Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.)
Autor: Marcus Franken
oekom Verlag München 2013, ISBN 978-3-86581-416-6, 283 S., zahlreiche Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 23,5 x 18,5 cm, € 24,95 (D) / 25,60 (A)
Der 1972 von Dennis L. Meadows herausgegebene erste Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“, das Embargo der Öl exportierenden Länder, der Ölpreisschock von 1973, die von der BRD an vier November- und Dezembersonntagen erlassenen Fahrverbote und die Kernschmelze in Block 4 des Kernkraftwerks von Tschernobyl am 26. April 1986 haben Bauingenieure wie den in Stetten im Remstal geborenen Jörg Schlaich darin bestärkt, nach alternativen Energiequellen zu suchen und seine Vision eines Aufwindkraftwerkes voranzutreiben. Seine Publikation „Aufwindkraftwerke und Strom aus der Sonne gewinnen“ erscheint 1994. In dem von dem studierten Umwelttechniker und Journalisten erarbeiteten ‚Bericht aus der Zukunft‘ wird die Grundidee der Solar- und Windenergie kombinierenden Aufwindkraftwerke auch für Laien verständlich erläutert. „Eine Pilotanlage in Manzanares (Spanien) lief jahrelang reibungslos, wurde allerdings 1989 bei einem Sturm zerstört und brachte bei einer Turmhöhe von 194 Metern lediglich 0,05 MW Spitzenleistung. Die Technik funktioniert, allerdings müssen die Kollektorflächen groß genug und die Türme hoch genug sein… In Jordanien soll demnächst ein Demonstrationskraftwerk mit einer Nennleistung von 90 MW entstehen, in der Wüste von Arizona ist ein 400-MW-Kraftwerk geplant. In Namibia ist gar eine Aufwindanlage mit einem 1,5 Kilometer hohen Turm vorgesehen“ (Marcus Franken). Nach Franken ist es derzeit noch offen, wie sich diese Technologie auf Dauer bewähren wird. Deutlich günstiger wird Energie aus Windkraft, auch aus schwimmenden- und Kleinwindkraftanlagen und alternative Energien wie Bioabfällen und Algen beurteilt.
Insgesamt wird nicht mehr wie nach dem Ölpreisschock und nach Tschernobyl auf Verbote, sondern auf vorwärts weisende Projekte in den Bereichen Energie, Mobilität, Städtebau und nachhaltiges Wirtschaften gesetzt. So erscheint es wahrscheinlich, dass Kopenhagen bis 2025 seinen Wärmebedarf um 20 Prozent, seinen Stromverbrauch in Haushalten um 10 Prozent und sein Stromverbrauch in Industrie und Gewerbe um 20 Prozent senken kann. Der Straßenverkehr kann durch Fahrten mit dem Rad und dem öffentlichen Nahverkehr um 75 Prozent reduziert werden und die Öffentlichen Verkehrsmittel werden CO2-neutral sein. Auf das heute schon anerkanntermaßen als eine Weltkapitale der Ökoenergie geltende Kopenhagen kommen gesetzte Investitionen von etwa 3 bis 4 Milliarden Euro zu, wenn diese Ziele erreicht werden sollen. Ralf Fücks, der Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, fasst die Ziele der Studie wie folgt zusammen: „Wir neigen dazu, Krisen als Bedrohung zu sehen. Dabei sind sie Beschleuniger des Neuen, das im Schoß des Alten entsteht. In einer solchen Sattelzeit befinden wir uns auch heute… Sie ist in vielen kleinen und großen Projekten bereits erkennbar: in lokalen Energiegenossenschaften und gigantischen Windparks auf hoher See, im Boom umweltfreundlicher, fair gehandelte Produkte, in Plus-Energie-Häusern und Null-Emissions-Fabriken, der Nachfrage nach ethischen Geldanlagen, Carsharing-Modellen oder dem wachsenden Markt für Kosmetika ohne Tierversuche. Technologische Innovationen und ein veränderter, nachhaltiger Lebensstil gehen Hand in Hand. Das vorliegende Buch, angelegt als lebendige und faktenreiche Reportage, ist eine Fundgrube für alle, die an dieser großen Transformation mitwirken wollen“ (Ralf Fücks).
ham, 24.09.2013
Download: Bericht aus der Zukunft. Wie der grüne Wandel funktioniert
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