Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2013, ISBN 978-3-15-010916-8, 400 S., 6 Karten, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 19,9 x 13 cm, € 22,95 (D)
Der Orientalist, Diplomat und Kenner der Geschichte und Gegenwart des Nahen Ostens Alfred Schlicht legt mit seiner Geschichte der arabischen Welt eine dezidiert säkular konzipierte politische und kulturelle Geschichte der Länder vor, die heute die Arabische Liga bilden. Am Beginn steht das vorislamische Arabien, am Schluss die Regionalkonflikte nach der Vertreibung der PLO aus Jordanien, dem Libanonkonflikt und dem „Arabischen Frühling“ von 2011/12. Für den Diplomaten Schlicht ist es ausgemacht, dass der europäische Imperialismus „nach dem Ersten Weltkrieg und der Auflösung des Osmanischen Reiches die Entstehung des erhofften arabischen Nationalstaates verhindert“ hat. „Die Aufteilung der arabischen Länder führt dazu, dass Nationalismen der Einzelstaaten sich entwickelten“ und der gesamtarabische Nationalismus in den Hintergrund trat, aber nicht gänzlich verschwand. „Im Zeichen des arabischen Sozialismus wurden noch einmal Zusammenschlüsse arabischer Staaten versucht (Ägypten, Syrien und Jemen zur >>Vereinigten Arabischen Republik<<), die aber ebenso scheiterten wie andere entsprechende Versuche. Diese Ideologien strebten laizistische, säkulare Staaten an, in denen die Religion nicht den nationalen Zusammenhalt gefährdete – hatten doch die arabischen Staaten zwischen Ägypten und dem Irak teilweise starke christliche Minderheiten. Der Islam schien seine politische Bedeutung weitgehend verloren zu haben und erlebte eine Renaissance erst in den 1970er Jahren, als er in praktisch allen arabischen Staaten wieder zu einem entscheidenden politischen Faktor wurde und zur Grundlage politischer Parteien, die in den Jahrzehnten zuvor vielfach verboten gewesen waren. Die Radikalisierung islamischer Strömungen und Bewegungen wurde zunehmend ein Störfaktor im Nahen Osten, der nicht nur den Westen beunruhigte, sondern noch viel gefährlicher für die Regierungen der arabischen Staaten selbst wurde … Heute existieren arabische Staaten, die noch den Ideologien der 1950er Jahre anhängen (z.B. Syrien) neben solchen, die äußerst konservativ-islamisch sind (z.B. Saudi-Arabien) und anderen, die vorsichtige Reformen im westlichen Sinn versuchen (z.B. Jordanien). Welches die Langzeitwirkungen der verschiedenen Blüten des >>arabischen Frühlings<< sind, ist noch nicht abzusehen“ (Alfred Schlicht). ham, 16.10.2013 Download: Alfred Schlicht, Geschichte der arabischen Welt
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