Aus dem Englischen von Klaus Binder

Siedler Verlag München, 2018, ISBN 978-3-8257-0045-8, 448 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und
Lesebändchen, Format 23,1 x 16,3 cm, € 28,00 (D) / € 28,80(A) / CHF 38,90

Adam wird nach der nichtpriesterlichen Schöpfungsgeschichte (vergleiche dazu 1. Mose 2, 4b – 1. Mose 3,
24) von Gott aus Lehm geformt und Eva aus einer der Rippen Adams. Alles hätte gut werden können im
Garten Eden, wenn da nicht die Schlange gewesen wäre, die listiger als alle anderen Tiere auf dem Felde
war. Die Schlange verspottet Eva, als diese sagt, sie müsse sterben, wenn sie von den verbotenen Früchten
des Baums der Erkenntnis esse. Sie verspricht Eva das schiere Gegenteil: Eure Augen werden aufgetan; ihr
werdet sein wie Gott und ihr werdet wissen, was gut und böse ist. Eva greift beherzt zu und lässt auch Adam
kosten. Die Kostprobe geht böse aus. Adam und Eva verlieren ihre Unschuld; sie werden gewahr, dass sie
nackt sind. Die Frau wird von nun an ihre Kinder mit Schmerzen gebären und der Mann sein Brot im
Schweiße seines Angesichts verdienen müssen. Sie werden sterben und der Zutritt zum Paradies bleibt ihnen
auf Dauer verwehrt.

Die wesentlich jüngere priesterschriftliche Schöpfungsgeschichte zeichnet die Stellung des Menschen in der
Welt deutlich anders: Nach 1. Mose 1,1 – 2,4 a erscheint Gott als der Herr der Schöpfung und der
Geschichte. Der Ur- und Vorzustand der Welt wird mit dem Bild einer überschwemmten Ebene beschrieben,
aus der die Erdscheibe auftaucht und auf der die Vegetation zu sprossen beginnt. Der Mensch wird nach dem
Ebenbild Gottes geschaffen (1. Mose 1, 27). Ziel der Schöpfung ist jetzt die Errichtung des Heiligtums; sie
„findet ihre Bestimmung im sühneschaffenden Kult […] und in der Gegenwart Jhwhs in seinem
Heiligtum“ (Christian Gertz [Hg.], Grundinformationen Altes Testament. Eine Einführung in Literatur,
Religion und Geschichte des Alten Testaments, fünfte Auflage 2016, S. 245). Auffällig ist, dass die
priesterschriftliche Schöpfung keinen Sündenfall kennt. Vielmehr war nach ihr alles, was Gott gemacht hatte,
„sehr gut“ (1. Mose 1, 31).

Auch der aus Tarsus stammende gesetzestreu erzogene Pharisäer und spätere Völkerapostel Paulus
übernimmt die nichtpriesterlichen Schöpfungsgeschichte nicht einfach; er variiert sie und zieht ihre Linie auf
Christus aus. Nach Paulus sind Tod und Leben durch jeweils einen Menschen in die Welt gekommen, der
Tod durch Adam und die Auferstehung durch Jesus Christus. „Denn wie in Adam alle sterben, so wird in
Christus alles lebendig gemacht werden“ (1. Korinther 15, 22; vergleiche auch Römer 5, 12.14). Aber der
Sündenfall kommt nicht in allen Strömungen des antiken Judentums durch Adam und Eva in die Welt. Das
manchmal auch kleine Genesis genannte Buch der Jubiläen verweist ebenso wie der 1. Henoch und die
Schriften vom Toten Meer auf den Mythos vom »Abstieg der Wächter«. „In dieser Tradition gilt die
Verbindung der Engel mit den Menschentöchtern (Gen 6,1-4) als die Ursünde“ (Gary Anderson, Adam und
Eva. In: RGG vierte Auflage Band 1, A–B, Tübingen 1998, Spalte 106). Philo von Alexandrien schließlich
geht von einer doppelten Schöpfung aus: In der ersten bildet Gott den himmlischen Menschen als Gottes
wahres Ebenbild ohne erdartiges Wesen. In der zweiten erschafft Gott den irdischen, der Veränderung und
Vergänglichkeit unterworfenen Menschen aus Lehm. „Der Sündenfall selbst wird allegorisch verstanden.
Adam steht für die Vernunft, Eva für die Sinneswahrnehmung, die Schlange für die Lust. Solange die
Vernunft in ihrer Gottesschau ungestört ist, herrscht eitel Wonne; aufgrund der versucherischen
Sinneswahrnehmungen […] kommt es zum Sündenfall“ (Gary Anderson a. a. O. Sp.107).

