Heilbronn ist unter anderem durch die 1842 von Julius Robert Mayer erkannte und angezeigte Äquivalenz von Wärme und Energie bekannt geworden. Sie gilt inzwischen als erster Hauptsatz der Wärmelehre. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind der Heilbronner Bildungscampus und der geplante Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) überregional im Gespräch. Heilbronn gilt als Industrie- und Handelsstadt. Der von Hans Scheiner ab 1508 gebaute Westturm der dortige Kilianskirche gilt als eines eines der originellsten Werke der Frührenaissance in Deutschland (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Kilianskirche_(Heilbronn). Darüber hinaus hat sich Heilbronn seit 1977 als Skulpturenstadt profiliert (https://de.wikipedia.org/wiki/Skulpturen_in_Heilbronn). Im Bereich der Malerei besteht noch Nachholbedarf. Deshalb konnte Marc Gundel in der zum 80. Geburtstag von Hal Busse herausgegebenen Publikation »Farben, die blühen – Die Malerin Hal Busse« schreiben, dass Heilbronn bislang insbesondere mit Hans Seyfer (um 1450–1509), dem Meister des Heilbronner Schnitzaltars (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Heilbronn-Kilianskirche-SeyfferAltar01.JPG), und mit dem in Heilbronn geborenen klassizistischen Historien- und Miniaturmaler Heinrich Friedrich Füger (1751–1818) in Verbindung gebracht wird. Zu den wegweisenden Künstlern der Region darf aber „künftig auch die Malerin Hal (Hannelore) Busse gezählt werden, die 1926 in Jagstfeld geboren wurde und seit 1980 in Heilbronn lebt. Als Tochter des noch impressionistischen Landschaftsmalers Hermann Busse (1883–1970) empfing sie von Kindesbeinen an künstlerische Anregungen“ (Marc Gundel in »Farben die blühen. Die Malerin Halb Busse«, 2006, Seite 7; vergleiche dazu auch »Hal (Hannelore) Busse (1926–2018)« in https://stadtarchiv.heilbronn.de/geschichte-a-z/b/hal-hannelore-busse-1926-2018.html).
Knapp 20 Jahre später kann sich Gundel in seiner dritten von ihm unter dem Titel »Kosmos Busse. Hal Busse 100« verantworten Hal Busse-Ausstellung bestätigt fühlen (vergleiche dazu https://museen.heilbronn.de/fileadmin/daten/museen/KH_Ausstellungen/KH_Ausstellung_Hal-Busse-100/Flyer_Busse_148x840.pdf). So hat der Kunstfonds 2020 die Erstellung des 2015 begonnenen Bestands- und Werkverzeichnisses mit einem Datensatz von zwischenzeitlich 12300 Werken und Materialien von Hal Busse gefördert (vergleiche dazu https://hannelore-bendixen-busse.jimdosite.com/). Und eine gute halbe Woche nach der Öffnung der Ausstellung in der Kunsthalle Vogelmann fand aus Anlass des Ankaufs einer roten Busse-Arbeit durch die Kunsthalle Recklinghausen der Talk »Hall Busse – die vergessene ZERO-Frau« mit Nico Anklam, dem Direktor der Kunsthalle, Dorothea Schöne, der Direktorin des Kunsthauses Dahlem, und dem Galeristen Michael Beck statt. So günstig wie ihre 1992 bei einem Monatslohn von 173 DM für 600 DM verkaufte »Pariser Straßenszene und ihre 1965 für 9500 DM bei einem Neuwert von 5000 DM für einem VW Käfer verkaufte »Obsternte« dürfte die angekaufte Arbeit nicht mehr gewesen sein. Sonst hätte es die Fördermittel des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen nicht gebraucht (vergleiche dazu https://www.artjunk.de/events/podiumsdiskussion-hal-busse/).
Marc Gundel hat die Künstlerin seit 2004 kennengelernt und zehn Jahre lang bis zu ihrer Demenz begleitet. Sie ist ihm als warmherzige, empathische und bodenständige Frau in Erinnerung geblieben. Sie war wie ihr Vater reiselustig und hat Ausstellungen in ganz Europa besucht. Mit ihren zeitgleich mit Günther Uecker geschaffenen Nagelbildern und ihren Abstraktionen war sie auf der Höhe der Zeit. Sie hat sich sieben Jahrzehnte – auch als zweifache Mutter – nahezu täglich ihrer Kunst gewidmet. Sie pflegte ein umfassendes Netzwerk und blieb doch, wie der Kunsthistoriker Jörg Scheller in der Wochenzeitung „Die Zeit“ Nr. 02/2015 vom 8. Januar 2015 schrieb, ein verkanntes Genie.
Die zu ihrem 100. Geburtstag am 15. Mai 2026 konzipierte Ausstellung »Kosmos Busse. Hal Busse 100« zeigt die ganze Busse mit allen Brüchen und Kontinuitäten von den Badenden an Jagst und Kocher bis zum Spätwerk Obsternte im elterlichen Garten in Heilbronn. Es steht zu hoffen, dass die Zuschreibung »verkanntes Genie« am 100. Geburtstag der Künstlerin in die Vergangenheit gerutscht sein wird.
ham, 25. November 2025