Publikation zu den Ausstellungen vom 12.05. – 01.07.2012 im Kunstmuseum Heidenheim, vom
01.03. – 05.05.2013 im Badischen Landesmuseum Karlsruhe: Schloss Neuenbürg, vom 06.07. –
17.11.2013 im Museum beim Markt Karlsruhe, vom Mai – Juni 214 im Kunstmuseum Ahlen und vom
September – Oktober 2014 im Angermuseum Erfurt. Hrsg. von Margret Eicher und den genannten
Museen mit Texten von Wolfgang Ullrich, René Hirner, Burkhard Leismann, Kai Uwe Schierz,
Harald Kunde und Katja Schmitz-von Ledebur
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2013, ISBN 978-3-7757-3498-1, 120 S., 114 Abbildungen, Hardcover
gebunden, Format 22,7 x 33,6 cm, € 40,–
Die 1955 in Viersen geborene Fritz Schwegler- und Rolf Sackenheim-Schülerin Margret Eicher ist
schon in den 1990er Jahren durch ihre CopyCollagen aufgefallen und mit ihren ab 2000 entstehenden
Tapisserien international bekannt geworden. Für Wolfgang Ullrich sind Eichers Teppiche „opulente
und gewitzte Bildspektakel, die … auf eine gewandelte Rezeptionshaltung regieren: Aus vielen
Elementen zusammengestellt, zitieren sie Bekanntes und weniger Bekanntes; sie erheben keinen
Anspruch, originär zu sein… Inhaltlich greift Eicher das auf, was in einer auch sonst vielfach sich
rearistokratisierenden Gesellschaft am meisten interessiert. Sie gibt dem neuen Adel – den Celebrities
und Stars – eine Bühne. Vom Sportler bis zum Philosophen, vom Politiker bis zum Topmodel tauchen
vor allen die Personen auf, die besondere mediale Resonanz und damit Prominenz genießen… – die
Gewinner innerhalb der Ökonomie der Aufmerksamkeit…“(Wolfgang Ullrich). Für René Hirner setzt
sich Margret Eicher in ihrer Kunst mit unserer medial geprägten Bildwelt und den Phänomenen von
Sex and Crime auseinander. Hirner erinnert unter anderem an die Repräsentations- und
Propagandatapisserien in feudalen Gesellschaften und grenzt sie von der öffentlichen Wahrnehmung
in massenmedial geprägten Gesellschaften ab. Die heute von der Werbe- und Medienindustrie
erzeugten Bilder und Bildmuster sind für Hirner „das eigentliche Thema der … Tapisserien“ (René
Hirner). In ihrer Tapisserie „Das Lob der Malkunst‘, 2013, digitale Montage/Jacquard, 290 x 430 cm
verschmelzen Referenzen an die gleichnamige Malerei des niederländischen Barockmalers Jan
Vermeer von vermutlich 1666 mit Referenzen an das ‚Mädchen mit dem Perlenohrring‘ und
Erinnerungen an Martin Kippenbergers Bild ‚Paris Bar‘ von 1992 und an ein Porträt von Gerhard
Richter. Die „Praxis der konzeptionellen Kunstproduktion, bei der die Idee und nicht die Realisierung
entscheidend ist, wird im Gobelin von Margret Eicher durch Kippenberger selbst verkörpert, der hier
mit Fliege, Sonnenbrille, Cocktailglas recht dandyhaft daherkommt und die mit Werk und Person
verbundene Ironie, den Witz und den Sarkasmus nonchalant symbolisiert. Sozusagen sein
Gegenspieler, der Maler Gerhard Richter, seit vielen Jahren der unbestrittene Superstar der deutschen
Kunstszene, steht hingegen eher wie ein letzter Gigant der Moderne in diesem geistigen
Spannungsfeld: Für ihn gehören Konzept und Ausführung einer künstlerischen Strategie noch immer
untrennbar zusammen, und das bedeutet auch, dass der physische Korpus seines Bildes der manuellen
Hingabe ebenso bedarf wie der klärenden Reflexion des Intellekts. Wem dieser beiden Protagonisten
letztlich der krönende Lorbeer gebührt, bleibt an dieser Stelle selbstverständlich offen; sicher scheint
nur, dass die ungebrochene Faszination der analogen Malerei selbst bis in die digitalen
Verheißungsräume der Medienmontagen von Margret Eicher durchschlägt“ (Harald Kunde). Ob
Richter und Kippenberger in Fragen der eigenhändigen Bildproduktion tatsächlich immer andere
Wege gegangen sind, darf freilich bezweifelt werden, wenn die Aussage von dem einen oder anderen
Richter-Schüler stimmt, dass auch sie an Richters Bilder Hand angelegt haben.
(ham), 20.03.2013

Download  Margret Eicher – Digital Tapestries. Once upon a time in massmedia

 

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