Laurenz King Verlag, Berlin, 2024, ISBN-13: 9783962444037, 216 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Klappenbroschur, Format 23 x 19,4 cm, € 24,00
Das Leben, das Werk und die Technik von fünfzig Fotografie-Pionierinnen auf 216 Seiten zu analysieren, zu charakterisieren und zu porträtieren und darüber hinaus auch noch Tipps zu geben, wie man deren bahnbrechende Arbeit zur Inspiration für die eigene fotografische Praxis nutzen kann, ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Die britische Autorin und Redakteurin für Fotografie Gemma Padley (vergleiche dazu https://www.gemmapadley.co.uk/contact-me) schafft diesen weit ausgreifenden Spagat, indem sie ihren Protagonistinnen in ihrer Publikation konsequent genau vier Seiten zugesteht. Die erste linke Seite ist dem Fotoporträt der vorgestellten Fotografin vorbehalten, das durch das Herkunftsland, das Geburts- und gegebenenfalls auch das Todesjahr und drei Hauptmotive aus ihrer fotografischen Arbeit ergänzt wird. Die erste rechte Seite fasst die fotografischen und gestalterischen Vorlieben der Protagonistinnen und wichtige biografische Daten unter einer sie charakterisierenden Überschrift zusammen. Die zweite linke Seite zeigt ein typisches Beispiel aus dem Kontext des Werks und die zweite rechte gibt Hinweise, wie die die Fotografin kennzeichnende Technik beim eigenen Fotografieren fruchtbar gemacht werden kann.
Zu den ältesten von Padley vorgestellten Fotopionierinnen gehören die Botanikerin Anna Atkins (1799–1871), die für ihre wissenschaftlichen Bilder keine Fotografien, sondern Fotogramme hergestellt hat (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Atkins), weiter die durch ihre mittels Langzeitbelichtungen hergestellten stimmungsvollen Porträts bekannt gewordene Julia Margaret Cameron (1815–1879), die Padley als „Romantikerin“ charakterisiert (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Julia_Margaret_Cameron), und schließlich auch die Modefotografin Clementina Hawarden (1822–1865), die ihre Porträts mit Tageslicht und einem Spiegel aufgewertet hat (https://de.wikipedia.org/wiki/Clementina_Maude,_Viscountess_Hawarden).
David Schermans am Tag von Hitlers Selbstmord aufgenommenes ikonische Porträt des Fotomodells und der späteren Kriegsfotografin Lee Miller vom 30. April 1945 in Hitlers Badewanne gehört nicht in den Kontext dieser Publikation (vergleiche dazu https://www.swr.de/swrkultur/leben-und-gesellschaft/3041945-lee-miller-steigt-in-hitlers-badewanne-100.html), dafür aber „Untitled [Legs, Mafy Miller, thought to be Dimitri Papadimos, George Hoyningen-Heuné and Roland Penrose], Gebel Mawta, Siwa, Egypt, 1939“ (vergleiche dazu https://www.artsy.net/artwork/lee-miller-untitled-legs-mafy-miller-thought-to-be-dimitri-papadimos-george-hoyningen-heune-and-roland-penrose-gebel-mawta-siwa-egypt).
Zu den bekannteren Fotografinnen der mittleren und jüngeren Generation zählen die 1972 in den Niederlanden geborene Kunst- und Modefotografin Viviane Sassen (vergleiche dazu https://www.vivianesassen.com/), die einen Tag vor den Präsidentschaftswahlen 2014 in Afghanistan erschossene deutsche Fotojournalistin und Pulitzerpreisträgerin Anja Niedringhaus (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Anja_Niedringhaus) und die 1957 im Iran geborene Künstlerin, Filmemacherin und Fotografin Shirin Neshat (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Shirin_Neshat). In Deutschland weniger bekannt dürften die 2012 verstorbene indische Dokumentarfotografin Homai Vyarawalla (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Homai_Vyarawalla), die 1940 verstorbene palästinensische Dokumentar- und Landschaftsfotografin Karimeh Abbud (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Karimeh_Abbud) und die 1997 verstorbene polnische Kunst-, Porträt- und Dokumentarfotografin Zofia Rydet (vergleiche dazu https://pl.wikipedia.org/wiki/Zofia_Rydet) sein .
Wer sich für Fotografie und fotografische Techniken interessiert, wird noch weitere ihm unbekannte Fotografinnen entdecken und durch das genaue Studium der Publikation die eigenen fotografische Praxis erweitern können.
ham, 9. Dezember 2024