Hrsg. von René Luckhardt, veröffentlicht von Dorothee Heine und Christian Malycha für
Q.H.S.O.I.Q.O.C.M.S. Berlin, 2013, 80 S., davon 32 S. mit Typoskripten von Texten von
René Luckhardt und 14 s/w-Fotografien und 48 S. mit 29 Farbtafeln und 4 s/w-Abbildungen,
gebunden mit leinenkaschiertem Umschlag, Format 20 x 14,9 cm
Der 1972 in Marburg geborene und am Chelsea College of Art und Design, London
ausgebildete deutsch-schweizerische Maler und Konzeptkünstler René Luckhardt siedelt seine
Malerei zwischen „Kellerloch und Kristallpalast“ an: „Kellerloch ist eine Spielart – der Natur
bzw. des Künstlers. Es gibt nach wie vor überhaupt nur zwei Spielarten, das ist das Kellerloch
und der Kristallpalast“ (René Luckhardt). Vielleicht könnte man davon sprechen, dass Kunst
zwischen Immanenz und Transzendenz angesiedelt ist. 2009 hat Luckhardt zusammen mit
Helmut A. Müller und Heike Kelter die Gruppenausstellung ‚Transzendenz Inc‘ mit den Künstlern wie Tjorg
Douglas Beer, Axel Heil, Andreas Hofer, Axel Huber, John Isaacs, Heike Kelter, Dean
Kenning, Joep van Liefland und eigenen Arbeiten kuratiert. 2010 konnte die Ausstellung in
erweiterter Fassung im Autocenter Berlin gezeigt werden. Parallel dazu schuf Luckhardt den
inzwischen überregional bekannten Berliner Ausstellungsort ‚Wonderloch Kellerland‘. Seine
im Sommer 2013 im Autocenter Berlin unter dem Titel ‚Kellerloch Paintings‘ teilweise zum
ersten Mal gezeigten Malereien aus den Jahren 2000 bis 2010 markieren den erdnahen Pol
seiner Malereien und damit die Seite der Immanenz. „Kellerloch“ erinnert an den „Keller des
Heiligen“ und will wie dieser überwunden werden: „Der Keller – das ist die Tiefe, von der
jeder normale, gesunde Mensch Abstand nimmt. Kellerloch ist ein furchtbarer Zustand, da
können Sie fragen, wen Sie wollen. Für einen Künstler ist er aber nicht von Dauer. Allerdings,
um überdauern zu können, braucht er ihn – gelegentlich“ (René Luckhardt). Wie Schamanen,
Exorzisten, Heilige, Sigmund Freud und Carl Gustav Jung steigt Luckhardt in seinen Keller
hinab und findet dort unter anderem Bilder von seinen Großmüttern, von seiner Mutter, von
Hausschlachtungen und von gemeinsamer Arbeit im Garten. In seinen ‚Kellerloch Paintings‘
erscheinen diese Bilder in abstrahierten Kontexten und ins Surreale und Groteske
transformiert. „Kellerloch Paintings eignen sich nicht zur Repräsentation; weder politisch
noch wirtschaftlich, noch zu anderweitigen therapeutischen Zwecken. Man wird an ihnen
auch keine Nostalgie finden, denn das wäre Pop oder >>Underground<<, aber nicht
Kellerloch. Kellerloch ist in gar keinem Fall Pop. Pop ist materialistisch, darum abstrakt.
Kellerloch ist materiell, darum stofflich“ (René Luckhardt). Materie aber ist vergänglich.
Deshalb können die auf den ‚Kellerloch Paintings‘ sichtbar werdenden Narben, Entstellungen
und Makel manchen Betrachter erschrecken. Aber wer sie als Zeichen des gelebten Lebens
annehmen und zulassen kann, findet sie schön. „Was gibt es Schöneres in der Kunst als
Narben, Entstellungen, Makel… Kellerloch Paintings lieben Pentimenti – die Narben ihrer
eigenen Zeit. Von außen betrachtet könnte man sagen, sie würden dadurch geheimnisvoller…,
aber das interessiert sie nicht“ (René Luckardt).
ham, 03.12.2013
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