Joseph Kosuth mit  ›Non autem memoria‹ vom 14. Juni 2025 bis 12. April 2026 im Kunstmuseum Stuttgart

Joseph Kosuth war in den 1980er Jahren in Stuttgart durch seine permanente Installation und Symposien in der Galerie von Achim Kubinski in der Olgastraße 109 bekannt (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Achim_Kubinski). Der 1945 in Toledo, Ohio, geborene Kosuth ist Begründer und Hauptvertreter der analytischen Richtung der Conceptual Art und einer der ersten Künstler, die sich der Appropriationsstrategie bedienten, also der konzeptuellen Aneignung und Kopie von vorgefundenem ästhetischem Material (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/One_and_Three_Chairs).  1991 wurde Kosuth als Nachfolger von K. R. H. Sonderborg auf einen Lehrstuhl für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen, den er 1997 vorläufig aufgab, weil die damalige Hochschulleitung seine liberale Auffassung künstlerischen Unterrichts nicht teilte. Kosuth kommentiert den Vorgang mit der Installation des mit viel Hintersinn in blauer Neonschrift an der Fassade des Stuttgarter Hauptbahnhofs installierten Zitats „ . . . daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist.“ aus Georg Wilhelm Friedrich Hegels Phänomenologie des Geists (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Kosuth). Zu seinen Studentinnen und Studenten in Stuttgart gehörten unter anderen Claude Horstmann (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Claude_Horstmann), Michael Majerus (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Majerus) und Jens Semjan (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Semjan).

Die vom 14. Juni 2025 bis 12. April 2026 aus Anlass seines achtzigsten Geburtstags im Kunstmuseum Stuttgart präsentierte Übersichtsschau zu Kosuths Werk ›Non autem memoria‹ versammelt alle siebzehn Werke, die von Johann Karl Schmidt, dem ehemaligen Leiter der Städtischen Galerie Stuttgart, angekauft worden sind. Dazu kommt ein achtzehntes Werk, das Kosuth dem Museum 2014 geschenkt hat. Die von Ulrike Groos, der Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart und Josef Kosuth kuratierte Schau ist auf einen Raum des Museums konzentriert und repräsentiert seine über 50-jährige Schaffensgeschichte. Der Titel ›Non autem memoria‹ greift die lateinische Redewendung »Die Zeit vergeht, aber nicht die Erinnerung« auf und verweist auf Kosuths Verständnis von Kunst und Kunstlehre, die er 1995 so zusammengefasst hat: 

„Meine Arbeit basiert auf dem Grundgedanken, daß Künstler mit Bedeutung arbeiten und nicht mit Form und Farbe. Bei der Herstellung von Bedeutung (welche ebenso das Auslöschen oder die Aneignung schon bestehender Bedeutung beinhaltet) hat der Künstler die Freiheit, alles zu verwenden, was schon in der Welt vorhanden ist. Es kann keine neuen ‚Formen‘ und ‚Farben‘ geben ohne eine Transformation ihrer Bedeutung für die Lebenden.“

„Meine Lehrtätigkeit operiert daher hauptsächlich mit Fragestellungen. In der Auseinandersetzung mit meinen Studenten betone ich die Frage nach dem ‚warum‘ von Kunst, ohne welche das ‚wie‘ (Handwerk, Technik) sinnlos ist.“

„Traditionelle Formen der Kunst werden als eine historische Quelle betrachtet, aber werden heute im wesentlichen als eine Form von autoritärer Instanz verstanden, die der Arbeit eines Individuums vorsteht und so die Fähigkeit zeitgenössischer Künstler blockiert, eine authentische und persönliche Arbeit zu machen.“ (Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Realisiert von Studierenden der Klasse Hans-Georg Pospischil. Illustrationen: Heinz Edelmann. Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 1995, S. 45).

Die im Kunstmuseum Stuttgart gezeigten Werke lassen die Entwicklung eines der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts von 1965 bis heute nachvollziehen.

ham, 14. Juni 2025

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