Im Mittelalter wird Eva vor allem in der westlichen Kultur zum Symbol für die Unzuverlässigkeit und
Schlechtigkeit von Frauen. Der 220 nach Christus gestorbenen christlichen Schriftsteller Tertullian setzt die
Frau grundsätzlich mit Eva gleich und sieht in ihr das „Tor zur Hölle“. Sie ist engherzig, sinnlich,
materialistisch, leicht zu verführen und Verführerin zugleich. Die Ende des 20. Jahrhunderts aufkommende
feministische Theologie entlarvt die Vorstellung, dass Eva das Böse in die Welt gebracht habe und nur ein
zweitrangiges Geschöpf sei, als patriarchalen Mythos.

Nach dem derzeit in Heidelberg lehrenden Alttestamentler Christian Gertz wollen die urgeschichtlichen
Darstellungen weder innerhalb des Alten Testaments noch in der altorientalischen Umwelt „als historisch
getreue Überlieferungen aus der Früh- und Vorgeschichte der Menschheit verstanden werden, sondern als
Wesensaussage über die für den Menschen und seine Welt grundlegenden Ordnungen. So lässt sich die
nichtpriesterliche Urgeschichte als Ätiologie, als eine Lehre von den Ursachen beschreiben, die den Zustand
der Gegenwart durch den Aufweis seiner Entstehung zu erklären versucht. Mithin redet die biblische
Urgeschichte von etwas Vergangenem und beschreibt damit einen Zustand, der die Gegenwart bestimmt. Im
wahrsten Sinn des Wortes grundlegend ist die Paradieserzählung in Gen 2,4b – 3,24. Ihr Thema ist die
Grundeinsicht religiöser Selbstdeutung und lautet schlicht: Der Mensch ist Mensch und nicht Gott. In der
Entfaltung dieses Satzes geht es um die stets ambivalente Daseinserfahrung des Menschen. Der häufig
notierte Wechsel der Grundstimmung vom ungetrübten Selbstgefühl des Menschen zu seiner Erfahrung der
Gottesferne ist das urgeschichtliche Mittel, dieses Lebensgefühl begründend herzuleiten. So erlangt der
Mensch, was sein Wesen ausmacht, nämlich zu wissen, was dem Leben förderlich und was im hinderlich ist
(›Erkenntnis von Gut und Böse‹), ausgerechnet durch die Übertretung eines göttlichen Gebots. Demonstriert
wird der mit der Erkenntnis vollzogene Übergang am Beispiel der Nacktheit. Sie stellt den Erkenntnisgewinn
als Schritt aus der kindlichen Unschuld in das Selbstbewusstsein des Erwachsenen dar“, „den Übergang vom
Vormenschlichen zum Menschlichen“ oder „von der Natur zur Kultur“ „und damit zu erfahrener
Realität“ (Christian Gertz a. a. O. S. 266). Die biblische Urgeschichte handelt also von den großen
Menschheitsthemen, der Frage nach dem Ursprung der Welt, den Werken des Menschen, seiner
Kulturfähigkeit und seiner Angewiesenheit auf Kultur sowie seiner Fehlbarkeit (vergleiche Christian Gertz a.
a. O S. 267).

Die Frage nach dem Ursprung der Welt, den Werken des Menschen und nach seiner Kultur ist in ungezählten
Versionen beantwortet worden. „Wir Menschen“, so der in Harvard lehrende und zur
kulturwissenschaftlichen Schule des New Historismus zählende Literaturwissenschaftler Stephen Greenblatt,
„können nicht leben ohne Erzählungen. Wir umgeben uns damit, erfinden sie im Schlaf, erzählen sie unseren
Kindern, zahlen sogar dafür, dass uns Geschichten erzählt werden“ (Stephen Greenblatt S. 12). Er selbst
verbringe ein ganzes Erwachsenenleben damit, Erzählungen zu ergründen, ihre Schönheit, ihre Macht, ihren
Einfluss. Sein Buch über Adam und Eva will er als „die Lebensgeschichte einer der außergewöhnlichsten
Erzählungen, die je erzählt worden ist“ (Stephen Greenblatt a. a. O.), verstanden wissen.

