Kataloge zur gleichnamigen Ausstellung vom 12.04. – 28.05 2104 in der Galerie Molliné, Stuttgart,
herausgegeben von Frank Molliné mit einem Gespräch zwischen Berthold Naumann und Robert Steng
Galerie Molliné Stuttgart, 2014, 40 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, Broschur, Rückstichheftung Format 24 x 17 cm
Im Kunstverein Brackenheim läuft noch bis zum 20. Dezember 2015 die konzentrierte und stringent
inszenierte ,Robert Steng, Real Things’. Die konsequent auf den Raum abgestimmte Ausstellung legt es
nahe, an den 2014 in einer gedruckten und einer Online- Version erschienen Katalog ,Robert Steng, Empty Boxes’ zu erinnern (vgl. dazu http://www.galerie-molline.de/publikation_Steng_web.pdf).,Empty Boxes’ hatte neben Stengs aus gebrauchten Möbeln gefertigten, zwischen Bild, Wandobjekt und Skulptur
changierenden minimalistischen Bildobjekten auch verspieltere frühere skulpturale Installationen
vorgestellt, so die Installation ,Palme’, 2008, alte Bauernhaustreppe, 245 cm x Maße variabel, die
Skulptur ,Brunnen’, 2008, Jatoba, Nebelmaschine, diverse Materialien, 76 x 76 x 83 cm und einen in
ein ,Shadow Piece’ (2013,Tischgestell, Sägefurnier, 200 x100 x78 cm) transformierten Tisch.
Die Brackenheimer Ausstellung beschränkt sich dagegen auf Stengs an Robert Artschwager erinnernde
strenge, die Augen täuschende Bildobjekte und setzt auf deren bestechenden sinnlichen Reiz: Im ersten
Moment meint man, in die Wand eingelassene Schubladen und aus der Wand heraustretende Balken zu
sehen. Erst beim zweiten Blick realisiert man, dass die Bildobjekte flach an der Wand hängen. Der 1972 in Bietigheim-Bissingen geborene und seit 2000 in Stuttgart lebende Künstler, Möbelbauer und Musiker Robert Steng erläutert die Wirkung seiner Arbeiten im Gespräch mit Berthold Naumann wie folgt: „B.N.: Bei den >Empty Boxes< gibt es die Spannung, dass sie mit Bildhauerei zu tun haben, mit
Volumen, mit Dreidimensionalität, mit echtem Material, aber gleichzeitig haben sie durch die
Zentralperspektive und die Hängung an der Wand Merkmale von zweidimensionalen Bildwerken. Praktisch
zeigst du wieder ein Bild von einer Kiste und keine echte Kiste, aber durch das Material und die
perspektivische Abbildung ist einem die Kiste sehr präsent. R.S.: Das funktioniert nur, wenn man das nur andeutet, wenn ein imaginärer Raum entsteht. Ich habe auch schon versucht, Kisten als dreidimensionale Objekte einfach hinzustellen, aber die haben nie genügend Kraft entwickelt, dass ich sie als Kunstwerke befriedigend fand. Aber wenn du die Kiste als imaginäre Kiste an die Wand hängst, dann hat das eine suggestive Kraft. Durch die Assoziationen, die ausgelöst werden, stellst du deinen Blick in Frage. Es ist Bildhauerei, es sind wirkliche Objekte, man könnte sie z.B. auf einen Sockel stellen, denn es gibt ja zwei Seiten. Obwohl sie flach an der Wand hängen, sind es Skulpturen. Sie erinnern auch an ein Trompe-l´æil. […] Wenn man sie als Trompe-l´æil sieht, ist es bei den Boxen so, dass sie nach hinten fluchten, man sieht in sie hinein, sie gehen in die Tiefe des Raumes oder in die Wand hinein. Die Balken dagegen haben die Präsenz von einem massiven Material. Die Box wird ein Behälter, der Balken verdrängt den Raum. Das ist ganz klassisch“ (Berthold Naumann / Robert Steng S. 36 f.)
Dass der rührige Brackenheimer Kunstverein Steng im Erdgeschoss des aus dem Jahr 1700 stammenden
sogenannten Flüchttors zeigen kann, verleiht den zugleich wand- und raumbezogenen Bildobjekten einen
zusätzlichen Reiz. Inmitten von Stengs „Kisten“ und „Balken“ beginnt man sich auszumalen, wie lange in diesem Raum schon mit Holz gearbeitet worden ist, imaginiert, wie es in dem Raum gerochen haben könnte und stellt sich vor, was alles Steng aus den dort hergestellten Weinfässern, Bütten und Zubern hätte machen können. Das im Jahr 1700 gebaute Haus diente der geistlichen Verwaltung einstens als Bindhaus und Fruchtkasten; im Ausstellungsraum wurden Fässer gebunden.
ham, 30.11.2015
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