herausgegeben von Alexander Linn / Edition Linn mit Texten und Gedichten von André Butzer und Gesprächen mit Noor Brara, Melanie Franke, Sarah Lasalle, Frank-Thorsten Moll, Philippe Pourhashemi, Eliza Reichel, David Schutter, Michael Slenske, Lena Tilk, Lily Wang, Sebastian Wehlings, Josef Zekoff und vielen anderen mehr 

Verlag für moderne Kunst / Edition Linn, Heidelberg 2020, ISBN 978-3-903796-51-5, 462 Seiten, 2 s/w-Fotografien, 2 Illustrationen, Broschur, Format 19,5 x 14,5 cm, € 32,00

Über den 1973 in Stuttgart geborenen und seit 2018 in Altadena, Kalifornien lebenden Maler André Butzer (vergleiche dazu etwa https://www.andrebutzer.com, https://www.maxhetzler.com/exhibitions/andre-butzer-20201/press-de/ und https://de.wikipedia.org/wiki/André_Butzer), sein Werk (vergleiche dazu etwa andré butzer bilder und https://www.instagram.com/andrebutzerarchive/) und die für seine Arbeiten erzielten Preise (vergleiche dazu etwa https://www.lempertz.com/de/kataloge/kuenstlerverzeichnis/detail/butzer-andre.html, https://www.kettererkunst.de/bio/andre-butzer-1973.php und https://www.van-ham.com/archiv/datenbank-suche-kuenstler/andr-butzer.html) ist viel geschrieben worden (vergleiche dazu etwa https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=129123528; https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/129123528). Dass Butzer parallel zu seinem malerischen, zeichnerisches und grafisches Werk eine umfangreiche Korrespondenz, zahlreiche Texte und ungezählte Gedichte vorgelegt und ein aufgezeichnetes Gespräch ums andere gesammelt hat, ist weniger bekannt. Der von Alexander Linn jetzt vorgelegte umfangreiche zweite Band ›Andre Butzer; Pressemitteilungen, Briefe, Gespräche, Texte, Gedichte‹ ergänzt den schon 2017 veröffentlichten ersten, zeichnet die Hintergründe seiner malerischen Entwicklung nach, stellt sein dichterisches Werk vor und schließt die Lücke.

In seinem Brief vom 24.5.2019 an Helmut A. Müller stellt Butzer ein für alle Mal klar, dass er nie Schüler von Franz Erhard Walther war. Der Hinweis auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis von Walther und Butzer ist bis heute in den biografischen Angaben des Auktionshauses Lempertz zu finden (vergleiche dazu a. a. O.). Demnach soll Butzer mit seinen bunten, comicartigen Figuren „das Missfallen seines Lehrers Franz Erhard Walther“ (a.a. O.) erregt haben. Er war, so Butzer in seinem Brief, „nie in der Klasse FE Walther …, sondern ausschließlich in der sogenannten Grundklasse / Eingangsstufe, von wo aus nach 2 Semestern ein Rundgang / Prüfung stattfindet, eine Art Kommission ging seinerzeit durch, um Grundklassenstudenten ›endgültig‹ aufzunehmen oder um einige wenige ›rauszuschmeißen‹. Walther war 1996 in der Kommission … und ich musste dann von der >HfbK< gehen“ (André Butzer S. 31). Der Rausschmiss hat ihm nicht geschadet. Seine von ihm als Science-Fiction Expressionismus bezeichneten Arbeiten haben ihn als Maler bekannt gemacht. Nach Max Hetzler gilt Butzer heute als „einer der weltweit anerkanntesten Maler seiner Generation“ (Galerie Max Hetzler a. a. O.).

Aber Butzer sieht sich auch als Schriftsteller und Dichter. Er schrieb schon als Mitglied der Akademie Isotrop (vergleiche dazu https://kuenstlerhaus.de/events/akademie-isotrop/?lang=de und https://www.kunstforum.de/person/akademie-isotrop/) neben dem Malen und Organisieren von Veranstaltungen und Ausstellungen Texte und Gedichte (vergleiche dazu André Butzer S. 39) und identifiziert sich mit dem in Lauffen am Neckar geborenen Friedrich Hölderlin. „Ich bin ja selber Hölderlin“ (André Butzer S. 128). „Wir sind Vorläufer“, schreibt er 1999, „wir sind Jupiter. Wir sind die Schneeflocken, die der Atomherzog schneien lässt, als Beweis seiner Liebe und seiner Formlosigkeit. Wir sind Töchter und Söhne der H-Menschen“ (André Butzer S. 185). 

Atheistische Malerei gibt es für Butzer nicht. „Das europäische Tafelbild ist per se religiös … Und das islamische Bilderverbot … Und beides ist für heute … konstitutiv. Also, Inkarnation und die Ablehnung der Idee der Inkarnation sind beides bild-stiftende Einsichten religiöser Art. Die, glaub’ ich, konstitutiv sind für das Bildsein an sich. Der Bildbegriff ist von seiner ganzen Herkunft her ausschließlich religiös. Was sollte er denn sonst sein? Es ist die Vorstellung dessen, was Gott oder was das Göttliche … ist“ (André Butzer S. 129).

Seine in Rangsdorf entstandenen N-Bilder (vergleiche dazu https://www.blackqube.de/n-images-andre-butzer-at-hetzler-gallery-berlin/ und https://www.maxhetzler.com/exhibitions/andre-butzer-recent-paintings-and-artist-book-2018/press-de/) charakterisiert er 2013 so: „N-Bilder sind die Matrix / Matrize von Leben und Tod … / Die Matrix / Matrize von Leben und Tod ist Malerei. / Die (Gebär-)Mutter von Leben und Tod ist Malerei. / Der Ursprung / die Quelle von Leben und Tod ist Malerei. / N ist die immer zukünftige Koordinate / Kalkulation im All, / welche in die Nähe zur Geburt, zur Mutter, zu Leben und Tod führt. / N führt zu Malerei. / N ist Vernichtung.“ (André Butzer S. 197). Nach einem 2020 in Altadena entstandenen Text verbrennen die N-Bilder „die Ordnung von Null und Eins am selben Platz zugunsten des Göttlichen, des Rhythmus / alle Bilder, wenn es welche sind / N-Bilder sind Plätze des Verbrennens, der Verbrennung / Auslöschung des weltlichen Maßes, Ersetzen dessen, per / Lichtdruck“ (André Butzer S. 219). Seine Texte und das Gedicht „HÖLDERLIN / EMPEDOKLES / N“ von 2017 (André Butzer S. 333) legen nahe, dass er sich wie Hölderlin und der Vorsokratiker Empedokles auf der Suche nach dem künstlerischen Maß sieht, das die Ordnung des Kosmos spiegelt und das Göttliche zeigt: „Hölderlin  – unsichtbarer Mann“ (André Butzer S. 428). 

ham, 21. Dezember 2020

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