Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 31.8.2023 – 7.1.2024 im Kunstpalast, Düsseldorf, und vom 9.3. – 23.6.2024 im Museum MORE, Gorssel, NL, herausgegeben von Kay Heymer und Maite van Dijk. Mit Texten von Kay Heymer und Maite van Dijk

Schirmer/Mosel, München, 2023, ISBN 978-3-8296-0990-6, 192 Seiten, 110 Farbtafeln, Einband kartoniert, mit Schutzumschlag, € 48 / € 49,40 (Ö) / CHF 55,20

Cornelius Völker wurde 1965 in Kronach geboren. Er hat von 1989 bis 1995 an der Kunstakademie Düsseldorf bei A. R. Penck und Dieter Krieg studiert, bei Krieg als Meisterschüler abgeschlossen und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seit 2005 hat er eine Professur für Malerei an der Kunstakademie Münster inne. Er gilt als einer der profiliertesten figurativen Maler seiner Generation in Deutschland. 

Seine Bildmotive sind äußerst vielfältig und sprengen den traditionellen Rahmen (vergleiche dazu https://www.google.de/search?sca_esv=578762367&sxsrf=AM9HkKmKU6WDtN4YOwHhAP8vge2QndZ7zQ:1698917298640&q=cornelius+v%C3%B6lker+bilder&tbm=isch&chips=q:cornelius+v%C3%B6lker+bilder,online_chips:museum+kunstpalast:hiOvytP76AY%3D&usg=AI4_-kQGQ0MkebQCTfgvHo3dr3BEMEGZSg&sa=X&ved=2ahUKEwis8dmQgKWCAxUVQ_EDHYaaCgYQgIoDKAB6BAgcEBI&biw=1112&bih=680&dpr=1). Er hat ein abgerissenes Pflaster, benützte Tampons, eine Schokoladentafel, Feinrippenunterwäsche, Teebeutel, Männer in Unterhemden und mit nackten Oberkörpern, Kokain, grell geschminkte Lippen, Kaffeetassen auf einem verschmutzten Tisch, einen Abfluss und eine große Werkgruppe Papier gemalt. Sie „reicht von Bücherstapeln bis zu leeren Blättern, Schnipseln und zerknüllten Post-its […]. Seine großformatige Darstellung gestapelter Kunstbände verweist ebenso wie das Gemälde einer Atelierwand mit angepinnten Postkarten darauf, dass auch das für Maler so eminent wichtige visuelle Gedächtnis nicht ohne Bücher denkbar ist. Papierstapel und verbrannte Bücher verdeutlichen verloren gegangene Information – sie reflektieren Zeit […]. 

Kommt man einem Gegenstand besonders nah, rückt auch die malerische Faktur seiner Darstellung ins Blickfeld, und hier wird oft sichtbar, wie ökonomisch und zeitsparend der Maler vorgehen kann. Blickt man etwa auf ein Gemälde wie die Buchkanten, so wird deutlich, wie Hunderte von Seiten der Bücher mit einzelnen Pinselstrichen erzeugt wurden, was einerseits den Eindruck großer Virtuosität hervorruft und andererseits eine erhebliche Zeitersparnis bei diesem spezifischen darstellerischen Problem bedeutet. Die malerische Faktur oder Handschrift von Cornelius Völker ist nicht allein wegen ihrer Ökonomie bemerkenswert, sie ist auch verantwortlich für die Stofflichkeit der von ihm gemalten Dinge. In den Blütenbildern präsentiert er welkende Blütenblätter auf einer dunklen, spiegelnden Oberfläche, und es ist ein großer Genuss, nachzuvollziehen, wie er die unterschiedlich weit vom Betrachter entfernten Blätter und ihre Spiegelungen in wenigen Pinselzügen überzeugend charakterisiert. Auch die sehr populäre Werkgruppe der Meerschweinchen und Hunde ist eine Demonstration vielschichtiger Darstellungsmöglichkeiten von Haaren unterschiedlichster Konsistenz“ (Kai Heymer S. 29 f.).

Für Maite van Dijk steht das Œuvre von Cornelius Völker in der Tradition trivialer Gattungen, die in Marcel Duchamps 1917 in New York ausgestelltem Urinal ihren Ausgang nimmt. „Die Motive auf seinen Gemälden werden in der Regel als gewöhnlich beschrieben. Dennoch scheint bei Völkers Themenwahl mehr im Spiel zu sein. Seine Motive wirken bei genauerem Hinsehen gar nicht so gewöhnlich. Zumindest könnte man sich die Frage stellen, inwieweit Waffen, Drogen, Körperwunden, blutige Pflaster und Tampons […] zur alltäglichen Realität gehören. Jedenfalls stammen sie nicht aus dem Leben des Künstlers, da es ihn ja wohl oft Mühe kostet, sich die erwähnten Dinge zu beschaffen. Völker malt immer den Gegenstand selbst, niemals nach einem Foto“ (Maite van Dijk S. 33). Er greift auf die negativ konnotierten Objekte zurück, „um die Aufmerksamkeit des Betrachters einzufangen und zu einem genaueren Hinsehen zu verleiten. ›Normalerweise achtet niemand auf herumliegende Kleidungsstücke, billigen Alkohol oder ein zerknittertes Stück Papier. Meine Gemälde werfen ein Licht auf diese unbeachteten Phänomene. Die Gemälde verleihen einen Mehrwert‹“ (Cornelius Völker / Maite van Dijk S. 39). 

ham, 2. November 2023

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