Stipendiatinnen und Stipendiaten des Arbeitsstipendiums für Bildende Kunst des Berliner Senats
2012
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des RealismusStudios der Neuen Gesellschaft für Bildende
Kunst (NGBK) vom 19.01. – 10.02.2013, hrsg. von der NGBK mit Texten unter anderem von Jörg
Heiser, Maria Linares und einem Vorwort von Karin Rebbert.
NGBK Berlin 2013, ISBN 978-3-938515-50-1, 128 S., ca. 120 Farbabbildungen, Klappenbroschur,
Format 24,1 x 18 cm, € 14,–
Unter den 15 mit einem Arbeitsstipendium in Höhe von jeweils 12.000 € ausgezeichneten
Stipendiatinnen und Stipendiaten des Arbeitsstipendiums für Bildende Kunst des Berliner Senats
2012 fallen Sunah Choi, Patrycja German und Nasan Tur auf. Die 1968 in Busan, Korea, geborene und
in Berlin arbeitende Sunah Choi interessiert sich für die Schönheit von Ausschnitten von städtischen
Lebenswelten. Dazu tastet sie ihren Fotoserien „die Oberflächen von Gegenständen oder städtischen
Lebenswelten nach der Schönheit von im Ausschnitt gefundener Abstraktion ab….“ (Jörg Heiser). Die
1979 in Wroclaw, Polen. geborene und in Berlin lebende Performerin Patrycja German arbeitet in
ihren auf Langfristigkeit und Variation angelegten Performance-Serien mit sparsamsten Requisiten,
ihrem Körper und direkter personaler Kommunikation, die sich für Außenstehende wenn überhaupt
nur durch Imagination erschließt. So ist sie 2011 im Hospitalhof Stuttgart an einem mit zwei Stühlen
bestückten Tisch als Kartenlegerin aufgetreten, die ihrem Gegenüber gegen eine kleine Gebühr die
Zukunft aus den Karten liest. In ihrer in Berlin gezeigten Arbeit ‚Lustgewinnung/Leidvermeidung‘
trägt sie ein Kleid, „das mit einer Megadosis hochkonzentrierter synthetischer Kopuline besprüht ist.
Kopuline sind Sexuallockstoffe, die während des Eisprungs in den Vaginalsekreten vorkommen. Sie
werden unbewusst vom Vomeronasalorgan wahrgenommen und steuern maßgeblich menschliche
Emotionen und sexuelle Anziehung. An einer Frau wahrgenommen haben sie einen positiven Einfluss
auf die Bewertung ihrer Attraktivität und bewirken beim Mann einen Anstieg des Testoseronspiegels
um 150 % und verstärken damit sein Libido. Bei der Trägerin erhöhen Kopuline ebenfalls die
Paarungsbereitschaft und heben ihre Stimmungslage. Andere Frauen können sie irritieren und ihre
Rivalität schüren“ (Patrycja German). Der 1974 in Offenbach geborene und in Berlin lebende und
arbeitende Nasan Tur setzt sich in seinen Arbeiten mit dem Menschen, seiner komplexen Interaktion
mit der Gesellschaft und seiner Identität als autonomem und sozial agierendem Wesen auseinander
(Guido Fassbender). „Kunst ist für Nasan Tur das Werkzeug, mit dem sich gesellschaftliche Muster
und Konstellationen aufbrechen und hinterfragen lassen“ (Guido Fassbender). Dazu hat er sich unter
anderem für sein Passbild einen klassischen „Türkenschnauzer“ wachsen lassen und damit seine
deutschen Freunde irritiert und Türken und Araber erfreut. Seine auf Hochglanz polierten und in den
Kunstkontext verfrachteten gebrauchten schwarzen Schuhe lassen raten, wer in welchen Kontexten
in diesen Schuhen zu Hause war. Und sein an die Wand gesprühtes Bekenntnis ‚Sandra ich liebe dich‘
wächst sich während seiner Performance ‚City says…‘, 2007-2012 / ‚Berlin says‘…, 2007 zu einem
veritablen all-over-Sprühbild in den Räumen der Galerie Jette Rudolph, Berlin. aus.
(ham)
Download: Selected Artists 2012
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