Für den 1962 in Graz geborenen Markus Muntean und die im selben Jahr in Haifa geborene Adi Rosenblum sind Fotos von sich lässig und cool gebenden Jugendlichen aus Lifestyle- und Fashionmagazinen, dem Internet und eigenen Fotoshootings zum Ausgangspunkt einer gemeinsam und gleichberechtigt am Rechner geschaffenen collagierten Kompositionen geworden, die – in Malerei übertragen – konstruierte Räume von Distanz, Unsicherheit und Übergängen ins Offene schaffen. Ihre Malereien entwickeln ein zeitgenössisches Repertoire an Pathosformeln, die den Betrachter berühren und zum eigenen Weiterdenken und Weiterfragen anregen wollen. Vor Munteans und Rosenblums Gemälden kann man sich etwa fragen, ob wir in einer pubertierenden Gesellschaft leben und das „Memento mori“ verdrängt haben. Dargestellt werden Schwebezustände ohne eindeutige Botschaften. 

Die bis zu fünf Meter breiten Leinwände werden in der Regel direkt auf der Wand befestigt. Ihre Kompositionen spielen durch Zentralperspektive,   Dreieckskomposition und Sujets wie den sechsmal gezeigten Schwan ⟩vergleiche dazu die eigens für die Ausstellung im Städel geschaffene Arbeit Untitled („The Wind Of Something“,2024)⟨ und den Auferstandenen als Parcourfigur ⟩vergleiche dazu die zweite eigens für den Städel geschaffene Arbeit Untitled (We Were Always …“,2024)⟨ mit zeitgenössischen Mitteln auf bedeutende Werke der Kunstgeschichte an. Die Darstellungen typisieren. Sie sind kein Fotorealismus. Die Rahmung durch einen weißen Rand und die Ösen heben den Illusionismus der Malerei zusätzlich auf.

Die im unteren Bildrand festgehaltenen Textzeilen stammen aus Werken von Schriftstellern wie Fjodor Dostojewski, Deborah Levy, Rebecca Solnit oder Virginia Woolf dienen als „Geschmacksverstärker“ und wollen nie Erklärungen, sondern weitere Assoziationsformeln liefern. 

Der Titel der Ausstellung ist der Arbeit Untitelt („The earth is literally a mirror …“, 2018) entnommen. Saul Bellows 1970 veröffentlichtem Roman ›Mr. Sammler’s Planet‹: „The art is literally a mirror of thoughts. Objects themselves are embodied thoughts. Death is the dark backing that a mirror needs, if we are to see anything.“

Muntean und Rosenblum sind über ihre Leidenschaft für die Malerei miteinander in Kontakt gekommen und arbeiten seit 1992 zusammen. Beide sind überzeugt, dass Malerei mit ihren Gesten und Pinselstrichen lebendiger als jede Fotografie ist und Fotografie die Transformationskraft der Malerei nie erreichen kann. 

Der zur Ausstellung im Verlag für Moderne Kunst erschienene Katalog mit einem Vorwort von Philipp Demandt und einem Essay von Svenja Grosser kostet 32 Euro.

ham, 4. Mai 2024

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