Sonderausgabe der Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 30. Juni – 21. Oktober 2018 im Museum Barberini, Potsdam, herausgegeben von Ortrud Westheider und Michael Philipp mit Beiträgen von Janice Bretz, Hubertus Butin, Dietmar Elger, Valerie Hortolani, Matthias Krüger, Kerstin Krüger, Ortrud Westheider und Armin Zweite
Museum Barberini, Potsdam / Prestel Verlag München 2020, ISBN 978-3-7913-5991-5, 240 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 30 x 24,2 cm, € 19,99
Über den 1932 in Dresden geborenen Gerhard Richter (vergleiche dazu etwa https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Richter und https://www.gerhard-richter.com ), seinen Weltruhm (vergleiche dazu etwa https://www.capital.de/leben/50-jahre-kunstkompass-das-sind-die-groessten-kuenstler-in-2020), die für seine Werke erzielten Preise (vergleiche dazu etwa https://www.artinfo24.com/kunstmarkt/news-1411.html und https://www.abendzeitung-muenchen.de/kultur/kunst/der-teuerste-kuenstler-der-welt-art-487436) und sein Vermögen (vergleiche dazu https://vermoegen.org/gerhard-richter-vermoegen/) ist so viel geschrieben worden, dass man darüber kein weiteres Wort verlieren muss.
Für sein kaum vollständig auslotbares ausdifferenziertes und überaus vielfältiges Werk gilt anderes. Deshalb wurde die 2018 von Dietmar Elger und Ortrud Westheider mit Valerie Hortolani in Zusammenarbeit mit dem Gerhard Richter Archiv, Staatliche Kunstsammlungen Dresden im Museum Barberini, Potsdam entwickelte Ausstellung ›Gerhard Richter, Abstraktion‹ (vergleiche dazu etwa https://kunstundfilm.de/2018/09/gerhard-richter-abstraktion/ und https://www.museum-barberini.de/de/ausstellungen/271/gerhard-richter-abstraktion) zurecht überschwänglich gelobt. Sie konzentriert sich nach den großen Einzelausstellungen 2002 im Museum of Modern Art in New York und 2011 in der Tate Modern, London, in der Neuen Nationalgalerie Berlin und im Centre Pompidou in Paris auf Richters Auseinandersetzung mit der Abstraktion von den 1960er Jahren bis zu neuen Arbeiten aus den Jahren 2016 und 2017 (vergleiche dazu https://www.google.de/search?q=gerhard+richter,+abstraktion&tbm=isch&chips=q:gerhard+richter+abstraktion,online_chips:museum&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiYl
dbOmqLtAhWFkKQKHT-aA7cQ4lYoAXoECAEQGw&biw=1399&bih=887). Der zur Ausstellung erschienene Katalog ist jetzt wieder als Sonderausgabe zugänglich.
Ortrud Westheider und Dietmar Elger setzen sich in der Publikation mit den abstrakten Strategien und Verfahrensweisen in Richters Gesamtwerk auseinander, Hubert Butin mit seinen Farbtafeln und Matthias Krüger mit seiner Rakel. Armin Zweite sieht Richters Auffassung, dass das Denken „beim Malen das Malen“ ist, schon bei Konrad Fiedler (1841 – 1895) angelegt. Er geht in seinem Essay von Richters erster in seinem Werkverzeichnis aufgeführten Arbeit mit dem Titel ›Tisch‹ aus dem Jahr 1962 aus (vergleiche dazu https://www.google.de/search?q=gerhard+richter+1962&sxsrf=ALeKk00H__Fqg5ZVFIwRXysT8U3R9v0wdg:1606399326436&tbm=isch&source=iu&ictx=1&fir=voDbj
imgrc=voDbj4L5-uocHM). Richter hat den Tisch nach einer Vorlage entwickelt und dabei in seinem Verhältnis zum Raum deutlich verändert, „wobei sich die volatile Eleganz in nüchterne Gediegenheit verwandelte. Anschließende Korrekturversuche scheiterten, so dass Richter die Komposition mit einigen heftigen Wischbewegungen zu löschen versuchte.
Zurück blieb ein großer, ovaler Fleck im Zentrum des Bildes, der mit seiner dynamischen Binnenstruktur zwischen der oberen und unteren Bildhälfte vermittelt … Die Trennung der Bildelemente und ihre symmetrische Anordnung veranschaulichen, dass trotz der rabiaten Verwerfung der Komposition ein wesentliches Moment der ursprünglichen Anlage des Bildes bewahrt bleibt, nämlich ihre kompositorische Ausgewogenheit … Das … knapp erläuterte Beispiel ließe sich so verstehen, dass in der Malerei das Machen – das heißt in diesem konkreten Fall das Auslöschen, Zerstören und Überformen – nicht nur vorrangig gegenüber dem Denken einzuschätzen sei, sondern dass dieses offensichtlich spontane Machen vielmehr an die Stelle des Reflektierens treten müsse. Sollte das zutreffen, dann würde Richter auf Überlegungen zurückgreifen, die bereits im späten 19. Jahrhundert“ von Konrad Fiedler formuliert worden sind (Armin Zweite S. 47). Die Formulierung ›Das Denken ist beim Malen das Malen‹ lässt sich dann weiter so verstehen, dass Richter eine Malerei intendiert, die „nicht unmittelbare Bedeutungen generiert, aber dennoch Sinn macht“ (Armin Zweite S. 56). Letztlich kommt es für Richter darauf an, dass man in einem Bild erleben kann, das „alles stimmt“ (Gerhard Richter im YouTube • Berlin-av-Interview vom 01.07.2018 zur Ausstellung ›Gerhard Richter, Abstraktion‹ in Potsdam).
ham, 26. November 2020