Herausgegeben von Erika Wäcker-Babnik und Stefan Graupner mit Texten unter anderem von James E.
Young, Dorothée Bauerle-Willert, Joanne Wieland-Burston, Peider A. Defilla und den Herausgebern

Deutscher Kunstverlag Berlin München, 2017, ISBN 978-422-07438-5, 112 Seiten, 45 farbige Abbildungen,
Hardcover gebunden, Format 21,5 x 28,5 cm, € 24,90 (D)

Erinnerungen an religiöse, staatliche und familiäre Ereignisse gehen verloren, wenn sie nicht gepflegt und an
die nächste Generation weitergegeben werden. Neben familiären haben sich öffentliche Formen des
Gedenkens an Jahrestagen wie der Reichspogromnacht eingebürgert. Dazu kommen Mahn- und Denkmale
im öffentlichen Raum. Letzteren wird von Kritikern nachgesagt, dass sie eher dem Vergessen als dem
Erinnern dienen. „Das Denkmal, so wird allgemein befürchtet, droht zum Alibi zu werden und einen
Schlussstrich zu setzen; die Aufgabe des Erinnerns wird auf das Denkmal übertragen. Die Setzung eines
einmaligen, dauerhaften, zentralen Zeichens entlastet von der aktiven, kontinuierlichen, kommunikativen
Arbeit der Erinnerung; es droht die Aufmerksamkeit von den Tatorten der Verbrechen abzulenken […]. An
die Stelle geistig verinnerlichter Erinnerung tritt ein veräußerlichtes Bild, dem man eine […] selbstwirksame
Kraft zuschreibt“. Denkmäler sind kulturelle Texte, „verfasst im extrem restringierten Code einer plakativen
Symbolik“. Sie sind Träger der Identitätsvergewisserung. Ihr performativer Metatext lautet: „›Du sollst nicht
vergessen‹“ (Aleida Assmann, Wozu nationales Gedenken? In: Erinnern, vergessen, verdrängen: polnische
und deutsche Erfahrungen, herausgegeben von Ewa Kobylińska, Andreas Lawaty S. 117).

Der 1955 in Karlovy Vary, ČSSR geborene und heute in München und im Bayrischen Wald lebende und
arbeitende Bildhauer Werner Mally dürfte bei seiner Skulptur RESTLICHT nicht nur aus praktischen und
ausstellungsstrategischen, sondern auch aus den knapp skizzierten inhaltlichen Gründen auf eine temporäre
Form des Gedenkens gesetzt haben (vergleiche dazu https://www.google.de/search?
q=werner+mally+restlicht&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwi26vr6mLnXAhXGnRo
KHWfEDr8QsAQINQ&biw=1653&bih=936). Auslöser von RESTLICHT waren die Aufzeichnungen des
Großvaters seiner Ehefrau aus dem Konzentrationslager Schwarzheide (Sachsenhausen). Die skulpturale
Form von RESTLICHT geht auf den Wettbewerb für eine Mahn- und Gedenkstätte auf dem Gelände der am
9. November 1938 in Schwerte zerstörten Synagoge zurück. Mallys damals nicht berücksichtigter Entwurf
konnte im Kontext der 5. Schweizerischen Triennale der Skulptur in Bad Ragaz (CH) und Vaduz (FL) von
12. Mai bis 4. November 2012 realisiert werden und ist seither unter anderem in
Geisenfeld (Oberbayern), München, Berlin, Köln und Haar bei München an markanten Orten aufgestellt
und schließlich von der Gemeinde Haar gemeinsam mit dem Isar-Amper-Klinikum München-Ost angekauft
worden.

ham, 12. November 2107

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