Ausstellung in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen vom 16. März bis 16. Juni 2024

Zahlreiche große aber auch bisher kaum bekannte Künstlernamen finden sich bei den rund 100 Werken, die bis zum 16. Juni 2024 in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen unter dem Titel ›Reiche Ernte – Früchte in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts‹ ausgestellt werden, so unter anderem Arman (Arman Fernandez) (1928–2005), Elvira Bach (*1951), Stephan Balkenhol (*1957), Ernst Barlach (1870–1938), Fernando Botero (1932–2023), Slawomir Elsner (*1976), Rainer Fetting (*1949), Lucian Freud (1922–2011), Katharina Fritsch (*1956), Erich Heckel (1883–1970), Karl Hofer (1878–1955), Alexej von Jawlensky (1864–1941), Alexander Kanoldt (1881–1939), Karin Kneffel (*1957), Alicja Kwade (*1979), Markus Lüpertz (*1941), Gabriele Münter (1877–1962), Hans Op de Beeck (*1969), Pierre-Auguste Renoir (1841–1919), Christian Rohlfs (1849–1938), Michael Sailstorfer (*1979), Thomas Scheibitz (*1968), Thomas Schütte (*1954), Max Slevogt (1868–1932, Berend Strik (*1960), Cony Theis (*1958), Gavin Turk (*1967), Erika Verzutti (*1971),  Andy Warhol (1928–1987) und Ai Weiwei (*1957). Alle Beteiligten haben sich zumindest zeitweilig mit Früchten auseinandergesetzt und alle Arbeiten stammen aus der rund 300 Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Grafiken, Plastiken und Videoinstallationen umfassenden Sammlung ›Am Anfang war der Apfel‹ des Heidelberger Unternehmers, Wissenschaftlers und Stifters Rainer Wild.

Die im Lichthof der Städtischen Galerie gezeigten Werke von Markus Lüpertz ›Stillleben mit Früchten und Totenkopf‹ und Hans Op de Beeck ›Vanitas (Variation) 1‹ erinnern an die ab dem17. Jahrhundert übliche Deutung von Stillleben als Sinnbilder der Vergänglichkeit. Stefan Szczesnys ›Früchtestillleben‹ führt dagegen 25 Fruchtsorten vor und skizziert eine Obstschale in Schwarz über dem Tableau.

Im den dem Apfel gewidmeten Kabinetten variiert Fernando Boteros Bleistiftzeichnung ›Ohne Titel (Adam und Eva)‹ den biblischen Sündenfall. In Elvira Bachs ›Am Anfang war der Apfel‹ wird die Schlange zum Markenzeichen der Künstlerin. Bachs bildnerisches Pendant hat den Kopf und den Schwanz der Schlange fest im Griff und einen überdimensionierten Apfel auf dem eigenen Kopf, der den Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell und Schillers gleichnamiges Drama in Erinnerung ruft. Bruno Peinados Polyesterapfel ›Long Love Distance‹ mutiert in einen Totenkopf und könnte das Lateinischen malus ins Gedächtnis zurückrufen, das als Adjektiv im Deutschen sowohl böse, schlecht, hinterlistig, unehrlich und niederträchtig und als Substantiv Apfelbaum oder kurz Apfel heißen kann. Anderen fällt Edvard Munchs ›Schrei‹ ein.Alexej von Jawlensky setzt sich in seinem ›Stillleben mit Äpfeln‹ mit Cézanne, Gauguin, Matisse, Van Gogh und der bildlogischen  Frage auseinander, wie die sichtbare Welt in die Zweidimensionalität der Malerei übersetzt werden kann. Um den Apfel an sich geht es bei ihm nicht mehr. Auch Katharina Fritsch hat in ihrer Skulptur ›Apple‹ vorwiegend die Form und die Farbe im Blick. Ihr geht es um „Ein Ding, eine Farbe“. Schließlich zeigt Gavin Turk, was zu guter Letzt vom Apfel übrig bleibt.

Karl Hofer wählt für sein ›Birnenstillleben‹ Ölfarben auf Leinwand. Erich Heckel bevorzugt für seine ›Birnen‹ Aquarellfarben und Bleistift auf Papier. Michael Sailstorfer benützt für seine Adaption der beuysschen Capri-Batterie (vergleiche dazu https://pinakothek-beuys-multiples.de/product/capri-batterie/) Bronze, Alicja Kwade für ihre ›Atropa Belladonna (Notfallkapsel) eine mit 24-karätigem Gold galvanisierte getrocknete Tollkirsche,  Thomas Schütte für sein Modell einer Kirschensäule für Münster lackiertes Holz (vergleiche dazu https://www.kunsthallemuenster.de/de/sammlung/thomas-schutte-kirschensaule-1987-5157325n-737430e/ ), Stefan Balkenhol für seinen ›Bacchus‹ einen bemalten Bronze-Wachsguss, Olaf Breunig für sein ›Lemon Pig‹ Styropor und Ai Weiwei für seine Wassermelone Porzellan. Dass Cony Theis in ihrem ›Bananenzyklus‹ zwischen abgängigen Bananen einen toten Soldaten versteckt, muss man erst entdecken.

In dem in Bietigheim wie immer umfangreichen Begleitprogramm könnten Kinder vor Theis’ Zyklus gefragt werden, was an den mehr als 14 Bananen ungewöhnlich ist. Kochbegeisterte wiederum werden sich an den Rezepten freuen, die einzelnen Früchten zugeordnet sind. So werden bei den Bananen ein veganes Schoko-Bananenbrot für eine Kastenform von 25 cm Länge und die Zutaten 160 g Weizen-, Dinkel- oder glutenfreies Mehl, 1 EL Maisstärke, 50 g Kakaopulver, 1 TL Backpulver, 1TL Natron, 1/2 TL Salz, 2 sehr reifen großen Bananen, 100 ml pflanzliche Milch, 75 g geschmacksneutrales Öl, 115 g Zucker (oder nach Geschmack), 1 Tl Vanilleextrakt, 1 TL Apfelessig und optional Schoko-Chips vorgeschlagen. 

Für Birnen, Bohnen und Speck benötigt man 500 g durchwachsenen Speck, 500 g grüne Bohnen, einen Stängel Bohnenkraut, 500 g Augustbirnen, Salz, weißen Pfeffer und einen halben Bund gehackte Petersilie. Der Speck muss im Stück mit kalten Wasser aufgesetzt werden und eine Stunde kochen. Die Bohnen werden gewaschen, in Stücke gebrochen, das gewaschene Bohnenkraut obenauf gelegt und mit den gewaschenen Birnen dazugegeben, mitgegart und alles noch 30 Minuten mitgekocht. Danach wird der Speck herausgenommen, in Scheiben geschnitten und wieder in die Suppe gegeben. Die Stiele des Bohnenkrauts werden herausgesammelt, das Gericht mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt, dick mit Petersilie bestreut und mit Salzkartoffeln serviert. Dazu passt ein herbes Pils.

ham, 15. März 2024

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