edition chrismon in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig, 2024, ISBN 978-3-96038-398-7, 64 Seiten, Hardcover, Format 20 x 13 cm, € 12,00

Nach dem Evangelisten Lukas sah Jesus Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen (vergleiche dazu Lukas 10,18). „Diabolo, Mephisto, Beelzebub, Luzifer, der Antichrist – alle diese Namen bezeichnen jene Figur, die wir gemeinhin ‚den Teufel‘ nennen“ (vergleiche dazu und zum Folgenden Ralf Bei der Kellen, Der gefallene Engel. In: https://www.deutschlandfunkkultur.de/der-gefallene-engel-100.html). Nach dem evangelischen Theologen Christoph Markschies ist der Teufel der Versuch, das Böse und seine vielen Gestalten zu personifizieren und womöglich ein Erbe der frühen dualistischen Religionen wie zum Beispiel des Zoroastrismus aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus, in dem ein guter Gott einem bösen gegenüber stand. Auch das frühe Judentum kennt den Teufel bereits unter dem hebräischen Wort „sa-tan“, was so viel bedeutet wie „sich jemandem entgegenstellen“. 

Im Neuen Testament wird der Teufel zum gefallenen Engel, Widersacher Gottes und zur autonomen Gestalt, die die Welt und die Menschen immerfort durcheinander bringt. Der 1946 in Damaskus geborene, in einer christlichen, melkitisch-katholischen Familie in Syrien aufgewachsene und seit 1971 in Deutschland lebende und seit 1977 auf Deutsch publizierende Schriftsteller Rafik Schami (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Rafik_Schami) stellt die neutestamentliche Vorstellung vom auf die Erde gestürzten Diabolos auf den Kopf: Schami lässt seinen kleinen Teufel Diabolo, der weder in die Hölle noch in den Himmel passt, auf der Erde zum Liebenden werden. Diabolo wird dort deshalb zur Strafe vermenschlicht. Er verliert seine teuflischen Fähigkeiten, beginnt wie ein Mensch zu frieren und bekommt ein neue Gestalt und eine neue Identität.

Der heute mit seiner Familie in Mannheim lebende, 1970 in Isfahan geborene Künstler Mehrdad Zaeri (vergleiche dazu https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Mehrdad_Zaeri_-_2023.jpg) setzt ihm deshalb eine Locke statt der erwarteten Hörner auf den kahlen Kopf und sorgt mit seinen Bildern mit dafür, dass die Phantasie beim Lesen von Schamis poetischer Erzählung in der Hölle, im Himmel, auf Erden und in den Träumen spazieren geht.

ham, 27. November 2024

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