Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 20.10. – 24.11.2013 im Mannheimer Kunstverein,
hrsg. von Martin Stather mit Texten von Jürgen Schilling und Martin Stather
Kerber Verlag, Bielefeld, 2013, ISBN 978-3-86678-909-8, 72 S., zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 24,5 x 30,5 cm, € 35,– (D) / SFR 45,90
Der 1964 in Pirna, Sachsen geborene Maik Wolf siedelt seine kosmologischen Endzeitszenarien im Tief- und nicht im Hochtemperaturbereich an. Nach den in seinen Malereien festbehaltenen Visionen wird die Welt keinen Wärme- , sondern einen Kältetod sterben. In der titelgebenden Serie ‚AstralMagma‘ erscheint der aus dem Erdmantel ausgetretene natürliche Gesteinsschmelzfluss, das Magma erstarrt. Das aus der Spitze eines Vulkankegels austretende rote Wölkchen deutet an, dass es auch in dieser Gegend einmal heiß gewesen sein muss. Aber über den vormals ziegelroten Horizont haben sich eisgraue Wolken gelegt. Eine Schneedecke hat die Mama- in eine winterliche Landschaft verwandelt. Es mutet närrisch an, wenn man weiß, dass man auf den Kältetod zugeht, Bäumchen pflanzt, Häuser baut und dann noch den Weg in die Zukunft mit roten Fahnen markiert. Vielleicht überragt deshalb die Fahnenstange mit der Narrenkappe an der Spitze das gesamte Bild.
In Wolfs Malerei ‚Kryoscape 1 Parnass 3‘ hat sich der Himmel ins Blau-Schwarze verdunkelt. Die Bäume, die an den beiden zentral hochragenden Sandsteinfelsen kleben, erscheinen zwar noch grün. Aber sie sehen aus, als seien sie gefriergetrocknet. Die auf den Felsen gebauten Häusern müssen einmal wie das St. Katharinen-Kloster im Sinai am Fusse des Moses-Berges Zufluchtsorte gewesen sein. Jetzt ist alles Leben aus den Häusern gewichen. Der Bildaufbau von ,Kryoscape 2 Mausoleum 5´ erinnert an Arnold Böcklins Toteninsel, auch wenn kein boot und kein See, sondern eine tiefgefrorene Landschaft auf die Insel führt. Böcklins Felsen sind in der Malerei in postmoderne Architekturen transformiert, deren Schächte Kältekammern für tiefgefrorene Tote bergen. Die Ruhe über dem Eispalast wirkt „trügerisch“ (Jürgen Schilling). Es bleibt offen, ob es nach diesem kosmischen Winter jemals wieder Frühling werden wird.
ham, 05.11.2013
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