Theologie und Naturwissenschaft im Dialog

Mit einem Geleitwort von Harald Lesch

Evangelische Akademie im Rheinland, Bonn, 2015, 2., durchgesehene Auflage, ISBN 978-3-937621-50-0,
190 Seiten, zahlreiche farbige und schwarzweiße Abbildungen, Broschur, Format 20,5 x 15 cm, € 20,00
Die Frage, was wirklich ist und welche Disziplin für die Definition von Wirklichkeit letztendlich zuständig
ist, füllt Büchereien. Der von Andreas Losch und Frank Vogelgesang herausgegebene Sammelband
konzentriert sich auf knappe Schlüsseltexte von 18 Hauptakteuren des gegenwärtigen Gesprächs zwischen
Theologie und Naturwissenschaft aus dem angelsächsischen und deutschsprachigen Bereich wie Christian
Link, John C. Polkinghorne und Jürgen Audretsch, die dem Geist der Eigenrationalität der Disziplinen
Rechnung tragen und das Gespräch konstruktiv und kritisch führen. Die Grenzen der eigenen Disziplin und
des westlichen akademischen Konsenses sprengende Naturwissenschaftler wie Fritjof Capra, Rupert
Sheldrake, Hans-Peter Dürr und Hans-Jörg Fahr fehlen. Gleichwohl kann der Band aus vollem Herzen
empfohlen werden, weil er den derzeit erreichbaren Konsens über die Historie und Gegenwart des
Gesprächs auf den Punkt bringt. Zu den Glanzlichtern des Bandes gehören die Darstellung des
Religionsverständnisses von Charles Darwin durch den Oxforder Wissenschaftshistoriker John Hedley
Brooke, Robert John Russells Erinnerung an Jan Barbours Methodologie in Wissenschaft und Religion und
John C. Polkinghornes dreiseitige Darstellung der Konsequenzen der Quantentheorie für das Verständnis der
Wirklichkeit:

„Wenn Physik uns irgendetwas lehrt, dann sicherlich dies, dass die Wirklichkeit überraschend ist. Sie nötigt
uns, Prozesse zu denken, die wir, hätte die Natur uns nicht auf sie gestoßen, uns niemals hätten vorstellen
können. Folglich ist die natürliche Frage einen Wissenschaftler betreffs einer Annahme innerhalb und
jenseits der Naturwissenschaft nicht »Ist sie vernünftig?«, so als ob wir im Vornherein die Gestalt kennen
würden, welche die Rationalität einnehmen müsste. Niemand hatte 1899 die Welt-Teilchen-Dualität für eine
rationale Möglichkeit gehalten. Stattdessen ist es die natürliche Frage eines Wissenschaftlers zu fragen »Was
führt dich zu der Annahme, dass dies der Fall sein könnte?«, offen für das Unerwartete, jedoch Evidenz für
das, was angenommen werden soll, verlangend. Ich glaube, dass die Theologie sich ihrer
wahrheitssuchenden Aufgabe in exakt derselben Weise annähern kann“ (John C. Polkinghorne S. 117)

ham, 14. Mai 2017

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