Posthume Werkschau bis zum 1. Februar 2026 in der Villa Merkel,  Esslingen

Der 1962 in Dachau geborene und 2022 in Esslingen verstorbene Künstler Richard Merkle hat sich sein Leben lang zwischen Kunst und Design bewegt. Nach seinem Statement zur Ausstellung »Three Dimensional Color« in der Galerie Cornelia Lauf in Modica (Italien) sind seine Bilder dreidimensional und man kann sie gebrauchen. „Ist das noch Kunst oder schon Design? Das ist egal. Die Modelle kann man nicht gebrauchen. Also Kunst? Die Originale kann man gebrauchen. Also Design? Sehen Sie selbst! Gute Bilder sind immer Kunst. Und Kunst ist nur als Kunst Kunst. Alles andere ist alles andere“ (Richard Merkle, 2018).

Bekannt geworden ist er in den 1990er Jahren durch seine in der Galerie Achim Kubinski vorgestellten Wandstühle und Büfetts, seine Tätigkeit als Assistent von Joseph Kosuth und seine Konzeption und Einrichtung einer temporären Bar in der Markthalle Stuttgart. Merkles Wandstühle sind für eine Massenfertigung ungeeignete Kunstobjekte. Sie erscheinen als geometrische Farbtafeln an der Wand bis sie ein verborgener Mechanismus zu einer eher spartanischen Stuhlform auffaltet. Man rezipiert sie durch Benutzung. Als Modelle fungieren bemalte Holztafeln, die aber ebenso als eigenständige Kunstwerke gültig sind. Angeregt ist deren Farbgebung durch den Düsseldorfer Maler Imi Knoebel. Zu seinen prominenten Lehrern und Vorbildern zählen der legendäre Stuttgarter Künstler, Galerist und Komponist Achim Kubinski, Josef Albers, die Wiener Werkstätten, der amerikanische Minimalismus,, der Konzeptkünstler Joseph Kosuth, der Pop-Artist Jasper Jones und Imi Knoebel. Sein Werk ist genuin, anspruchsvoll, akribisch, eigenständig und gehört nach Christian Gögger, den Kurator der Esslinger Ausstellung, mit zum Besten, was aktuelle Kunst ausmacht.

Gögger hat in der Esslinger Ausstellung zentrale Arbeiten von Richard Merkle  mit Arbeiten weiterer Künstler aus dem Biotop Kubinski kombiniert. Deshalb ist unter anderem auch eine Fotografie von Christiane Richter und  das Modell der freien Architektin Gabriele Glöckler für den 2024 realisierten Erweiterungsbau der Sammlung Froehlich in Leinfelden-Echterdingen zu sehen.

ham, 8. Dezember 2024

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