Der am 8. Juni 1924 in Stuttgart geborene und am 18. April 1996 in Reutlingen verstorbene Maler und vormalige Hersteller von Künstlerfarben Lothar Schall wäre  am 8. Juni 2024 100 Jahre alt geworden (vergleiche dazu https://lothar-schall.de/biographie.htm). Aus diesem Anlass werden vom 2. bis 23. Juni 2024 Bilder aus allen Perioden seines Schaffens in der Zehntscheuer Münsingen gezeigt. Für seine Vorstellung von Malerei war seine schwere Verwundung während des Zweiten Weltkriegs bei Chadwick in der östlichen Ukraine im Juni 1942 prägend, in deren Folge er zeitweilig erblindet und im Lazarett auf der Todesstation gelegen ist. Zum Jahresende 1942 konnte er dann aber doch als achtzehnjähriger „Invalide“ nach Stuttgart zurückkehren. Ab 1945 hat er sich der Malerei gewidmet, ab 1950 / 51 eigene Künstlerfarben entwickelt, hergestellt und von Hohenacker bei Waiblingen aus höchst erolgreich vertrieben. Aus seiner 1953 mit Luitgard Schall, geborener Bauhaus (1928-1990; vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Luitgard_Schall und http://www.coacoa.de/Luitgard/startseite_luitgard.htm) geschlossenen Ehe ist der gemeinsame Sohn Bernhard (1953–1989) hervorgegangen, aus seiner Beziehung mit Christel Danzer 1976 die Tochter Friederike (verheiratete von Hirschheydt). 

In Schalls üblicherweise veröffentlichten Lebensläufen fehlt der Hinweis, dass er seine Aquarelle vom 21. September bis 26. Oktober 1986 im Gemeindehaus am Heininger Weg in Backnang und vom 14. September bis 28. Oktober 1990 im Hospitalhof und der Hospitalkirche Stuttgart unter dem Titel „Farbevolution – Aquarelle“ ausgestellt und im Gemeindehaus am Heininger Weg Backnang bis 1987 und in seinem Atelier in St. Johann bis zum Oktober 1995 für den Hospitalhof Stuttgart sehr gut besuchte  Malworkshops ausgerichtet hat.

Wer sich fragt, warum Schall trotz seiner selbst entwickelten herausragenden Farben, seiner Auszeichnung mit dem Kunstpreis der Jugend des Landes Baden-Württemberg und bedeutender öffentlicher Aufträge wie dem zur Gestaltung der Supraporta im Deutschen Bundestag Bonn, zur Farbgestaltung des Neckarstadions Stuttgart, zu den Wandbildern in der Eingangshalle des Max-Planck-Instituts Martinsried, zum Landschaftsbild aus Blumen bei der Landesgartenschau Baden-Baden und dem Ankauf von 40 Bildern durch das Congress-Centrum Rosengarten Mannheim nie wirklich in der sogenannten Kunstszene angekommen ist, sollte wissen, dass er sich den dort üblichen Gepflogenheiten bewusst entzogen hat und lieber sein eigener Herr geblieben ist. Ganz gelegentlich hat Schall davon erzählt, dass er seine Arbeiten eigentlich auf dem Kölner Kunstmarkt bei der für ihren Einsatz für die abstrakte Kunst weltbekannten Pariser Kunsthändlerin Denise René hätte ausstellen sollen (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Denise_Ren%C3%A9 und https://www.lefigaro.fr/arts-expositions/2012/07/09/03015-20120709ARTFIG00575-denise-rene-l-abstraction-perd-sa-reine.php). Dazu ist er mit seinen Arbeiten nach Köln gereist und bei den letzten Absprachen von Denise René mit dem Hinweis konfrontiert worden, dass sie bei Verkäufen 80 und nicht wie sonst üblich 50 Prozent des Verkaufspreises vereinnahmen würde. Das war ihm bei aller erwartbaren Ehre dann doch zu viel. Er hat seine Arbeiten wieder eingepackt, ist mit ihnen nach Hause gefahren und hat sie in der Folgezeit selbst vermarktet. Schlecht gefahren ist er mit dieser Entscheidung zu seinen Lebzeiten nicht.

ham, 3. Juni 2024

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