Seine Variation der Lebensgeschichte der Adam und Eva-Erzählungen setzt dann auch mit einer Erinnerung
ein. Als Kind habe er sich, so Greenblatt, gegen das ausdrückliche Verbot seiner Eltern nach langem inneren
Ringen dafür entschieden, beim Segen am Ende des Sabbatgottesdienstes den Kopf zu heben, um Gott ins
Angesicht schauen zu können. Die Eltern hatten erklärt, wir alle müssten während der Segenswünsche
unseren „Kopf neigen und den Blick so lange auf den Boden richten, bis die feierlichen Worte des Rabbis
gesprochen seien. Unbedingt […] müssten wir uns daran halten, denn in diesen Augenblicken schwebe Gott
über unseren Köpfen, und niemand, der Gott geschaut habe, werde dies überleben“ (Stephen Greenblatt S.
11). Als er am Ende des Gottesdienstes bei den Segensworten den Kopf hebt, seine Blicke schweifen lässt
und Gott nicht sieht, fühlt er sich betrogen, belogen und um seinen Kinderglauben gebracht. Geblieben ist
ihm, gleichsam als die andere Seite der verlorenen Illusion, die Faszination, die von Geschichten ausgeht, die
„wir Menschen erfinden im Versuch, unserer Existenz einen Sinn zu verleihen, und mir wurde klar, dass es
jämmerlich unpassend ist, von ›Lüge‹ zu sprechen, wenn es um solche Erzählungen geht, um ihr Motiv wie
um ihren Inhalt“ (Stephen Greenblatt S. 12).

Greenblatts Kindheitserzählung ist mit der Erzählung von Adam und Eva über das Motiv des Verbots (»vom
Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen« – »beim Segen des Rabbis sollst du deinen
Kopf neigen und den Blick zu Boden richten«), das Motiv des erkenntnisleitenden Blicks (»Die Frau sah,
dass von dem Baume gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er
klug machte« – »Müsste es nicht das Herrlichste sein, in Gottes Angesicht zu schauen?«) und das Motiv der
aufklärerischen Folgen des Blicks (»Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr,
dass sie nackt waren« – »Seither sind viele Jahre vergangen, und den naiven Glauben, der mich dazu brachte,
mein Leben für einen Blick auf Gott zu riskieren, habe ich nie zurückgewonnen«) verbunden. Diese Motive
sind auch für Augustinus lebensbestimmend geworden. Greenblatt widmet ihm das zentrale Kapitel seines
Buches.

Als Urszene erscheint eine unwillkürliche Erektion, die Augustinus bei einem Besuch der Thermen von
Thagaste im Jahr 370 erlebt und erlitten hatte. Sein Vater hatte die Erektion gesehen und dies schien ihm
Grund genug, auf Enkel zu hoffen. Dem damals Sechzehnjährigen wird die Szene überaus peinlich gewesen
sein. Aber er hält in seinen Confessiones nicht das Gefühl von Peinlichkeit und Scham fest, sondern „was
geschah, als Vater und Sohn wieder zuhause waren. Der Vater nämlich erzählte […] ›voller Freude meiner
Mutter‹“, was er gesehen hatte. „Doch auch diesmal keine Scham über die Situation […], peinlich war ihm
vielmehr die Freude seines Vaters, die ›Freude der Trunkenheit, in der diese Welt dich, ihren Schöpfer
vergaß, und statt deiner dein Geschöpf liebte […]. Im Herzen meiner Mutter hattest du aber bereits den Bau
deines Tempels begonnen und den Grundstein deiner Behausung gelegt […]. Daher erzitterte meine Mutter
›in sehr frommer Angst und fürchtete für mich‹“ (Augustinus nach Stephen Greenblatt S. 102). Die Angst
und das Erzittern der frommen Mutter ließen den Sohn nicht mehr los, bis es ihm nach einem
ausschweifenden Leben, dem Zeugen eines eigenen Sohnes und vielen Umwegen mit Gottes Hilfe gelang,
sich an die Erwartungen der Mutter anzupassen, sich zum Christentum zu bekehren und fortan ein Leben in
Keuschheit zu führen.

