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Miriam Vlaming, Human Nature

Von Helmut A. Müller | In Künstlerbuch

Mit Texten von Michael Braun Alexander, Susanne Altmann und Anne Diestelkamp und einem Gespräch
zwischen Nicola Graef und der Künstlerin

Kerber Art, Kerber Verlag, Bielefeld / Berlin, 2017, ISBN 978-3-7356-0245-9, 104 Seiten, 55
Farbabbildungen, Hardcover in Leinen, gebunden, Format 30,5 x 24,4 cm, € 36,00 / CHF 44,21

Die 1971 in Düsseldorf geborene und in Berlin lebende deutsch-niederländische Malerin Miriam Vlaming
hat wie Neo Rauch bei dem kürzlich verstorbenen Arno Rink in Leipzig studiert, dort 2001 als
Meisterschülerin abgeschlossen und gehört zu den herausragenden Vertreterinnen der neuen Leipziger
Schule. Mit ihren an der Grenze zur Abstraktion angelegten oft großformatigen Gemälden geht sie ihren
ganz eigenen Weg. Für Anne Diestelkamp hat sie sich in den letzten Jahren zur visuellen Anthropologie
entwickelt und dabei die Einbindung des Menschen in und seinen Widerstreit mit der Natur erforscht
(vergleiche dazu Anne Diestelkamp S. 96).

Sie selbst sieht ihre Malerei als Annäherung an die eigene Seele. „Es ist eine Art, mir die Welt anzueignen
[…]. Es muss immer eine innere Notwendigkeit für das Malen geben. Ich spüre dann, ich muss in die Aktion
gehen. Es ist eine eigene Welt. In dieser Welt darf ich ja alles […]. Malen ist ein sehr langsamer Prozess.
Anders als in der Fotografie nähere ich mich in der Malerei schrittweise an, das Tempo entspricht dem
menschlichen Geist […]. Der Prozess des Malens gibt Antwort und Halt, aber wirft natürlich auch neue
Fragen auf. Wenn es gut läuft, sind es genau solche Fragen, mit denen du ins nächste Bild gehst“ (Miriam
Vlaming S. 20).

Ihre in Human Nature zusammengefassten Arbeiten aus den Jahren 2008 -2017 (vergleiche dazu auch http://
www.miriamvlaming.com/de/malereien/) sind von Fotografien aus alten Alben und aktuellen Bildern aus
Printmedien inspiriert. „Indem ich die fotografische Vorlage immer wieder zerstöre, stelle ich die Realität
oder was wir glauben, was unsere Realität sei, in Frage. Ich schaffe Inseln oder auch Leerstellen der
Erinnerungen und dann puzzelt sich das zu ganz neuen und eigenen Welten“ (Miriam Vlaming S. 22). Jürgen
Kleinmann spricht an dieser Stelle von einem „Archiv vorausgegangener Arbeitsprozesse“ (Jürgen
Kleinmann 2016). Die vielfachen Überarbeitungen lassen Manegerie, 2016, 180 x 230 cm und Heimweg,
2009, 200 x 300 cm als „wie aus dem Wasser gezogene“ Bilder erscheinen (Miriam Vlaming). Maria in the
Forest, 2016, 160 x 120 cm erinnert an das deutschsprachige Adventslied „Maria durch den Dornwald
ging“, The Village, 2016, 180 x 220 cm, Fever, 2016, 210 x 180 cm und Uncle Freak, 2016, 210 x 180 cm an
einen Afrika-Aufenthalt der Künstlerin.

Nach Vlaming kann man am Menschen als Kreatur verzweifeln, wenn man an die schwarzen Stellen aus der
Geschichte oder an die aktuelle politische Situation denkt. Und „dann verkriecht man sich selbst hinter
seinen Bildern“ (Miriam Vlaming S. 20). Aber ein endgültiges Urteil will sie sich nicht erlauben, „weil ich
ja mittendrin bin. Selber Teil des Ganzen. Das entspricht auch dem, was ich“ 〔mit meinen Bildern
mitformulieren will〕. „Wir sind ein ganz kleiner Teil von etwas wirklich sehr, sehr Großem. Der Mensch ist
eben auch ein spirituelles Wesen“ (Miriam Vlaming S. 24).

ham, 20. September 2017

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