Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 09.03. – 23.06.2013 in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden,
hrsg von Johan Holten und Elizabeth Peyton mit Texten von Dodie Kazanjian und dem Herausgeber
Kunsthalle Baden-Baden / Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2013, ISBN 978-3-86335-325-4, 104 S., zahlreiche Farbabbildungen, Leinen gebunden mit Prägedruck und Schutzumschlag, Format 29,3 x 23,3 cm, € 32,–
Riskante, kontroverse Diskussionen eröffnende und deshalb interessante Ausstellungen leben von den Umständen, die die Bereitschaft der Hauptakteure, auf dem Weg zu Ausstellungen Risiken einzugehen, befeuern und nicht behindern. Bei der von Johan Holten verantworteten Elizabeth Peyton-Ausstellung in der Kunsthalle Baden-Baden gehört die konzeptionelle Entscheidung der 1965 geborenen Künstlerin, sich in ihren Porträts von Musikern und Opernsängern auf den spannungsgeladenen entscheidenden Moment vor dem ersten Ton auf der Bühne zu konzentrieren, zu den günstigen Umständen. Weiter der biographische Hintergrund von Johan Holten, der bis zum Alter von 22 Jahren als professioneller Balletttänzer gearbeitet hat und der familiäre Hintergrund, dass sein Bruder der neue Direktor der Royal Opera in London ist. Über die weitere Entscheidung, sich in den repräsentativen Räumen des traditionsreichen Hauses auf einige wenige kleinformatige Monotypien und Ölmalereien zu konzentrieren, kann dann, wie etwa die Besprechung der Ausstellung von Adrienne Braun in der Stuttgarter Zeitung vom 15. März 2013 zeigt, heftig gestritten werden. Braun fragt, ob die sehr großzügig gehängten und in der Kunsthalle luftig verteilten Exponate den großen Museumsräumen auch nur „annähernd standhalten“ und sie antwortet: sie können es nicht. Die andere von Braun vorgetragene Kritik, dass sich die Malerin auf „Celibrities“ konzentriert, ist Peyton wohl bekannt. Im Katalog zur Ausstellung abgedruckten Gespräch zwischen Dodie Kazanjian und Elizabeth Peyton kann man folgende Passage lesen: „DK: Im Fokus der Ausstellung stehen also deine Arbeiten von Bühnenkünstlern – von / Jonas Kaufmann bis David Bowie. / EP: Ja. Ich muss eine Menge Kritik einstecken, weil ich angeblich Bilder von / Celebrities mache. Darum habe ich es immer vermieden, mehrere prominente / Persönlichkeiten zusammen in einer Ausstellung zu zeigen. / DK: Was hat dich dann bewogen, deine Meinung zu ändern? / EP: Letztendlich kann ich mich nicht selbst zensieren. Ich weiß ja, worum es in diesen Bildern geht. Sie zelebrieren das Kunstschaffen und Menschen, die ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Das ist es, woran ich glaube. Also dachte ich, warum es verbergen? Schau doch einfach mal, wie diese Bilder zusammen wirken. Ich hielt da für eine ziemlich coole Idee.“ Die hochsensible Kohlezeichnung ‚Kurt Cobain‘ (1995, Kohle auf Papier, 36,2 x 27,3 cm) und die Ölmalerei ‚Blur Kurt‘ (1995, Öl auf Hartfaser, 35,6 x 27,9 cm) rechtfertigen diese Konzentration ebenso wie das Porträt ‚David Bowie‘ (2012, Öl auf Aluminium, 35,6 x 28,6 cm), das den Künstler als selbstkritisch-nachdenkliche und doch entschlossene Persönlichkeit zeigt. Weiter die hochsensiblen
Aquarelle von Peter Doherty ‚Pete (Peter Doherty)‘ (2005, Aquarell auf Papier, 35,6 x 26 cm) und ‚Pete Doherty June 2007‘ (Isle of Wight‘ (2007, Aquarell auf Papier, 36,2 x 26 cm). Dass in der Ausstellung wie in jedem anderen künstlerischen Werk auch Wiederholungen und schwächere Arbeiten zu finden sind, ist nicht zu bestreiten. Diese Kritik wäre nur zu vermeiden gewesen, wenn Holten nicht, wie Braun nahelegt, mehr sondern noch weniger Arbeiten gezeigt hätte. Von der Ausstellung wird der von Walther König verlegte edel ausgestattete Katalog bleiben. Er erlaubt es, die Exponate der Ausstellung mit ausgewählten Fotografien von Bühnenauftritten der porträtierten Musiker zu vergleichen.
ham, 24.05.2013
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