Publikation zur gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthalle, Bielefeld und Marta Herford vom 7. Juli bis 10. November.2024, herausgegeben von Nina Gerlach, Simon Vagts, Kunsthalle Bielefeld, Marta Herford, Kunstakademie Münster mit Texten von Benedikt Fahrnschon, Nina Gerlach, Dirk Hildebrand, Ann Christin Kreisel, Fabian Offert, Kathleen Rahn, Luke Smythe, Simon Vati, Christina Végh

Dieter Reimer Verlag, Berlin, 2025, ISBN 978-3-496-01714-1, 317 Seiten, 80, Farbabbildungen, Broschur, Format 24 × 17 cm, € 39.00 (D) | € 40,10 (A)

Das lateinische „post“ bedeutet gewöhnlich „hinten, nach hinten, dann, später, darauf, nachher, in Zukunft, außerdem, schließlich“. Unter einer „postheroischen Gesellschaft“ versteht man eine Gesellschaft, die sich bewusst von ihrer heroischen Vergangenheit distanziert hat und weniger Wert auf individuelle Helden und heroische Opfer legt. Die Postmoderne grenzt sich von der Moderne durch Skepsis und Ironie und Vielfalt statt Einheit ab. Die Neue Staatsgalerie in Stuttgart gilt als eines der bekanntesten Beispiele für postmoderne Architektur.

Nach dem griechisch-amerikanischen Informatiker und Gründer  des Massachusetts Institute of Technology’s Media Lab Nicholas Negroponte ist das Digitale gekommen, um zu bleiben.  Es ist so alltäglich geworden wie Wasser und Brot und wird bestenfalls nicht bemerkt. „Postdigital“ in diesem Sinn heißt dann so viel wie nicht abgeschlossen. Analoges gilt für die Wendung „postdigitale Malerei“. Sie meint schlicht das Miteinander von digitaler und analoger Malerei.

Die zu der Ausstellung „Zwischen Pixel und Pigment: Malerei in der postdigitalen Gegenwart“ erschienene Publikation (vergleiche dazu  https://www.reimer-mann-verlag.de/pdfs/Reimer-Mann_Vorschau_Fruehjahr-2025.pdf) erinnert an Pioniere der Computerkunst wie die französische Medienkünstlerin ungarischer Herkunft Vera Molnár, die1968 ihre ersten computergenerierten Kunstwerke geschaffen hat. „Um meine Forschungsserien wirklich systematisch zu verarbeiten, verwendete ich zunächst eine Technik, die ich ‚machine imaginaire‘ nannte. Ich stellte mir vor, ich hätte einen Computer. Ich entwarf ein Programm, und dann, Schritt für Schritt, realisierte ich einfache, begrenzte Serien, die aber in sich abgeschlossen waren, also keine einzige Formkombination ausließen“ (Barbara Nierhoff-Wielk: Vera Molnar. Promenades en carré. Hrsg.: Museum Ritter. Das Wunderhorn, Heidelberg 2020, ISBN 978-3-88423-644-4, Vera Molnar und der Computer – von der „machine imaginaire“ zur „machine reelle“, S. 12. und https://de.wikipedia.org/wiki/Vera_Molnár). 

Weiter an den österreichische Medienkünstler Peter Kogler, der den ersten Macintosch-Computer gleich nach seinem Erscheinen 1984 für die Generierung seiner Kunst eingesetzt hat und damals noch auf wenig Verständnis gestoßen ist (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Kogler und https://patriciagrzonka.net/wp-content/uploads/2018/11/90erjahre_musa_interviewkoglergrzonka.pdf) und  schließlich auch an Andy Warhol, der vom Sommer 1985 an mit dem ersten Amiga 1000 home computer by Commodore International gearbeitet hat (vergleiche dazu https://www.warhol.org/exhibition/warhol-and-the-amiga/). Ab 2000 etabliert sich das Postdigitale im Kunstsystem.

Die Ausstellung versammelt u.a. Positionen wie die von Albert Oehlen (*1954; vergleiche dazu https://www.google.com/search?client=safari&sa=X&sca_esv=92bdb361676e0929&rls=en&sxsrf=AE3TifMHFGIg6tjOQp1vobOUgkfvxGl9ig:1762334379344&q

=kunstwerke+von+albert+oehlen&si=AMgyJEts5X2W711i4-LK9bAXcqPyPEsTxrExZ3BZ7rIPJXh-IiVAzk00bHGztWmPWG_TkA1g2KXHuiOrI7ZAMpgBM_5Fnz3gkCa3OIE6IIAfSKD9bIKytgpwu9-qA8I1HdD5VJAf1eJ0o5h77x6NyZxqg8lOlkVuPQ%3D%3D&ved=2ahUKEwiQ15-V19qQAxVt8bsIHWDVOSIQw_oBegQIQxAB&ictx=1&biw=1079&bih=913&dpr=2), Charlotte Johannesson (*1943; vergleiche dazu https://www.instagram.com/charlotte.johannesson/?hl=de), Tishan Hsu (*1951; vergleiche dazu https://www.instagram.com/tishanhsu/?hl=de) oder Amy Sillman (*1955; vergleiche dazu https://www.artnet.de/künstler/amy-sillman/), die seit den späten 1980er Jahren die selbstverständliche Einflussnahme von digitalen Medien in ihren Werken thematisieren. Zu den Stars der Szene gehören die an der Kunstakademie in Karlsruhe lehrende Corinne Wasmuth (vergleiche dazu https://cdn.contemporaryartlibrary.org/store/doc/1056/docfile/original-2005b25c36c6a73390daa67b5fcdcf73.pdf) und Tim Berresheim (vergleiche dazu https://www.reinhardhauff.de/news/news-detail/group-show-zwischen-pixel-und-pigment-hybride-malerei-in-postdigitalen-zeiten-with-tim-berresheim-840).

ham, 4. November 2025

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