Radius-Verlag Stuttgart, 2019, ISBN 9783871736001, 189 Seiten, Hardcover gebunden, Format 21 x 13 cm, € 18,00
Der 1933 in Rehlingen im Saargebiet geborene zeitweilige Benediktinermönch, Mitbegründer des Politischen Nachtgebets in der Antoniterkirche Köln, Ehemann der 2003 gestorbenen Theologin Dorothee Sölle, langjährige Professor für Religionspädagogik an der Universität Hamburg, viel gefragte Vortragsredner und heute in Luzern mit Li Hangartner verheiratete Fulbert Steffensky zeichnet sich durch seine ansteckende Menschlichkeit und seine glaubwürdige Rede von Gott und der Welt aus. So hat er die Besucher seines Vortrags „Die Form als Stütze meines gebrochenen Glaubens“ am 24. Juni 2019 in der St. Anna-Kapelle in Zürich mit folgendem Satz abgeholt und für seine weiteren Ausführungen interessiert: „Von uns alten Leuten sagt man, dass ihnen die Zähne ausfallen und dass der Glaube fester sei als früher. Ich glaube, es stimmt nur die erste Hälfte“ (vergleiche dazu https://www.youtube.com/watch?v=wrZmJBB4zRI). Er hält wenig von Ganzheitsvorstelllungen, will aus Niederlagen lernen, lädt dazu ein, seine Endlichkeit anzunehmen und bricht der Blasphemie eine Lanze.
Im Umfeld des ihm 2013 in der Bonner Schlosskirche für sein Lebenswerk verliehenen Ökumenischen Predigtpreises hat er seine wichtigsten Interessen so zusammengefasst: „Wie kann der Glaube nach dem Zusammenbruch der alten theologischen Systeme und unter den Bedingungen der säkularen Gegenwart neu gedacht und praktiziert werden? Was bedeuten die alten Traditionen für Menschen, die zur Autonomie befreit und gezwungen sind? Wie ist man seiner selbst gewiss, wenn man erfährt, dass der eigene Glaubensentwurf nicht mehr einmalig ist wie in alten Zeiten; wenn wir also dauernd auf andere Entwürfe und religiöse Konzepte und Lebensformen stoßen? Wie kann dieser Glaube andere Ausdrucksformen finden und welche anderen Anforderungen an die Gottesdienste ergeben sich? Wie muss sich eine Kirche verändern, die in der Gesellschaft wichtig, aber nicht mehr tonangebend ist wie in alten Zeiten. Kurz: Wie bewahrt man die alten Schätze, ohne sie zu verraten; wie interpretiert man sie neu, ohne sie zu verraten? Diese Fragen bedenke ich nicht als systematischer Theologe. Sie ergeben sich aus meiner Biographie (katholisch – evangelisch), aus meiner Arbeit mit Pfarrern und Pfarrerinnen, aus vielfältiger Vortragstätigkeit in Gemeinden; nicht zuletzt aus dem Leben mit meinen Kindern und Enkeln, deren Welt ich zu verstehen suche und die meiner alten Welt so unähnlich ist“ (vergleiche dazu https://www.predigtpreis.de/preisverleihung/preistraeger-2013/preistraeger/professor-dr-fulbert-steffensky/lebenlauf.html).
Die jetzt vorliegende Publikation ›Fragmente der Hoffnung‹ variiert den Titel seines am 8. Juli 2017 im jungen Studio des Theaters Lübeck gehaltenen Vortrags (vergleiche dazu http://www.theaterluebeck.de/index.php%3Fgetfile%3Dfragmente_der_hoffnung_vortrag_steffensky.pdf) und kombiniert ihn mit bisher verstreuten Beiträgen über Vergebung, über Fragen, die er sich stellen lassen würde, über Gottesdienste mit Unkundigen, über Predigtschläfrigkeit, über Heimat, über Irrtümer, über Heinrich Böll, über Damaskuserlebnisse, über die Angst vor dem Chaos, über Muße, über Krankheit, über Sterbehilfe, über unzeitige Tode sowie über Gedächtnis und Erinnerung. Man kann jeden Beitrag zwei oder dreimal lesen und man liest ihn jedes Mal mit Gewinn.
ham, 19. August 2019