Jeder Geschlechtsverkehr, so dann der zum Bischof von Hippo und Kirchenlehrer gewordene Augustinus,
„sei verdorben worden von Adam und Eva und seither auch verderbt geblieben. Selbst fromme verheiratete
Paare, die ihren geschlechtlichen Verkehr in den engsten zulässigen Grenzen hielten, könnten nichts
erreichen ›ohne die Glut der Leidenschaft‹. Dieser Wollust gibt Augustinus einen wissenschaftlichsachlichen
Namen: Konkupiszenz. Er verstand sie denn auch nicht als Gabe der Natur oder als gottgegebene
Wohltat: Als Fluch galt sie ihm, als Strafe, als Ruch des Bösen. Was Mann und Frau unternehmen, um ein
Kind zu bekommen, ist nicht böse, dies sei, versichert Augustinus, gut; doch werde es nicht vollzogen ›ohne
das Böse‹. Um wie viel besser wäre es also, gäbe es nicht die Notwendigkeit sexuellen Begehrens, wie viel
besser, wenn Mann und Frau ohne die lustvolle Erregung der Geschlechtsorgane Kinder zeugen könnten“.

Ein angesichts der Welt, wie wir sie kennen, frommer Wunsch. Augustinus’ obsessive und verquere
Wahrnehmung der sexuellen Erregung und ihrer Unausweichlichkeit […] bestimmte die einflussreichste und
folgenschwerste seiner Vorstellungen, die sich über die folgenden Jahrhunderte legte und von der wir uns, als
deren Erben, allenfalls teilweise befreit haben: die Vorstellung der Ursünde, originale peccatum (Stephen
Greenblatt S. 130). Im langen Nachdenken über die Frage, was der Satz der Schlange ›Eure Augen werden
aufgetan‹ vor dem Sündenfall bedeutet haben könnte, ließ sich Augustinus letztendlich nicht mehr davon
abbringen, dass es etwas gegeben haben musste, was Adam und Eva „nach ihrer Übertretung zum ersten Mal
gesehen haben, und das konnte nichts rein Metaphorisches gewesen sein. Was aber dann? Da dämmerte ihm:
›Sie warfen ihre Blicke auf ihre Glieder, und mit deren Regung, die sie nicht kannten, begehrten
sie‹“ (Stephen Greenblatt und Augustinus nach Stephen Greenblatt S. 136).

Der Schlüssel für diese Auslegung liegt nach Greenblatt im Erlebnis jener unwillkürlichen Erektion in den
Thermen, die Augustinus’ Vater beobachtet hatte. Vor dem Sündenfall, so Augustinus, besaßen Adam und
Eva noch die vollkommene Freiheit, ihre Erregung mit dem eigenen Willen zu kontrollieren, danach war
diese Freiheit verloren. „Über 50 Jahre nach jenem Erlebnis in den Thermen brütete er noch immer darüber,
was das alles zu bedeuten hatte. Wenn wir gesund sind, notierte er, sind wir frei, andere Teile des Körpers –
Augen, Lippen, die Zunge, Hände und Füße zu bewegen, wie wir wollen. Der Verlust der Freiheit zeige sich
genau dann, ›wenn es dazu kommt, Nachkommen hervorzubringen‹. Dann nämlich gehorchen die ›Glieder,
die zu dieser Betätigung geschaffen sind, dem Wink des Willens nicht mehr‹, vielmehr wird ›erwartet, dass
die Lust sie wie auf Grund des eigenen Rechts in Bewegung setzt‹“ (Augustinus nach Stephen Greenblatt S.
136 f.).

