Der 1992 in Brooklyn, New York City, als Sohn eines Psychoanalytikers geborene US-ameri-kanische Fotograf Gregory Crewdson ist für seine aufwändig inszenierten Albträume in amerikanischen Kleinstädten bekannt geworden. Crewdsons Bilder sind großes Kino – sowohl aufgrund ihrer aufwändigen Inszenierung als auch hinsichtlich ihres langen Realisierungszeitraums. Sie handeln von der Suche nach dem perfekten Moment. Der Künstler arbeitet mit einem Team aus SpezialistInnen für Casting, Kostüm, Technik und Art Department und bereitet die Sets wie für einen Film mittels Architekturmodellen, Storyboards, Szenenskripts und Location-Shots akribisch vor. Die Innenaufnahmen entstehen meistens im Studio. Für die Außenaufnahmen lässt er die Locations nach seinen Vorstellungen umgestalten; sie liegen stets in der Umgebung seines Heimatorts Massachusetts.

Die im Kunstmuseum Bonn gezeigte Retrospektive verdankt sich Crewdons Schenkung von 182 Arbeiten aus wesentlichen Serien seines Œuvres an die Albertina (vergleiche dazu https://www.parnass.at/news/gregory-crewdson-retrospektive). Sie setzt mit seiner Abschlussarbeit an der Yale University School of Art „Early Work“ (1986–1988) ein, die schon jene Parameter wie Lichtführung, Inszenierung und Motivwahl zeigt, die seine spätere fotografische Praxis prägen. Zu sehen sind weiter seine bekanntesten Serien „Twilight“ (1988–2002) und „Beneath the Roses“ (2003–2008), die isolierte Menschen in ihren Wohnungen und auf seltsam entvölkerten Straßenzügen zeigen. Die aufgeladene Atmosphäre wird durch die technische Perfektion seiner Bilder noch mehr hervorgehoben. Den Abschluss bildet seine jüngste Serie „Evening Side“ (2021–2022). Sie zeigt den wirtschaftlichen Niedergang einer erfundenen Kleinstadt und die Kehrseite des amerikanischen Traums (vergleiche dazu auch »GREGORY CREWDSON, RETROSPEKTIVE« unter https://www.kunstmuseum-bonn.de/de/ausstellungen/gregory-crewdson/).

ham, 1. November 2025

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