Der kurz vor Kriegsende am 8. März 1945 als Sohn eines deutschen Wehrmachtsoffiziers und seiner Frau Cilly im Luftschutzkeller eines Krankenhauses in Donaueschingen geborene Maler und Bildhauer Anselm Kiefer hat sich schon in seiner Serie »Besetzungen« (Occupations) von 1969 mit der deutschen Geschichte und insbesondere mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt, als er sich an von Deutschland im Zweiten Weltkrieg besetzten Orten in Militäruniform beim Hitlergruß fotografieren ließ (vergleiche dazu etwa „Occupations 1969″ in Interfunktionen No. 12 unter https://harvardartmuseums.org/collections/object/339957 und Christian Weikop, ‚Occupations’: A Difficult Reception. In: https://www.tate.org.uk/research/in-focus/heroic-symbols-anselm-kiefer/difficult-reception-occupations).

Dass er sich 56 Jahre später mit 21 Arbeiten aus seiner Serie »Wasserfarben« auf das Nolde Museum Seebühl einlässt, ist nur konsequent: Das dem überzeugten Anhänger des Nationalsozialisten und großen Aquarellisten Emil Nolde gewidmete Museum erhält damit einen eigenen Stempel: „Anselm Kiefer verweigert uns Deutschen seit fünf Jahrzehnten die Möglichkeit, unserer Geschichte zu entkommen“, so Florian Illies am 6. Juli 2023 bei seiner unter der Überschrift „Der deutsche Lebenslügendedektor“ auf Anselm Kiefer gehaltenen Laudatio (vergleiche dazu https://www.nationalstiftung.de/wp-content/uploads/Illies-Laudatio_AnselmKiefer.pdf). „Das Neuartige und das Verwirrende von Anselm Kiefers künstlerischen Interventionen bestand darin, dass er gegen die[se] intellektuellen Verdrängungsversuche der Bundesrepublik körperlichen Widerstand leistete: Er hob den Arm, er tauchte, er grub. Er machte sich schmutzig. Anselm Kiefer wiederholte also als Künstler das, was er als kleiner Junge in den Trümmern von Donaueschingen erprobt hatte … Seine Werke halten uns vor Augen, dass es keinesfalls ausgemacht ist, dass wir uns aus der Vergangenheit auf die Zukunft zubewegen“ (Florian Illies, a. a. O.).

Der 2025 bei Schirmer/Mosel zur Ausstellung erschienene Katalog wurde von Heiner Bastian mit einem Vorwort von Christian Ring und Texten von Peter-Klaus Schuster und Heiner Bastian herausgegeben. Er hat die ISBN-Nr. 978-3-8296-1037-7, 104 Seiten, 33 Farbtafeln, Hardcover, Schutzumschlag, das Format 30,5 × 25 cm und kostet € 45,00 (D) / € 46,30 (Ö) / CHF 51,80. Er wird von Bücherfreunden als Sammlerstück geschätzt werden.

ham, 30. Juli 2025

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