Publikation zum International Festival for Art and Culture vom 15. September bis 5.November
2011 in Regensburg, hrsg. von Regina Hellwig-Schmid mit Texten unter anderem von Miroslav
Karić, Konrad Clewing und Joseph Berlinger
Donumenta e.V., Regensburg 2011, ISBN 978-3-9809125-8-7, 212 S., zahlreiche
Farbabbildungen, Broschur, Format 21 x 20,4 cm, € 14,80
2001 konnte Serbien bei der ersten internationalen DonauKonferenz für Kunst und Kultur in
Regensburg mit Gaststatus teilnehmen. 2011 schloss sich mit der Präsentation der Kunst und
Kultur Serbiens der Reigen der Länderpräsentationen in Regensburg. „Künstlerinnen, die jetzt in
ihren Dreißigern sind, haben mir in vielen Gesprächen immer wieder zu verstehen gegeben, dass
sie sich als die verlorene Generation empfinden, die im Krieg groß geworden und dann noch
weitere zehn Jahre isoliert war. Trotz aller entsetzlichen Widrigkeiten, die keinen Bereich des
Lebens ausließen, sind die Künstlerinnen international angekommen und wahrgenommen…
donumenta hat den Dialog initiiert, wo er noch nicht stattgefunden hatte und gepflegt, wo er schon
bestand, nicht zum Selbstzweck, sondern um ein Miteinander am zweitlängsten europäischen
Fluss, der Donau, zu schaffen“ … (Regina Hellwig-Schmid). „In den letzten zwanzig Jahren hat
die Kultur alle Erschütterungen im politischen und sozialen Leben widergespiegelt. Die Achtziger
Jahre standen für großes kreatives Potenzial, Freiheit und den Glauben, Serbien sei Teil der
internationalen Kulturszene. All das löste sich mit dem Zerfall des Staates auf. Die Neunziger
Jahre waren gezeichnet von der Krise des sozio-politischen Systems und seines kritischen
Urteilsvermögens. Der Anfang des 21. Jahrhunderts brachte neue Erwartungen, aber die
herbeigesehnten radikalen Veränderungen und die Verwirklichung großer Ideen und Konzepte
blieben aus. Nach einem Jahrzehnt der Auflösung hatten vor allem die Kulturschaffenden gehofft,
dass ihre Rolle in der Gesellschaft wieder an Bedeutung gewinnen würde. Doch abgesehen von
minimalen Verbesserungen und personellen Veränderungen gab es keine positive Entwicklung.
Trotz alledem sind seit den Neunziger Jahren gewisse Verbesserungen sichtbar… Trotz der vielen
Probleme gewinnt man den Eindruck, dass sich die serbische Kunstszene im Laufe des ersten
Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts weiterentwickelt, aber noch nicht stabilisiert hat…“ (Miroslav
Karić). Für den Kurator Karić war es nicht leicht, die Kunstszene der letzten zehn Jahre
zusammenzufassen. Sein Schlüsselwort für sein Ausstellungskonzept lautet „Perspektive in einem
allgemeinen Sinne: das Potenzial von Veranstaltungen, Richtungen und Wegen in die Zukunft…
Die zweite wichtige Richtlinie im Konzept dieser Ausstellung ist die grundsätzliche Bedeutung
des Wortes Perspektive als >>Positionenvergleich zu anderen Positionen<<, d.h. Standpunkt,
Einstellung, Glaube, Distanz von anderen Erlebnissen und Erfahrungen. Eine Perspektive zu
zeigen bedeutet nicht, dass man andere Meinungen ausschließ, sondern, ganz im Gegenteil, sie
bedeutet Kommunikation durch Identifikation, Konfrontation, Adaption oder Veränderung. Eben
das zuletzt Genannte beinhaltet das größte Potenzial der künstlerischen Perspektive: ihre Macht zu
bewegen, zum Nachdenken anzuregen, aufzuwecken…. Die ausgewählten Künstlerinnen und
Gruppen / Kollektive aus Serbien haben folgendes gemeinsam : Klare und konsequente
Kunstausübung, aktive Beteiligung am Kunstleben und Bedeutung ihres Werks im Rahmen der
Themen der internationalen Kunstszene“ (Miroslav Karić). Zu den ausgewählten Künstlerinnen
zählt Ana Adamović, deren Video ‚Canzona‘, 2010, das Portrait einer älteren Dame zeigt, die eines
ihrer Lieblingslieder aus der Jugendzeit hört, das sie selbst auf Tonband aufgenommen und
gesungen hat.
Aleksandrija Ajduković hat sich seit Beginn ihrer Karriere mit der Mode und dem Phänomen
städtischer Kleidung auseinandergesetzt. In ihrer Fotoserie ‚Similar‘, 2006, zeigt sie Passanten auf
den Straßen Wiens, die unabsichtlich „zwillingsähnliche“ Kleider tragen. Vladimir Nikolić
schließlich spielt in seinem Video ‚Painting‘ von 2009 unter anderem mit von ihm kreierten
Bildern, die an Werke von Kasimir Malewitsch, El Lissitzky und Hans Arp erinnern. Insgesamt
fällt die starke Stellung der Medien Fotografie und Video und der komplex angelegten
Installationen auf.
(ham)
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