Mit Eline Benjaminsen & Elias Kimaiyo, Taína Cruz, Elom 20ce & Musquiqui Chihying & Gregor Kasper, Hamishi Farah, Olia Fedorova, Alexandre Khondji, Atiéna R. Kilfa, Jason Loebs, Shaun Motsi, Christelle Oyiri, Coumba Samba
Kunstwerke, die man unmittelbar versteht, sind in der Regel schwächer als die, die einen stolpern lassen und zum Nachdenken zwingen. Susanne Pfeiffer, Direktorin des MMK, und Julia Eichler, die die Schau im Tower kuratiert haben, scheinen auf das Stolpern zu setzen. Das zur Ausstellung erschienene Booklet gibt einem im Nachhinein die notwendigen Informationen.
Die 1994 in Charkiw geborene und heute im österreichischen Graz lebende Olia Fedorova erinnert in „You are now leaving II“ mit ihrem Schilderwald und ihren roten Schrägstrichen auf weißem Grund an die ausgelöschten Orte ihrer Heimat. Die Getreidebilder des 1981 geborenen Amerikaners Jason Loebs führen vor Augen, wovon Menschen seit dem Beginn ihrer Sesshaftigkeit leben. Die 1990 geborene Französin Atiéna R. Kilfa führt in ihrem Film „Rotor Vector“ einen älteren Mann in weißem Hemd, schwarzem Jackett und Fliege hinter einem Chefschreibtisch sitzend vor. Er scheint sich kaum zu bewegen, aber schließlich merkt man, dass sich nur die Kamera bewegt und die Aufnahme im Rückwärtslauf gezeigt wird. Der Mann hinter dem Schreibtisch ist eine lebensgroße Pappfigur. Die Schachfiguren der 1991 geborenen Australierin Hamishi Farah führen gesellschaftliche Spielregeln vor, die 1998 geborene Amerikanerin Taína Cruz zombiehafte Albträume und der von Elom 20ce, Musquiqui Chihying und Gregor Kasper gedrehte Film die Elektroschrotthalde Agbogbloshie in Accra mit ihrem schwarzen, giftig wirkenden Qualm.
Die Norwegerin Eline Benjaminsen und der Kenianer und Landrechtsaktivist Elias Kimaiyo scheinen in „Footprints in the Valley“ mit den dort gezeigten mit Moos und Flechten bewachsenen Bäumen das Gegenteil vorzuführen. Aber dann geht es doch um den von den alten Bäumen produzierten Sauerstoff und den Handel mit Luft zu Gunsten Europas. Schließlich hat die Französin Christelle Oyiri vom Jahrgang 1992 Tische mit Found Footage bedruckt und die 2000 geborene Amerikanerin Coumba Samba hat diverse Heizkörper in den Farben bemalt, die sie auf einer Fotografie von 2023 vom sich die Hände schüttelnden Putin und Macky Sall gefunden hat, dem bis 2024 zunehmend autoritär werdenden Präsidenten des Senegal. Die Installation soll auf den Zusammenhang von Wärme, Öl und Klimawandel aufmerksam machen. Wassernot und die Verheerung von zu viel Wasser könnten hinter Alexandre Khondjis Installation „Reservoir“ stehen.
ham, 11. August 2025