Publikation zu den gleichnamigen Ausstellungen vom 16.12.2012 – 10.02.2013 in den
Kunstsammlungen Chemnitz, hrsg. von Ingrid Mössinger mit Textbeiträgen von Teresa Ende, Ingrid
Mössinger, Anja Richter, Sara Tröster Klemm und Andrea Wandschneider
Kunstsammlungen Chemnitz / Deutscher Kunstverlag Berlin, 2012, ISBN 978-3-422-07178-0, 96 S., 4
s/w- und 24 Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 30,5 x 24,5 cm, € 18,– (D) / 18,50 (A)
Der Welterfolg der Neuen Leipziger Malerei-Schule ist mit dem 1960 in Leipzig geborenen und bei
seinen Großeltern in Aschersleben aufgewachsenen Neo Rauch verbunden, in dessen „Gemüts“-
oder „Seelenlandschaften“ Erinnerungen an die Gegend eingeflossen sind, in der er aufgewachsen
ist. Die über den Jahreswechsel 2012/2013 parallel gezeigten Ausstellungen von Neo Rauch und
seiner Frau Rosa Loy verdanken sie der Absicht der Kunstsammlungen Chemnitz, eine Arbeit von
Rauch anzukaufen. Tatsächlich konnten dann neben der eigens für Chemnitz geschaffenen
großformatigen Malerei ‚Abwägung‘ weitere bisher noch nie öffentlich präsentierte Großformate
Rauchs vorgestellt werden, so unter anderem die Werke ‚SAL‘ und ‚Hohe Zeit‘. Rauchs Gemälde ’Die
Abwägung‘ wird als Leihgabe der Kunstsammlungen Chemnitz im Ratssaal des neuen Rathauses von
Chemnitz gezeigt. „Neo Rauch greift mit seiner Bildkomposition einen abendländischen Bildtypus auf,
der bis auf Themis, die griechische Göttin und Personifikation der Gerechtigkeit, zurückgeht…
Während die Figuren auf der rechten Bildseite … sich noch im Zustand der Appellation befinden, legt
die weibliche Figur auf der linken Bildseite bereits sehr vorsichtig einen kleinen Vogel auf die Waage.
Die unverkennbare Personifikation der Justitia, leicht aus der Mitte nach links versetzt, wirkt
selbstsicher, überlegen, stolz und kräftig. Alle anderen Figuren nähern sich ihr ergeben respektvoll,
Rat suchend, aber auch mit Hoffnung… Alle Personen stehen, obwohl sie das Gespräch mit Justitia
aufnehmen wollen, für sich. Neo Rauch verlangt von Justitia nicht weniger als ein weises Urteil
zwischen Zivilisation und Natur. Auf dem Gemälde ‚Die Abwägung‘ hält sie in ihrer Hand ein großes
neues Hochhaus und in der anderen einen Baum. Zur Entscheidung will die große Frau in weinrotem,
samtenem Rock am linken Bildrand einen winzigen, zarten Vogel auf die Waagschale legen….“ (Ingrid
Mössinger). Anders als bei Rauch dominieren in den Gemälden von Rosa Loy Frauen, die als Soldatin,
Wissenschaftlerin, Freundin, Gärtnerin, Mutter oder junges Mädchen in Erscheinung treten.
Charakteristisch sind ‚Zwillinge‘, ‚Doppelgängerinnen‘, gärtnerische Szenen, Mythen, Märchen und
Geschichten, so in ‚Mondlicht‘ von 2004. Die parallel gezeigten Ausstellungen reizen dazu, die
stilistischen Ähnlichkeiten und Unterschiede „im Schaffen beider Künstler zu studieren“ (Ingrid
Mössinger).
(ham)

Download: Neo Rauch, Abwägung / Rosa Loy, Gravitation

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