Jul 16

TAL R, Egyptian Boy

Von Helmut A. Müller | In Katalog, Kunst, Rezensionen

Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 23.03. – 20.04.2013 in Contemporary Fine Arts, Berlin mit einem Text von Kay Heymer
CFA Berlin / Snoeck Verlagsgesellschaft Köln, 2013, ISBN 978-3-86442-045-0, 56 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Hardcover gebunden mit Leinenrücken, Format 32,5 x 24,3 cm, € 29,80

Wer die Chance hätte, Tal Rs elementaren Nasen, Armen, Köpfen, Händen, Füßen, Geschlechtsteilen und Gesichter außerhalb des Kunstkontextes zu begegnen, könnte sich an das eigene erste Spiel oder an das Spiel seiner Kinder mit nassem Lehm erinnert fühlen und an den lebenslangen Versuch denken, sich ein angemessenes Bild von sich selber und von anderen Menschen zu machen. Vielleicht würden ihm aber auch Idole einfallen, denen er in archäologischen und völkerkundlichen Kontexten begegnet ist. Und schließlich könnten sich vor seinem inneren Auge Votivgaben konstellieren, die Gläubige in Wallfahrtskirchen hinterlassen, um sich für die Heilung von Krankheiten zu bedanken. Dass Tal Rs auf grob gezimmerten Sockeln präsentierte, mit ziegelroter, erdbrauner, cremeweißer, giftiggelber, stahlblauer und rosa Farbe bemalte und mit der Kürzel Tal/s und einer laufenden Nummer bezeichneten Keramikskulpturen bis zu 66 cm hoch, 90 cm breit und 28 cm tief sind, unterstreicht ihre Künstlichkeit ebenso wie ihr fließender Übergang zur Abstraktion. Deshalb würde sich die im außerkünstlerischen Kontext erwartbare Irritation aufzulösen beginnen, wenn man begriffe, dass es sich um Arbeiten eines Künstlers handelt, der sich offensichtlich den Zugang zu der kaum auslotbaren künstlerischen Kreativität von Kindern erhalten hat und seine Frage nach einem angemessenen Menschenbild bis an ihre Wurzel vorantreibt. Tal R ist 1967 in Tel Aviv geboren und lebt und arbeitet in Kopenhagen.
(ham)

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