Publikation zur Ausstellung Paco Knöller – Zeichnungen und Holzschnitte 1989 – 2018 vom 26.5. – 1.9.209 im Museum Morsbroich, Leverkusen; Texte von Eugen Blume, Fritz Emslander, Sebastian Kleinschmidt, Hubertus von Amelunxen
Kerber Art, Kerber Verlag Bielefeld / Berlin 2019, ISBN 978-3-7356-0603-7, 224 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 28,5 x 23,5 cm, € 48,00 / 58,94 CHF
Der 1950 in Obermarchtal geborene langjährige Professor an der Hochschule der Künste Bremen Paco Knöller gilt als einer der profiliertesten ›Malerzeichner‹ der Gegenwart. Die zu seiner Ausstellung in Leverkusen veröffentlichten 15 in 30 Jahren entstandene Zeichnungszyklen erlauben erstmals einen Überblick über sein zeichnerisches Werk, das sich von dem im Sommer 1989 entstandenen, zwischen Figuration und Abstraktion changierenden Zyklus ›Rumoren‹ hin zur freien Abstraktion von sich zwanglos im Bildraum begegnenden Linien, Punkten, Strichen und Notaten weiterentwickelt hat.
Jeder der dem eindrücklichen Band beigegebenen Texte macht auf seine Art und Weise deutlich, dass man sich Knöllers Zeichnungen zwar poetisch oder diskursiv annähern, sie nacherzählend beschreiben oder kunst– und zeitgeschichtlichen Diskursen zuordnen kann, aber ihre eigentliche Faszination nur in der direkten Anschauung erlebt.
In seiner Einführung weist Fritz Emslander darauf hin, dass in Paco Knöllers Zeichnungen topografische, literarische wie auch Denk- und Erfahrungsräume ineinander übergehen. >Eine Zeichnung kann die Gedankenpartikel im freien Flug abfangen, zugreifen auf Realitätspartikel und sie wie beim Atmen wieder freigeben< (Paco Knöller). Wer in die Räume dieser Zeichnungen eindringen will, braucht eine spezifische Form der Wachheit. „Man kann die Augen weit geöffnet halten und doch für so vieles blind sein. Der Künstler weiß: Um in der Zeichnung und durch die Zeichnung einen Denkraum zu vergegenwärtigen, benötigt es einen spezifischen Zustand der Wachheit, der Offenheit und Beweglichkeit in der Wahrnehmung. Seine Arbeit an der Zeichnungsfolge Aufwachraum (seit 2014) ist in diesem Sinne eine >Übung im Zulassen<. Sie beginnt damit, sich der Trägheit und Beschränktheit des eigenen Blicks bewusst zu werden, um dann die Schlafmaske der Konvention und Selbstzensur abzulegen und empfänglich zu werden für das, was man vorher nicht sehen konnte oder mochte, vielleicht auch für das, was sich dem bloßen Augenschein entzieht“ (Fritz Emslander S. 10).
ham, 26. Juni 2019