Mai 24

Publikation in zwei Bänden zu den gleichnamigen Ausstellungen in der Schirn Kunsthalle Frankfurt
und im Liebighaus Skulpturensammlung vom 20.06. – 23.09.2012 mit Vorworten von Max Hollein
und Texten unter anderem von Babette Babich, Andreas Beyer, Jeffrey Fraiman und einem Gespräch
zwischen Isabelle Graw und Jeff Koons
Schirn Kunsthalle Frankfurt / Liebighaus Skulpturensammlung / Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2012,
ISBN 978-3-7757-3371-7, zwei Bände im Schuber, zusammen 392 S., ca. 270 Farbabbildungen,
Hardcover gebunden, Format 30,6 x 20,6 cm, € 39,80 (Museumsausgabe) / € 49,80
(Buchhandelsausgabe)
Als Jeff Koons 1992/1993 seine mit seiner späteren Ehefrau Ilona Staller/Cicciolina nachgestellten
Sexszenen zeitgleich in bedeutenden Museen und Galerien und unter anderem auch in der
Staatsgalerie Stuttgart vorgestellt hat, haben nicht nur die Umstände der Produktion dieser Arbeiten in
vielköpfigen Werkstätten, sondern auch die mit der Präsentation dieser Arbeiten verbundenen
Verkaufsstrategien Aufsehen erregt. Mit Jeff Koons war die Globalisierung der künstlerischen
Produktions- und Warenmärkte unübersehbar geworden. Deshalb hat die von Adrienne Braun in der
Stuttgarter Zeitung vom 29.06.2012 notierte Erinnerung an die Einschätzung von Jean-Christophe
Ammann, dass die Strategie von Jeff Koons „vielleicht interessanter als die Werke“ sei, durchaus ihre
Berechtigung. Wenn man dann liest, dass Max Hollein Jeff Koons auf Grund seiner malerischen
Entwicklung in den letzten 25 Jahren zu den wichtigsten Künstlern unserer Zeit zählt und Koons nach
seinem Urteil mit seinen Skulpturen Kunstgeschichte geschrieben hat, wundert man sich zuerst
einmal. Wenn man dann aber seine malerische Weiterentwicklung nach seiner ‚Made in Heaven‘-
Serie auf den Spuren von Scott Rothkopf verfolgt und in Rechnung stellt, dass er den als „digitalem,
tausendjährigem Pop“ qualifizierten Drucker- Realismus erfand, versteht man Holleins Urteil eher.
Die archetypischen Anmutungen von Skulpturen wie ‚Balloon Venus (Magenta)‘ 2008-2012
unterstreichen seine Wertung. Wie die Frage, was unter Menschen Akzeptanz finden und sie
transzendieren kann, mit der von Raphaël Bouvier vorgeschlagenen Zentrierung des Gesamtwerks in
der christlichen Taufe zu vermitteln ist, wäre eine eigene Untersuchung wert. „Mein Werk sagt dem
Betrachter, dass die Kunst nicht im Objekt ist, sondern dass die Kunst im Betrachter liegt. Die Kunst
ist das, was ihnen zustößt. Die Affirmation betrifft sie, die Kunst ist ihre Transzendenz…. Es geht mir
um die Affirmation der Wichtigkeit des Betrachters. Das Objekt ist nur der Auslöser, das Stimulans.
Aber es ist nicht die Kunst, da ist keine Kunst drin… Mein Interesse liegt darin, Momente der
Abstraktion zu erzeugen, so dass sich die Betrachter getragen fühlen und in gewisser Weise loslassen,
und dass sie diese Abstraktheit so lange wie möglich erfahren können. Ich will nicht, dass sie mit
einem Mal alle an etwas hängenbleiben, das zur materialistischen Seite des Werks gehört, die
interessiert mich nämlich gar nicht. Und man macht sich keine Vorstellung, wie viel Arbeit darauf
verwendet wird. Ja, das wird gewissermaßen >>getilgt<<. Aber das ist nicht das Wichtigste daran….
Seine Auseinandersetzung dreht sich um eine Abstraktion…. Als Künstler kommt es darauf an, alles
in der Schwebe zu halten … das ist das Anregendste überhaupt, das ist sehr schwierig zu
bewerkstelligen und aufrechtzuerhalten, je länger man das schafft, desto besser. Aber mit dieser
Einstellung befindet sich eben absolut alles in Bewegung, alles kann verwendet werden, wofür auch
immer man sich interessiert. Denn alles ist immer schon da. Und es geht nur darum, darauf
aufmerksam zu werden, dann findet man alles…(und) kann alles im Spiel halten… Es geht darum,
keine Urteile gegen irgendetwas zu fällen, sich nicht von der Haltung zu distanzieren, die einen
aufmerksam und offen für alles sein lässt… Aber bei Kunst geht es … immer um eine innere
Erfahrung, um ein Individuum, das an seine eigenen Bedingungen der Transzendenzerfahrung
heranwächst“ (Jeff Koons).
(ham)

Download: Jeff Koons – The Painter & The Sculptor

 

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