20.09.2025 bis 07.12.2025 im Kunstverein Heilbronn in Kooperation mit der Ibai Foundation
In der jüdischen Literatur und Mystik hat man schon im Mittelalter vom Golem geträumt, einem menschenähnlichen Wesen von gewaltiger Größe und Kraft, das Aufträge seines Schöpfers und Meisters ausführen kann und keinen freien Willen besitzt. Der tschechische Literat Josef Čapek hat 1920 die Bezeichnung »robot« für in Tanks gezüchtete künstliche Arbeiter geprägt, die sein Bruder Karel in seinem Theaterstück R.U.R auftreten ließ (vergleiche dazu und zum folgenden https://de.wikipedia.org/wiki/Roboter). Vor der Prägung des Wortes Roboter wurden solche Maschinen Automaten oder Halbautomaten genannt. Eines der ersten industriell hergestellten Produkte mit dem Namen Robot(er) war die Kamera Robot-1 von Otto Berning & Co. aus dem Jahre 1934.
Künstler wie 1960 in Stuttgart geborene Joachim Fleischer und die im Jahr 2000 von Matthias Gommel, Martina Haitz und Jan Zappe gründete Künstlergruppe »robotlab setzen Indutsrieroboter ein, um wie Fleischer mit Licht zu zeichnen (vergleiche dazu, Joachim Fleischer, über_licht unter http://www.joachimfleischer.de/) oder wie »robotlab im ZKM Manifeste in einem autonomen Prozess für eine utopische Mensch-Maschine-Gesellschaft auf Papier niederzuschreiben oder Besucher wie im Werk »AEIOU« (2024) am selbstreflexiven Dialog zweier technischer Entitäten teilnehmen zu lassen (vergleiche dazu https://zkm.de/de/ausstellung/2024/05/ai-tell-you-you-tell-me).
Die 1985 geborene und heute in London lebende chinesisch-kanadische Künstlerin Sougwen 愫君 Chung geht nach Auskunft der Veranstalter der Heilbronner Ausstellung »ECOLOGIES OF BECOMING« mithilfe der KI noch einen Schritt weiter: Seit der ersten Entwicklung der so- genannten Zeichenroboter lotet Chung aus, in welcher Weise Maschinen nicht nur Werkzeuge, sondern Partner in kreativen Prozessen sein können. „Sougwen Chungs Arbeit betont dabei die menschliche Fähigkeit, Beziehungen zu Maschinen, insbesondere Robotern zu anthropomorphisieren.“ (https://kunstverein-heilbronn.de/). Ohne Zweifel können Künstler in der Arbeit und Auseinandersetzung mit Robotern Themen wie Kreativität, Schöpfung, Macht und Erlösung verhandeln und ihnen Gefühle entgegenbringen. Aber Roboter bleiben menschengemachte Maschinen und diese Maschinen können nur dann zu so etwas wie Ersatzpartnern werden, wenn ihnen ihre Konstrukteure zuvor partnerschaftliches Empfinden eingeimpft haben.
ham, 20. September 2025