Beim traditionellen dreitägigen Rundgang der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste zum Ende des Sommersemesters 2023 hat die Klasse Roggan mehr oder weniger durch Abwesenheit geglänzt. Dafür waren die Studierenden der Klasse für Fotografie – Jerry Ahn, Yamo Aydemir, Natalie Brehmer, Melissa Çagatay, Peter Carey-Yard, Fatih Cimdiken, Mara Donata, Franz Leonard Elfert, David Gaessler, Einan Kaku, Paula Laible, Mizi Lee, Amba Luna, Johannes Ocker, Seonha Park, Yun Park, Maxim Schipko, Naomi Semma, Laura Seyferle, Florian Staudenmaier, Anthony Wahl, Theo Wiederkehr, Marie Zbikowska – mit ihren Arbeiten in THE GÄLLERY und damit in den der aktuellen Fotografie gewidmeten Räumen der Staatsgalerie Stuttgart um so präsenter:

Die unter dem Titel ›Cycling Circles‹ bis 10. September 2023 laufende Show der Klasse widmet sich der Frage, wie der erhebliche ökologische Fußabdruck der analogen und der hohe Energieverbrauch der digitalen Fotografie reduziert und die Nachhaltigkeit von Bildern und Ideen gesteigert werden kann. 

Unter den Ausstellenden hat Paula Laible ihre Fotocollage ›Leute‹, 2023, 30 x 40 cm, aus über 100 Fotografien auf altem Fotopapier erstellt. Leonard Elfert greift in seinem Riesenformat ›162 x 130 Pixel‹, 2023, 450 x 367 cm auf die Technik des Kartoffeldrucks, Nesselstoff, Kreide, Traubenkernschwarz und das Bindemittel Hafer zurück. Florian Staudenmaier hat das handgeschöpfte Lindenpapier seiner Arbeit ›Linde und Kiefer‹, 2023, 40 x 50 cm aus dem Holz der nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 gepflanzten und von ihm fotografierten Friedenslinde in Zundelbach gewonnen. Natalie Brehmer verzichtet bei ihrer 32-teiligen Fotoserie ›Mimose Pudica‹, 2023, je 35,5 x 49 cm, auf eine klassische Rahmung und wählt mit ihrem Pigmentdruck auf Maulbeerenpapier einen nachhaltigeren Bildträger. Johannes Ocker wählt bei seinen im Labor in Handarbeit hergestellten Sibergelatine-Abzügen auf Barytpapier von ›Gestell‹, 2023, 90 x 112 cm, ein teuer gewordenes Trägermaterial, das sich aber durch lange Haltbarkeit auszeichnet und das schnelle Nachproduzieren unnötig macht.

Melissa Çaġatay setzt sich bei ihren ›Stadtbewohnern‹ mit in unseren Städten zumeist ignorierten und als Belastung empfundenen Tieren auseinander. Die Tierurne aus Zement steht stellvertretend für die an den Rand und in Zwischenräume gedrängten Tiere. Schließlich lädt Jerry Ahn mit ›Wedding in Gravity‹ 2022 – 2023, Blumenvase mit Staubwedeln,60 x 20 x 60 cm, dazu ein, die Wedel aus der Vase zu nehmen und abzustauben. Am letzten Tag der Ausstellung wird er die Ausstellungsräume auskehren, den während der Ausstellung entstandenen Staub einsammeln, in einem leeren Rahmen verwahren und ihn zusammen mit den Staubwedeln und weiteren Rahmen mit Staub aus seinem Zimmer und aus dem Stuttgarter Kunstraum 34 ausstellen. Ob Çaġatay mit ihrem Werk an Erwin Wurms Staubskulpturen erinnern will, bleibt offen (vergleiche dazu http://www.severinduenser.info/index.php/de/item/100 und http://www.severinduenser.info/index.php/de/item/100).

ham. 25. August 2023

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