Ob die 1962 in Bad Pyrmont geborene Meisterschülerin von Georg Karl Pfahler und heutige Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe Leni Hoffmann alle Teile ihrer Ansage auch in der Städtischen Galerie Karlsruhe eingelöst hat, lässt sich beim Gang durch die Ausstellung nicht mehr wasserdicht überprüfen:
„Wenn man mich einlädt,
dann verliert man die Kontrolle.
Wenn man mich einlädt,
dann wird es laut.
Wenn man mich einlädt,
dann wird es schmutzig.
Wenn man mich einlädt,
wird’s teuer,
aber auf jeden Fall immer interessant.“
(Leni Hoffmann, ›Mit Knetgummi die Welt verändern – Die Künstlerin Leni Hoffmann‹. In: SWR Kultur am 17.3.2024, https://www.ardmediathek.de/video/swr-kultur/mit-knetgummi-die-welt-veraendern-die-kuenstlerin-leni-hoffmann/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIwMTk1ODA)
Aber ihr Fazit kann aus vollem Herzen unterstrichen werden: Ihre Ausstellung in den Räumen der Städtischen Galerie Karlsruhe, in der sich im Zweiten Weltkrieg eine der wichtigsten Munitionsfabriken Deutschlands befunden hat, ist in jedem Fall hochinteressant geworden (vergleiche dazu https://meinka.de/blick-in-die-geschichte-frueher-munitionsfabrik-heute-medienzentrum/). Bei Hoffmann kommen vor Ort statt Patronenhülsen und Patronen Holz, Glas, Steinzeug, Knetgummi und natürlich auch Farbe zum Einsatz.
Arbeiten wie ›under milkwood‹, 2024, Knete auf Parket, sind für die große Halle konzipiert und liegen den Besuchern buchstäblich zu Füßen: Sie stehen zwar in der Tradition der Leinwände, definieren jedoch den ganzen Boden als Anschauungsebene und Bild (vergleiche dazu und zum Folgenden die Broschüre der SGK zur Ausstellung ›UBIK Leni Hoffmann‹, S. 17 und https://staedtische-galerie.de/exhibition/ubik-un-pezzolino-da-cielo-leni-hoffmann/). Die monochromen, auf den Boden aufgebrachten monochromen Knetfelder in magenta, gelb und blau stehen gleichberechtigt neben Auslassungen, die den Parkettboden zeigen. Der Betrachter wird bei Betreten des Raums zum Teil des Bildes und schreibt sich selber in das Bild ein, wenn er auf die Knetflächen tritt. Mit den Nutzerspuren hat ›under milkwood‹ am Ausstellungsende seine endgültige Form gefunden und wird dann entsorgt. Ob Hoffmann die Neufassung ihrer schon 2019 in Kyoto gezeigten Arbeit ›oto‹, 2019 / 2024, Knete auf Sicherheitsglas, Hinterstrahlung, wie die Erstfassung zerstören wird, wird sich beim Abbau Ende August zeigen.
Zu den Neuproduktionen kommen Klassiker wie „Pizzicato“ (vergleiche dazu Adrienne Braun, Die Druckzeitung als Unikat. In: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.druckerei-im-pressezentrum-in-atelier-die-tageszeitung-als-unikat.6498d134-4154-4375-87ed-37d7e4d3a869.html) und weitere Arbeiten aus früheren Produktionen.
ham, 11. Juni 2024