Für die Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin herausgegeben von Joachim Jäger und Constanze von Marlin mit Vorworten von Hermann Parzinger, Michael Eissenhauer und Christina Haak, einem Grußwort von Cedrik Neike, Texten von Phyllis Lambert, Fritz Neumeyer, Dirk Lohan, Wolf Tegethoff, Beatriz Colomina, Claire Zimmerman, Barry Bergdoll, Manfredo di Robilant, Martin Reichert, Christiane Lange, Erik Spiekermann, David Chipperfield, Maike Steinkamp, Dieter Scholz, den Herausgebern und Fotografien von Simon Menges
Deutscher Kunstverlag Berlin, München, 2021, ISBN 978-3-422-98651-0, 272 Seiten, 250 farbigen Abbildungen, Hardcover gebunden mit Leinenrücken, Format 31 x 24,3 cm, € 48,00 (D)
Die zwischen 1965 und 1968 nach dem Entwurf von Ludwig Mies van der Rohe als Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts errichtete Neue Nationalgalerie gilt als Ikone der Westlichen Moderne und als Vermächtnis des Architekten. 2012 wurde das Büro David Chipperfield Architects mit der Planung und Durchführung beauftragt (vergleiche dazu https://blog.smb.museum/schluesseluebergabe-die-baustelle-wird-wieder-museum/). Rund 35 000 Objekte wurden demontiert, restauriert oder rekonstruiert und nach der Sanierung des Rohbaus wieder an ihrem Ursprungsort remontiert. Die denkmalgerechte Sanierung
war mit der mit der Schlüsselübergabe am 29. April 2021 abgeschlossen.
Nach Joachim Jäger ist die Neue Nationalgalerie das letzte Gebäude, das Mies noch selbst von A bis Z, von den ersten Entwürfen bis zum Bau geplant hat und sein Vermächtnis, auch weil die große obere Halle Mies’ Idee des offenen Raums auf den Punkt bringt (vergleiche dazu und zum Folgenden ›50 Jahre Neue Nationalgalerie: Kein Ort für Beliebigkeit‹. In: https://blog.smb.museum/50-jahre-neue-nationalgalerie-kein-ort-fuer-beliebigkeit/). Bei der Sanierung wurde die Technik und die Sicherheit des Gebäudes auf den aktuellen Stand gebracht und zum großen Teil versteckt, sodass die Neue Nationalgalerie nach Abschluss der Sanierung im Wesentlichen so aussieht, wie man sie bisher gekannt hat (vergleiche dazu https://www.smb.museum/presse/pressebilder/download/neue-nationalgalerie-wiedereroeffnung-die-kunst-der-gesellschaft-1900-1945-sammlung-der-nationalgalerie-alexander-calder-minimal-maximal-rosa-barba-in-a-perpetual-now-ab-2282021/).
Der jetzt vorgelegte Band stellt den historischen Bau, die Grundinstandsetzung und das sanierte Gebäude in Detail-, Großaufnahmen und Fachbeiträgen vor. David Chipperfield erinnert in seinem Beitrag an den von Mies van der Rohe oftmals geäußerten Ausspruch ›Gott steckt im Detail‹. „Mit dieser Bemerkung erinnert uns der Architekt, der das Gesicht der modernen Architektur verändert hat, daran, dass die große Geste nur durch die Präzision ihrer physischen Ausführung erkannt, geschätzt oder mit Bedeutung versehen werden kann. Die Idee hängt völlig von der Qualität ihrer physischen Lösung ab. Und die Idee findet ihre stärkste Ausprägung in der Ausführung. Dies ist die Stärke von Mies van der Rohes großartigem Projekt – einem Gebäude, das mit dem Kopf in den Wolken steckt und doch mit den Füßen fest auf dem Boden steht. Seine große Vision berührt uns, und dies nicht nur durch hochfliegende Ideen, sondern durch die greifbaren physischen Eigenschaften – im Auftrag von und aus Sorge um das ›Wesen‹ von Architektur, und indem das Praktische und Prosaische in das Reich der Ideen gehoben wird.
Wir hatten die Möglichkeit, die Vorstellungen von Mies van der Rohe durch die physische Umsetzung unserer Aufgabe zu bestätigen, und damit auch die Bedeutung der Entstehung zu bekräftigen, und vielleicht konnten wir dieses Mal sogar ein wenig mehr Gott in einige dieser Details stecken. “ (David Chipperfield S. 221).
ham, 20. Oktober 2021