Römer + Römer
Wo ist eigentlich gestern
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 10. Oktober bis 14. November 2015 in der Galerie Michael Schultz mit einem Essay von Johan Holten Galerie Michael Schultz, Berlin, 2015, ISBN 978-3-939983-64-4, 56 Seiten, eine schwarz-weiße und 21 Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung, Format 28 x 24 cm
Andy Denzler
Breakfast with Velászquez
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 21. November bis 12. Dezember 2015 in der Galerie Michael Schultz mit einem Essay von Christoph Tannert Galerie Michael Schultz, Berlin, 2015, ISBN 978-93 9983-66-8, 38 Seiten, eine schwarz-weiße und 13 Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung, Format 28 x 24 cm
Cornelia Schleime
Augen im Fokus – Schleife im Haar
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 21. November bis 12. Dezember 2015 in der Galerie Michael Schultz mit einem Essay von Ricarda Brosch Galerie Michael Schulz, Berlin, 2015, ISBN 978-3-93 9983-65-1, 68 Seiten, eine schwarz-weiße und 25 Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung, Format 28 x 24 cm
SEO
Die Teilung der Unendlichkeit
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung von 16. Dezember 2015 bis 24. Januar 2016 in der Galerie Michael Schultz mit einem Essay von Christoph Tannert Galerie Michael Schultz, Berlin, 2015, ISBN 978-3-939983-67-5, 58 Seiten, eine schwarz-weiße und 20 Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung, Format 28 × 24 cm
Sabine Sakoh
Demokratia
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 16. Dezember 2015 bis 24. Januar 2016 in der Galerie Michael Schultz mit einem Essay von Constanze Musterer Galerie Michael Schultz, Berlin, 2015, ISBN 978-3-939983-68-2, 48 Seiten, eine schwarz-weiße und 16 Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung, Format 28 × 24 cm
Jochen Proehl
Ripped Landscape
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 27. Februar bis 26. März 2016 in der Galerie Michael Schultz mit einem Essay von Necmi Sönmez Galerie Michael Schultz, Berlin, 2016, ISBN 978-3-939983-69-9, 60 Seiten, eine schwarz-weiße 23 Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung, Format 28 × 24 cm
Bernd Kirschner
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 21. Mai bis 18. Juni 2016 in der Galerie Michael Schultz mit einem Essay von Beate Reifenscheid Galerie Michael Schultz, Berlin, 2016, ISBN 978-3-939983-70-5, 56 Seiten, eine schwarz-weiße und 21 Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung, Format 28 × 24 cm
Damian Stamer
A Stone’s Throw
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 21. Mai bis 18. Juni 2016 in der Galerie Michael Schultz mit Essays von Jason Osborne und Michael Damiano Galerie Michael Schultz, Berlin, ISBN 978-3-939983-71-2, 48 Seiten, eine schwarz-weiße und 18 Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung, Format 28 × 24 cm
Die neuen Medien und die Möglichkeit, Tafelbilder am Computer vorzubereiten, geben der Malerei nach Peter Weibel und Christoph Schreier einen neuen Schub, führen zu ihrer Hybridisierung und könnten vielleicht zu einer Überlebensformel der Gattung werden (Vgl. dazu Christoph Schreier, Malerei als Bildkunst. In: New York Painting, Bonn / München 2015 S. 12 ff.). Die seit 1986 in der auf zeitgenössische europäische, amerikanische und asiatische Malerei spezialisierten Berliner Galerie Michael Schultz über Jahre hinweg gezeigten jungen und zum Teil von Schultz am internationalen Markt durchgesetzten Malerinnen und Maler belegen, dass die im ZKM Karlsruhe präferierte Sicht auf die Gattung vielleicht doch etwas einseitig ist und das enorme Selbsterneuerungspotential der Malerei unterschätzt: So setzen die 1968 und 1978 geborenen und heute in Berlin lebenden und arbeitenden Torsten und Nina Römer in ihren Ölmalereien nicht auf die für dieses