Persönlichkeiten im Zeitgeschehen, begründet von Joachim Kuropka (☨) (Universität Vechta), Band 15

LIT Verlag, Berlin – Münster – Wien – Zürich – London, 2021, ISBN 978-3-643-25019-3, 420 Seiten, 72 schwarzweiße Abbildungen, ausführliches Personenverzeichnis, Broschur, € 29,90 (D) / CHF 29,90

Die Lebenserinnerungen des am 16. September 1935 als Manfred Wilhelm Maier geborenen Manfred Richter setzen mit seiner Taufe in der katholischen Kirche von Stockheim (vergleiche dazu https://www.kath-kirche-zabergaeu.de/gebaeude/unsere-kirchen/st-ulrich/) und den gemeinsamen Besuchen seines aus einer Augsburger Familie von Mühlenbesitzern stammenden evangelischen Vaters Gottfried Richter (vergleiche dazu https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Treffen-Die-Spur-der-Gartenkunst-id35565627.html) und seiner katholischen Mutter Magdalena Maier im Kinderheim in Ludwigsburg ein und schließen mit einem „unvorgreiflichen“ Ausblick auf eine weltweite, Rom, Byzanz, die konfessionellen Weltbünde und Genf umfassende Ökumene (vergleiche dazu ›Für eine erste gesamtökumenische Enzyklika: Ein Plädoyer von Pfarrer Manfred Richter, Berlin‹: https://religionsphilosophischer-salon.de/9805_fuer-eine-erste-gesamtoekumenische-enzyklika-ein-plaedoyer-von-pfarrer-manfred-richter-berlin_aktuelle-buchhinweise/theologische-buecher). Mit dem veralteten „unvorgreiflich“ nimmt sich Richter zurück und prescht doch zugleich weit vor. „Unvorgreiflich“ steht dafür, dass er mit seinem Ausblick auf eine gesamtökumenische Enzyklika niemand vorgreifen will, aber zugleich durch seine Biografie selbst für eine allumfassende Ökumene steht:

Er war mit der Hochzeit seines Vaters mit Luise Strohwasser 1938 in die neu gegründete Familie gekommen und damit zu Manfred Richter geworden. In der Volksschule hat er den evangelischen Glauben kennengelernt. Der Vater hatte ihn in München-Pasing 1943 als „gottgläubig“ angemeldet und verfügt, dass er am Evangelischen Religionsunterricht teilnehmen wird. „Ich sollte mir, erklärte er mir später, selber ein Urteil bilden können in Glaubenssachen. Ich danke ihm das bis heute. Dabei war er selber nicht mehr in der Kirche“ (Manfred Richter, Pfarrer. Ökumenisch. S. 40). Aus den katholisch-evangelischen Anfängen ist eine ökumenische Existenz geworden, die Richter in ihrem Werden nachzeichnet. „Meine Taufe war römisch-katholisch. Christ wurde ich, nach gutem Religionsunterricht (einschließlich Augustinus!) lutherisch; meine Wendung zur Theologie verdanke ich Romano Guardini, dem römisch-katholischen Kulturwissenschaftler und Vorkämpfer der Ökumene in NS – Zeiten. Meine Ordination verpflichtete mich der Una Sancta, für die ich in Württemberg und dann in Berlin, hier in einer Kirche der (protestantischen) Union tätig wurde, wo wir bereits in einer einzigen großen und „vielfarbigen“ (Eph. 3, 10) christlichen Gemeinschaft jeglicher Couleur leben. Wie könnte es also anders sein, als für „eine“ Stimme und auch „eine Gestalt“ der Kirche zu kämpfen, damit sie endlich in ihrer welt – bewegenden Botschaft glaubwürdig würde?“ (Manfred Richter, Für eine erste gesamtökumenische Enzyklika, a. a. O.)

Auf ein Einser-Abitur am Humanistischen Gymnasium München-Pasing, breit angelegten Studien der katholischen und evangelischen Theologie und der Philosophie an den Universitäten München, Heidelberg, Göttingen und Tübingen und die Hochzeit mit Heidi, geborener Postel folgten eine Assistentenzeit bei dem Neutestamentler Ernst Käsemann in Tübingen, eine nicht ergriffenes Promotionsangebot, die Studentenpfarrstelle in Tübingen und die Gemeindepfarrstelle in Neustetten-Remmingsheim (vergleiche dazu und zum Folgenden https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Richter_(Theologe)). Dort wurden auch die fünf Kinder Pascal, Daria, Ara, Kaspar und Raban geboren. Dazu kam ein Zweitstudium der Pädagogik, in dem der Zweig Erwachsenenbildung enthalten war. Dieses Zweitstudium hat ihm 1974 bei seiner Bewerbung für die Leiterstelle des Hauses der Kirche für Berlin (West), dem neuen Zentrum der Kirche im westlichen Berlin für kirchliche Erwachsenenbildung und Gemeindearbeit, geholfen. 1976 wurde er Direktor des Evangelischen Bildungswerks Berlin und ab 1984 zugleich Präsident der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Europa. 1991 gehörte er zu den Mitbegründern der Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche, Artheon (vergleiche dazu https://www.artheon.de) und  1992 zu den Mitbegründern der Deutschen Comeniusgesellschaft. Von 1993 bis 2005 hat  er den Kunstdienst der Evangelischen Kirche am Berliner Dom geleitet.

Einen Schwerpunkt in Richters Memoiren bilden neben familiären Ereignissen, den Kindern und Reisen seine Auseinandersetzung mit Comenius als einem der Vordenker im Konzilien Prozess. 2014 wird Richter mit seiner Comenius betreffenden historisch orientierte Dissertation an der Natur- und Geisteswissenschaftlichen Universität Siedlce, Polen, zum Dr. phil. promoviert (vergleiche dazu „Johann Amos Comenius und das Colloquium Charitativum von Thorn 1645. Ein Beitrag zum Ökumenismus“, 2013, 545 Seiten. 2. Aufl. Copernicus Verlag Münster 2018. Quellen und Darstellungen zur Geschichte Westpreussens 41). 

ham, 17. Januar 2022

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