Aus dem Italienischen von Britta Köhler
Laurence King Verlag, Berlin, 2021, ISBN 978-3-96244-214-9, 136 Seiten, durchgehend farbig illustriert, Hardcover gebunden, Format 24,5 x 17,5 cm, € 18,00
Auf die Idee, Hauptakteurinnen des Feminismus in Graphic Novels zu verewigen und sie dadurch auch über den akademischen Bereich hinaus bekannt zu machen, muss man erst einmal kommen: Die italienische Autorin Valentina Grande und die in Rom lebende Illustratorin Eva Rossetti sind durch ihre Veröffentlichung ihrer Graphic Novel über den Schriftsteller J. D. Salinger bestens auf das Vorhaben vorbereitet (vergleiche dazu Valentina Grande, Eva Rossetti: Il mio Salinger, Taschenbuch 2017). Zwei Jahre später hat Grande mit dem Illustrator Valerio Pastore eine Graphic Novel über Raymond Carver publiziert (Valentina Grande, Valerio Pastore: Raymond Carver: Una storia – Il primo e unico graphic novel su Raymond Carver, 2019) und dabei eine Beziehung zwischen Carver und dem Maler Edward Hopper geschaffen (vergleiche dazu https://www.lospaziobianco.it/raymond-carver-anno-uno-intervista-a-valentina-grande-e-valerio-pastore/).
Dass Grande in ihrem Vorwort zu ›Frauen, die die Kunst revolutioniert haben‹, frank und frei einräumt, dass ein einziges Buch die Geschichte der feministischen Kunst und des Feminismus nicht erzählen kann, ehrt sie. Ihre Begründung, dass es „nicht den einen Feminismus, sondern viele Lesarten“ gibt, leuchtet ein (Valentina Grande S. 6). Deshalb will sich das Buch auf Einblicke in die wichtigsten Themen verschiedener Feminismen beschränken. Unter feministischer Kunst wird keineswegs nur Kunst von Frauen oder eine Bewegung verstanden, „die sich durch die Wahl von Techniken oder innovativen Formen auszeichnet“, sondern „eine künstlerisch-politische Initiative, deren Mitstreiterinnen als Frauenrechtsaktivistinnen Kunst zu ihrer Waffe“ gemacht haben (Valentina Grande a. a. O.).
Aus der Vielzahl der Aktivistinnen (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Feministische_Kunst und https://www.grin.com/document/174046) wird die mit ihrer Arbeit ›The Dinner Party‹ (vergleiche dazu https://www.judychicago.com/gallery/the-dinner-party/dp-artwork/) bekannt gewordene Judy Chicago als erste ausgewählt (vergleiche dazu https://www.judychicago.com; und ). Weiter die Afroamerikanerin Faith Ringgold, die sich mit den Grenzen des Feminismus der 1970er Jahre als einer Bewegung weißer Mittelschichtsfrauen auseinandergesetzt, gegen die Ausgrenzung schwarzer und weiblicher Künstler durch Museen wie das Whitney Museum of American Art und das Museum of Modern Art protestiert und die Gruppe afroamerikanischer Künstlerinnen ›Where We At‹ mitbegründet hat (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Faith_Ringgold und https://en.wikipedia.org/wiki/Where_We_At). Ringgold wurde durch Quilts wie ›Echos of Harlem‹ (vergleiche dazu https://studiomuseum.org/node/60877), ›Who’s Afraid of Aunt Jemima?‹ (vergleiche dazu https://www.sutori.com/item/untitled-63ca-5ae3) und ›Women on a Bridge‹ (vergleiche dazu https://www.guggenheim.org/artwork/3719) bekannt.
Die dritte Position ist die der unter ungeklärten Umständen mit knapp 37 Jahren durch einen Sturz aus dem 34. Stock vom Balkon ihrer Wohnung verstorbenen Exilkubanerin Ana Mendieta. In ihren Earth-body-works ›Siluetas‹ hinterließ sie mithilfe „von Feuer, Blumen und Ton … die Form ihres Körpers auf der blanken Erde, die durch den Einfluss von Wind oder Wasser bald wieder verschwinden sollte, … sie aber zu einer Erweiterung von Mutter Natur machte und ihr ermöglichte, sich mit dem Mutterleib zu vereinen, der sie hervorgebracht hatte … Die Frau als Spenderin und Bewahrerin allen Lebens: Die matriarchale Gesellschaft. Männliche Künstler arbeiten nicht in der Natur … Sie behaupten sich ihr gegenüber. Künstlerinnen nicht, sie sind wie Pionier-Pflanzen, … Sie bringen Leben in nährstoffarme Böden. Sie bleiben, halten stand und machen sie fruchtbar für nachkommende Arten.“ (Valentina Grande S. 94 ff.; vergleiche dazu etwa http://www.artnet.de/künstler/ana-mendieta/).
Die Guerilla Girls (vergleiche dazu https://www.arte.tv/de/videos/084820-016-A/guerrilla-girls-ikonen-des-kunstaktivismus/) stehen für die vierte Position. Sie verstehen sich als feministisch-aktivistische Künstlerinnen, die für die Menschenrechte aller unabhängig vom Geschlecht kämpfen, keine Identitäten brauchen, auf anonyme Meinungsäußerung setzten, das Bewusstsein der Kunstwelt wachrütteln wollen, sich nicht darauf beschränken, mit Plakaten anzuklagen, sondern die Einstellungen der Leute verändern wollen, auch mit Ironie (vergleiche dazu Valentina Grande S. 103).
Den Abschluss des Bandes bilden Kurzbiografien weiterer in den Graphic Novels erwähnten weiteren Künstlerinnen wie Marina Abramović, Barbara Kruger, Lynn Hershman Leesen, Paula Modersohn-Becker, Geogia O’Keeffe, Yoko Ono, Adrian Margaret Piper, Carolee Schneemann, Miriam Shapiro, Cindy Sherman und Nancy Spero.
ham, 16. August 2021