Im Fortgang der frühen Kirchengeschichte gelang es Augustinus mit „intellektueller Meisterschaft, kluger
Nutzung des Kirchenapparats und einem überwältigenden spirituellen Charisma, das weitgespannte Projekt
des abendländischen Christentums“ in Richtung auf ein wortwörtliches Verstehen der biblischen Berichte zu
lenken. „Ihm vor allem verdankt unsere Welt die zentrale Rolle, die Adam und Eva einnehmen sollten. Viele
dachten anders, denn damals wie heute erscheint der biblische Bericht von den ersten Menschen im
magischen Garten eher wie eine Fiktion denn wie eine Geschichte. Augustinus ließ nicht locker. Er bestand
darauf, dass der göttliche Plan und damit das Schicksal jedes Einzelnen wie das ganzer Völker
zusammenhängen mit der Realität dessen, was in jenem Garten geschah“ (Stephen Greenblatt S. 118).

In seinem Epilog erlaubt sich Greenblatt nach Kapiteln über die Rezeption der Paradieserzählung in der
Kunstgeschichte, in John Miltons Versepos Paradise Lost, in Isaac de La Peyrères Vorstellung von den Prä-
Adamiten und in Darwins Zweifel, den Mythos von Adam und Eva in den Kibale National Park in Uganda
zu verlegen: Dort ist er bei einem Forschungsaufenthalt auf Schimpansen gestoßen, die ungeniert von allen
Früchten der Bäume im Garten gegessen und ihren Geschlechtsverkehr ohne jede Scham vollzogen haben:
„Bubbles, Mitte 50, war ein gutes Stück älter als der 22-jährige Eslom, aber sie war hitzig. Weibliche
Schimpansen haben während der längsten Zeit ihres Lebens ihre Regel, und männliche Schimpansen sind
besonders erregt, wenn ältere Weibchen ihre Empfängnisbereitschaft zeigen. Das Alphatier wollte sie allein
für sich und betrieb deshalb Mate-Guarding: Es bewachte sein Objekt der Begierde. Sobald ein anderes
Männchen in Bubbles Nähe kam, sträubten sich Esloms Haare, und der Möchtegern-Freier sah zu, dass er
das Weite suchte. Bei der Kopulation von Schimpansen – sie dauert im Durchschnitt nicht mehr als sechs
Sekunden – geht es weniger um Lust als um Reproduktion: Im Prinzip strebt das Alphatier danach, den
gesamten Nachwuchs der Gruppe zu zeugen […]. ›Diese da‹, signalisierte der Alphamann mit der ganzen
Kraft seines muskulösen Körpers, ›diese da‹. Bubbles fügte sich. Sie wandte sich um und präsentierte Eslom
ihr geschwollenes Hinterteil, auf dass er es inspizierte und bewunderte. Und er schaute, schnüffelte und war
zufrieden […]. Ist das Weibchen empfängnisbereit, zeigt sie es für alle sichtbar. Ist ein Männchen erregt,
spreizt es die Beine und präsentiert seine Erektion. Sie paaren sich ungeniert, alle schauen zu, häufig klettert
der Nachwuchs auf ihnen herum. Genau das heißt, ohne Scham zu sein: in einer Welt zu leben, in der es
überhaupt keine Scham gibt“ (Stephen Greenblatt S. 333 ff.).

Ein anderer Schimpanse namens Lanjo „musste die Chance genutzt haben, dass Eslom durch die Bewachung
seiner Partnerin abgelenkt war und Leona fortgelockt haben, die ebenfalls empfängnisbereit war […].
Endlich alleine, teilten Banjo und Leona diesen Augenblick Schimpansenzärtlichkeit: Sanft berührte sie ihre
Hinterteile. Mit Lily auf dem Rücken beugte sich Leona vor und erlaubte Banjo, ihre Vulva mit seinem
Finger zu untersuchen, den er dann an seine Nase hielt und beschnüffelt. Doch die beiden waren nicht nur für
die Sechs-Sekunden-Paarung zusammengekommen. Sie hatten den Willen des obersten Gebieters missachtet,
hatten Strafe riskiert, waren zum Paar geworden. Sie schauten auf der Lichtung umher und musterten auch
uns […]. Dann, um ihre Zeit zu zweit fortzusetzen, schlugen sie sich gemeinsam ins buschige Dickicht […].
Die Welt lag vor ihnen“ (Stephen Greenblatt S. 344).

ham, 24. März 2018

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