Neue Ausstellung in der Sammlung Grässlin vom 13. Juli 2025 bis 31. März 2027
mit Arbeiten von Kai Althoff, Cosima von Bonin, Werner Büttner, Günther Förg, Georg Herold, Mike Kelley, Martin Kippenberger, Hans-Jörg Mayer, Reinhard Mucha, Manuel Ocampo, Albert Oehlen, Markus Oehlen, Tobias Rehberger, Chéri Samba, Jörg Schlick, Christopher Williams
Die Sammlung Grässlin versteht sich im Gegensatz zu anderen Privatsammlungen als eine Art Kollektiv, an dem die drei Familienmitglieder Bärbel und Sabine Grässlin sowie Carola Kraus beteiligt sind und in dem sich die unterschiedlichen Positionen widerspiegeln. Die Wurzeln der Sammlung Grässlin liegen in den 1970er Jahren, als die Eltern Dieter und Anna Grässlin begannen, Werke des Deutschen Informel zusammenzutragen. Das Konzept der Sammlung Grässlin zeichnet sich dadurch aus, dass die Familienmitglieder sich auf ausgewählte Künstlerinnen und Künstler der 1980er, der 1990er und der 2000 Jahre konzentrieren, von denen sie Werke aus allen wichtigen Schaffensphasen zusammentragen. Das Konzept der Sammlungspräsentation setzt auf eine Vernetzung mit der lokalen Stadtstruktur. Neben dem Kunstraum Grässlin besteht bereits seit 1995 das Projekt Räume für Kunst, das verschiedene, über die Stadt verteilt Räumlichkeiten als Ausstellungsorte nützt. So wird der Besuch zu einem Stadtspaziergang. Die 2004 gegründete Stiftung Grässlin trägt den Ausbildungsbetrieb.
Vom 13. Juli 2025 bis 31. März 2027 zeigt die Sammlung Grässlin im Kunstraum, Grässlin und den Räumen für Kunst in Sankt Georgen im Schwarzwald die Ausstellung „Im Land der Motive brennt kein Licht mehr“ (vergleiche dazu https://sammlung-graesslin.eu/ und https://www.bpar.digital/aktuelle-austellungen/im-land-der-motive-brennt-kein-licht-mehr/?utm_source=Newsletter_Museen&utm_medium=Email&utm_term=Newsletter&utm_campaign=Museen_KV).
Christian Malycha führt in dem zur Ausstellung erschienen 64-seitigen Katalog so in die Ausstellung ein: „In einer Welt, die vollends aus den Fugen geraten ist, widmet sich die Sammlung Grässlin mit der Ausstellung Im Land der Motive brennt kein Licht mehr »den schweren Themen« (Albert Oehlen) unserer Zeit. Die Ausstellung geht zurück an den Ursprung unserer aktuell nur schwerlich aushaltbaren Gegenwart.
Schon in den späten 1970ern und frühen 1980ern schien jede bequeme Gewissheit dahin zu sein. Von hehremWeltgeist oder gar Weltweisheit war nichts zu spüren. Ob gegen verschwiegene Verstrickungen in den Nationalsozialismus, gegen unter dem Deckmantel von Freiheit und Demokratie geführte Wirtschaftskriege oder etwa für einen bewussteren Umgang mit der Umwelt und sexuelle Selbstbestimmung, eine ganze Generation von Künstlerinnen und Künstlern lehnte sich angesichts der Kaputtheit der Welt gegen eine ebenso erstarrte wie verlogene Gesellschaft auf.
Um 1980 fiel die bisherige Welt auseinander, durch eine neue war noch nicht da. Also wurden die Finger künstlerisch auf alle gesellschaftlichen Wunden und blinden Flecken gelegt, ohne dass feststand, was richtig oder falsch, gut oder böse sei. Die Kritik folgte umgehend: Solche Kunst sei zynisch und menschenverachtend. Aus heutiger Sicht sollte man sich allerdings fragen, ob die damalige Drastik, Geschmacklosigkeit, Ironie und Zynismus nicht viel mehr Ausdruck einer zutiefst verzweifelten Menschlichkeit waren.
Auch 2025 fällt die bisherige Welt auseinander, ohne dass wir wüssten, wie eine neue aussehen könnte. Und wieder wird – mit wortreich-symbolischen Bekundungen – geschwiegen. Diesmal jedoch nicht aus Scham über die eigenen Verfehlungen, sondern aus Angst, etwas vermeintlich Falsches zu sagen und Verantwortung für das eigene Tun übernehmen zu müssen. Nur zeigt sich, dass politisch korrekte Reglementierungen den sozialen Zusammenhalt keineswegs stärken, sondern durch unausgesprochene Sprach- und Denkverbote spalten (»cancel culture«, »echo chambers« usf.). Wie wollen wir heute zusammen leben, wenn Zusammenleben nicht nur Teilhabe braucht, sondern immer auch Reibung?“ (Christian Malycha im Katalog Seite 4).
Die Sammlung Grässlin hat keine regulären Öffnungszeiten. Nach Vereinbarung und Kontakt mit dem Kunstraum Grässlin unter der Tel.-Nr. 07724 916 18 05 oder über das Mail jnfo@Sammlung-graesslin.eu kann die Sammlung im Rahmen eines geführten Rundgangs besichtigt werden. Der Katalog kann für eine Schutzgebühr und die Versandkosten über die Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt (mail@galerie-graesslin.de)oder die Sammlung Grässlin (info@sammlung.grasslin.eu) bezogen werden.
Fotos aus der Ausstellung finden sich unter dem Link https://sammlung-graesslin.eu/exhibitions/im-land-der-motive-brennt-kein-licht-mehr-41fd88f8/?tab=e-n-tab-title-104085192.
ham, 17. Juli 2025