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James Ensor

Von Helmut A. Müller | In Katalog, Kunst

Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 11. Juni bis 3. Oktober 2021 in der Kunsthalle Mannheim, herausgegeben von Inge Herold und Johan Holten mit einem Vorwort von Johan Holten und Texten von Inge Herold, Mathias Listl, Herwig Todts und Xavier Tricot

Deutscher Kunstverlag Berlin München / Kunsthalle Mannheim, 2021, ISBN: 9783422986350, 248 Seiten, 260 Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 27,5 x 23 cm, € 38,00 (D)

Der belgische Maler und Grafiker James Ensor (1860 – 1949, vergleiche dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/James_Ensorhttps://de.wikipedia.org/wiki/James_Ensor) ist vor allem als Maler der Masken bekannt geworden (vergleiche dazu unter anderem https://www.deutschlandfunkkultur.de/james-ensor-ausstellung-in-mannheim-der-maler-der-masken.1013.de.html?dram:article_id=498564). Seine 1927 von der Kunsthalle Mannheim angekaufte, 1937 von den Nationalsozialisten beschlagnahmte, dann versteigerte und heute im Musée des Beaux-Arts in Lüttich befindliche Malerei ›Der Tod und die Masken‹ (1897) und das 1956 als Ersatz angekaufte Stillleben ›Der tote Hahn (Stillleben mit Hahn)‹ (1894) sind zusammen mit dem umfangreichen Grafikbestand des Museums zum Ausgangspunkt der von Inge Herold kuratierten groß angelegten Ensor-Ausstellung geworden (vergleiche dazu unter anderem https://www.kuma.art/de/james-ensor, https://www.deutschlandfunkkultur.de/james-ensor-ausstellung-in-mannheim-der-maler-der-masken.1013.de.html?dram:article_id=498564 und https://artinwords.de/mannheim-kunsthalle-mannheim-james-ensor/).

Der zur Ausstellung erschienene klassisch wissenschaftlich aufgearbeitete Katalog dokumentiert neben den Werken der Ausstellung den neuesten Stand der Forschung und beleuchtet unter anderem Ensors Postmodernismus avant la lettre, seine Selbstdarstellungen, den Hintergrund seiner Maskendarstellungen, seine Stillleben, seine Christusdarstellungen und die Rolle Mannheims bei seiner Rezeption in Deutschland. Es macht neugierig, dass Herwig Todts in seinem Überblicksartikel ›Postmodernismus avant la lettre‹ vorschlägt, bis auf weiteres davon abzusehen, Ensors Kunst auf der Grundlage seiner Biografie zu interpretieren und stattdessen andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Seine Begründung: Eine seriöse Biografie stehe noch aus und Ensors Persönlichkeit sei immer noch schwer zu fassen.

„1896 führte Ensor das Gemälde … Das malende Skelett … aus. Es zeigt ein Atelier mit einem Skelett vor einer Staffelei, in den Händen Palette und Pinsel (vergleiche dazu die einschlägigen Bilder auf Seite 9 der Sonderveröffentlichung Weltkunst Sommer 2021 ›James Ensor‹: https://www.kuma.art/sites/default/files/kunsthalle_mannheim_james_ensor_weltkunst_spezialausgabe_juni_2021.pdf). Es stellt die ziemlich exakte Kopie eines Fotos von Ensor … auf dem Dachboden seines Elternhauses dar. Die Fotografie ist Schwarz-Weiß … Forschungsaufnahmen, die im Infrarotlicht gemacht wurden, enthüllen die Unterzeichnung, die Ensor auf die Tafel auftrug … In der Unterzeichnung folgt Ensor dem Foto genau. Er hat auch seine Gesichtszüge übertragen. Karen Bonne vom Ensor-Forschungsprojekt konnte jedoch nachweisen, dass Ensor, sobald er anfing, mit Ölfarbe zu arbeiten, beschloss, den Kopf in einen Schädel zu verwandeln. Natürlich ist die Verführung groß, ein Bild wie … Das malende Skelett, wie auch die Radierungen, Zeichnungen und Bilder, in denen Ensor sich persönlich darstellt, für den Ausdruck einer gequälten Psyche zu halten.

Es gibt kaum Interpretationen, die in eine andere Richtung deuten. Doch Ensors Briefe zeigen, dass er die Macht der Medien kannte und auch wusste, wie sehr die Öffentlichkeit danach begehrte, einen Blick auf den Menschen hinter dem künstlerischen Ausdruck zu erhaschen: ›Les épisodes de la vie d’artistes interessent beaucoup‹ …, schrieb er an einen Freund … Weitere Forschungen müssen zeigen, ob wir in diesem Werk den Selbstausdruck einer gequälten Seele sehen sollen oder das visuelle Markenzeichen eines Künstlers, der es liebte, groteske Späße zu machen“ (Herwig Todts S. 21 f.).

ham, 2. August 2021

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