Mit Caline Aoun, Patrizio Di Massimo, Jeppe Hein, Judith Hopf, Moritz Jekat, Anna Jermolaewa, Thomas Liu Le Lann, Martin Parr, Sophie Utikal, Bill Viola und Wiktoria
In unserer durchgetakteten Welt gehen echte Pausen verloren. Wer vom ständigen Funktionieren und dem Zwang zu dauernder Erreichbarkeit geprägt ist, lässt sich auch durch technische Werkzeuge wie dem Handy beherrschen. Die Digitalisierung greift tief in unseren Alltag ein – Apps, Posts und Gesundheitsdaten fordern unsere Aufmerksamkeit heraus. Zugleich ist das Ausruhen längst nicht mehr selbstverständlich: Ob man sich eine Pause leisten kann, hängt oft auch von finanziellen Mitteln, sozialer Absicherung und dem Zugang zu geschützten Räumen ab.
Zu den verstörendsten Arbeiten gehört Bill Violas Digitalvideo „The Reflecting Pool“ von 1997 – 1999. In dem Video tritt ein Mann aus einem Wald an ein Wasserbecken heran und bleibt davor stehen. Plötzlich springt er – noch bekleidet – ins Wasser, erstarrt dabei aber in der Luft in einer embryonal anmutenden Haltung. Während er schwebt, bewegt sich die Umgebung; seine Gestalt wird zunehmend transparent. Die Zeit scheint gedehnt und unterbrochen von Geschehnissen auf der Wasseroberfläche. Diese verfärbt sich; geisterhafte Figuren tauchen auf.
Die Betrachtenden erleben Momente der Entschleunigung: Sie sind eingeladen, die verzerrte Szene genau zu beobachten. Naturgeräusche begleiten die Veränderungen. Am Ende löst sich die Situation auf: Der Künstler verschwindet und taucht wieder nackt aus dem Wasser auf.
Die Szene erinnert ein Rituale der Reinigung und der spirituellen Neugeburt. Das Untertauchen wird zum Symbol des Rückzugs aus der lauten Welt.
Violas Werk ist auch biografisch aufgeladen: Bill Violas Arbeit verarbeitet darin sein Kindheitstrauma: Er ist als Kind einmal beinahe ertrunken.
Die Ausstellung lädt dazu ein., über Ruhrmomente im digitalen Zeitalter nachzudenken (vergleiche dazu https://www.villa-merkel.de/home).
ham, 10. September 2025