Material typischen Zumischungen im feuchten Zustand der Ölfarbe und ineinander übergehende Farbverläufe, sondern auf lange Trocknungsprozesse und die Trennung der Farben. Damit stellen sie „die ureigene Qualität von Öl auf Leinwand“ auf den Kopf (Johan Holten, Wo ist eigentlich gestern. In: Römer + Römer S. 3). Die von der 1977 in Gwangju, Korea geborenen und heute in Berlin ansässige Koreanerin SEO in Europa eingeführte aufwändige Technik der Papiercollage auf Leinwand erneuert die Gattung durch den Rückgriff auf ein traditionelles koreanisches Arbeitsprinzip: „Ich habe in meinen Arbeiten stets das Thema der Globalisierung und ihre Auswirkungen auf die Umwelt, Kultur und den Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Dabei nutze ich die Technik der Collagierung, Dekonstruktion und Konstruktion von Bildelementen, um mich der Thematik sowohl formal als auch inhaltlich aus verschiedenen Positionen zu nähern und dabei immer wieder ‚das Wesen der Dinge‘ herauszuarbeiten“ (SEO in: SEO S. 3). Auch die in traditionellen Malereitechniken arbeitenden Cornelia Schleime, Sabine Sakoh, Jochen Proehl und Bernd Kirschner wenden diese im Miteinander mit den von ihnen bearbeiteten Themen Porträt, Aufbruch, Demokratie und Freiheit, Landschaft und Raumzeit so zeitgenössisch, dass der Gegenwartsbezug dieser Malereien unbestreitbar bleibt.
Unter den acht zwischen Oktober 2015 und Mai 2016 bei Schultz mit Katalogen vorgestellten Malern arbeiten allein Andy Denzler und Damian Stamer mit hybriden Formen der Malerei. Der 1965 in Zürich geborene, dort lebende und arbeitende Andy Denzler baut in der Bildfindung und Komposition seiner Serie Photo Frame Paintings aus dem Jahr 2015 auf eigene künstlerisch-dokumentarische Fotografien. „Bisher entstandenen zwölf Werke in Öl auf Leinwand […] sowie auf Karton […]. Erscheinungen der Verzerrung entstehen im eigentlichen Malprozess. Die Porträtierten sind Schauspieler, Models, Musiker oder Freunde des Künstlers aus Zürich und Berlin. Seine Leinwände präpariert der Künstler eigenhändig. Auf eine erste Kreidegrundierung folgt eine Schwarzuntermalung der Bildränder. Danach wird das Bild in Alla-prima- Malerei erarbeitet. Später wird die gemalte Ölschicht durch riskante Eingriffe mit dem Spachtel wieder abgetragen. Dabei legt der Künstler Wert darauf, »dass sich das Bild wie in einer Entwicklerschale in einer Dunkelkammer vom latenten zum sichtbaren Bild entwickelt« […]. Mit den Mitteln der Malerei folgt Denzler den Widersprüchen zwischen Schein und Sein, Wahrheit und Täuschung […]. Damit reflektiert er gleichzeitig das Verhältnis zwischen malerischen und fotografischen, filmischen und neuen medialen Abbildungskonzepten und rekapituliert die Diskussion um Realitätsbezug, Authentizität und Störung“ (Christoph Tannert, Granulare Oberflächen des Bildes. In: Andy Denzler S. 4 f.). Der 1982 in Durham, USA geborene Damian Stamer fährt von Zeit zu Zeit von Hillsborough aufs Land nach North Carolina, um an der South Lowell Road alte Tabak-Trockenschuppen und Weiden zu fotografieren. „Er kommt besonders gern her, wenn eine Wetterfront durchrollt und dann Feuchtigkeit in der Luft hängt. An diesen Tagen sieht er den Dunst hell-weißes Licht reflektieren, das wuchernde Gras sich in der Brise wiegen […]. In der Mitte steht die Scheune selbst […]. Stamer fotografiert, fährt zurück nach Hillsborough, macht Abzüge, breitet sie auf dem Tisch in seinem Atelier aus, und staunt darüber, wie unzulänglich die Schnappschüsse den Ort repräsentieren, an dem er gerade gewesen ist“ (Michael Damiano, Gemalte Vergangenheit. In: Damian Stamer S. 4). Erst die malerische Umsetzung seiner Fotografien vermag die vor Ort erspürten unsichtbaren Energien, das Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart und die Narben aufscheinen zu lassen, die die Zeit in die Landschaft eingeschrieben hat.
ham, 22. Mai 2016