Gesamtredaktion: Margret Rand
Hallwag / Gräfe und Unzer Verlag, München, Jubiläumsausgabe 2016, ISBN 978-3-8338-5721-8, 460
Seiten, zahlreiche Landkarten, Tabellen und Abbildungen, Hardcover, Format 19,5 x 10 cm, € 19,99
Beim Weintrinken sollte man in aller Regel auf die eigenen Vorlieben setzen und sich auf den eigenen
Geschmack verlassen. Wer aber zumindest gelegentlich den eigenen Horizont überschreiten und neue Weine
kennenlernen will, wird mit großem Gewinn zum Kleinen Johnson greifen. Der Weinführer konnte im Laufe
von 40 Jahren 12 Millionen Mal verkaufte werden und ist damit der Bestseller unter den Weinguides. Seine
Jubiläumsausgabe ist um 40 Weingeschichten zu Weinen in großen Höhen, zum Terroir, zum Einfluss der
Nähe des Meeres und zu Städten als der Wiege von Weinen erweitert.
Der Führer beginnt mit einer Anleitung zum richtigen Gebrauch, stellt die Jahrgänge 2015 und 2014 und die
derzeit gängigen roten und weißen Rebsorten vor und lässt es sich auch nicht nehmen, Weine zu Vorspeisen
wie Artischocken, Austern und Auberginen, Meeresfrüchten und Fischgerichten wie Miesmuscheln,
Krabben, gegrillten und gebratenen Heringen, Schellfisch und Schnappen, Fleisch-, Geflügel-, Wild- und
vegetarischen Gerichten und Desserts zu empfehlen. Kapitel über die technische Weinsprache und die
richtige Weintemperatur schließen die Vorbemerkungen ab.
Insgesamt werden 15 000 Weine vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt mit 119 Seiten in Frankreich. Allein den
Châteaux von Bordeaux sind 32 Seiten gewidmet. In dem Kasten, der die neuen St. Émilion-Klassifikationen
auflistet, wird erwähnt, dass La Mondotte und Château Canon la Gaffelière jetzt zu der Kategorie Premier
Grand cru classé (B) gehören. Beide Güter befinden sich im Besitz der Grafen von Neipperg. Dem in
Schwaigern in Württemberg liegenden Stammgut von Karl-Eugen Erbgraf von Neipperg werden drei Sterne
zugestanden und folgende Zeilen gewidmet: „Vornehmes Weingut in Schwaigern mit graziösen, reintönigen
Rotweinen (Lemberger, Spätburgunder). Ein Spross der Familie, Stephan von Neipperg, lebt auf Château
Canon la Gaffelière in St. Émilion und kümmert sich um die im Besitz der Familie befindlichen Weingüter in
Bordeaux“. Die drei Sterne stehen für „bekannt, berühmt“. Château Canon la Gaffelière wird rot
geschrieben. Demnach zählt das Weingut zu den persönlichen Favoriten von Hugh Johnson.
Aus Württemberg sind noch die Weingüter Gerhard Aldinger und Rainer Schnaitmann in Fellbach und das
Weingut Wöhrwag in Untertürkheim erwähnt; Rainer Schnaitmann wird zu den besten Spätburgender-
Erzeugern in Deutschland gerechnet. Dem Weingut von Alexander Laible in Durbach, Baden wird eine
besondere Kompetenz für aromatische trockene Rieslinge und Weissburgunder bescheinigt. Deutschland und
seinen Weinbaugebieten sind aber insgesamt nur 25 Seiten gewidmet. Dadurch fallen zahlreiche renommierte
Weingüter und aufstrebende Newcomer wie das jüngst von Christian Dautel übernommene, schon in der
Vergangenheit vielfach ausgezeichnete und im Jahr 2017 von Eichelmann als Weltklasse-Weingut
bezeichnete Bönnigheimer Weingut Dautel durch das Raster des kleinen Johnson. Wer mehr wissen und
differenziertere Hinweise bekommen will, wird zum großen Johnson greifen oder sich selbst auf die Suche
machen müssen.
ham, 3. Juli 2017