Stoffen, die durch die Anregung von Strom Licht emittieren und aus sich selbst heraus leuchten. Am spektakulärsten erscheint sein transportabler Lichtschlauch, mit dem er prekäre Orte in Vorstädten, ruinöse Abrisshäuser, Industriebrachen und Parkplätze in ein kaltes LED-Licht taucht und den er in Hotelzimmern und Wohnungen skulptural inszeniert. „Personen sind nur selten Teil der Bildwelt, und wenn, dann eher als Randerscheinung […]. Aber auch wenn der Mensch in persona abwesend ist, schwingt er als Thema immer mit und ist indirekt präsent, denn er hat Spuren hinterlassen, und der jeweilige Ort erzählt von seinem Leben“ (Barbara Willert S. 14).
Hausigs ›weißer Python‹ „besetzt Straßenränder und Bebauungsgrenzen, er schlängelt sich entlang von Mauerwerk und Gebautem, stößt in Gärten und Höfe vor, markiert Ufer- und Grenzlinien, schleicht sich sogar in die Wohn- und Hotelzimmer ein, deren Mobiliar er vereinnahmend ›abtastet‹ […]. Den konzeptuellen Akt der Invasion versteht der Künstler als Möglichkeit der Auseinandersetzung mit dem urbanen und privaten Raum samt seiner soziokulturellen Komponenten. So steht die helle Schlange auch metaphorisch für den aktuell mit der Verwendung neuer Lichtmittel einhergehenden Lichtwandel […]. Für Hausigs Lichtschlauch passt das archetypische Bild der Schlange auch deshalb gut, weil ihr grelles LED-Leuchten ein synthetisch simuliertes ›falsches‹ Weiß ist, erzeugt von blauen Dioden, die mit einer gelben Phosphorschicht überzogen sind […]. Sein gleißendes Leuchten trifft auf das Dämmerlicht der nächtlichen Szenarien, der inszenierte Eingriff auf den realen Ort, die abstrakte Qualität der Lichtlinie auf das Narrativ der Schauplätze, die Lichtskulptur auf das Medium der Fotografie. Daniel Hausig führt in diesen Arbeiten zusammen, was nicht zusammengehört, und folgt darin dem Prinzip der Irritation, das seit dem Surrealismus die neuere und zeitgenössische Kunst durchdringt“ (Barbara Willert S. 17 f.)
Die vorliegende Publikation stellt Lichtkunstobjekte von Hausig aus den letzten 30 Jahren und gibt darüber hinaus „einen umfassenden Einblick in sein fotografisches Œuvre“ (Marli Hoppe-Ritter und Robert Simon S. 7).
ham, 30. November 2019