Der 1949 in Liverpool geborene spätere Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie Toni Cragg zählt heute zu den bekanntesten Bildhauern der Gegenwart (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Tony_Cragg). Für seine bis Oktober 2025 laufenden Ausstellungen im Skulpturenpark der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg und im Skulpturengarten Spanischer Turm, der Rosenhöhe und der Mathildenhöhe Darmstadt hat der Künstler einen Querschnitt von Skulpturen aus den Jahren 1997 bis 2023 ausgewählt, der abbildet, was ihn grundsätzlich beschäftigt: die Formung und Umformung von Materie. Cragg bevorzugt metallische Elementen, weil sie die Skulpturen außenraumtauglich machen. 

Mit seinem Werk unter dem freien Himmel markiert der Künstler nach Sebastian Baden „einen mehrdimensionalen Unterschied innerhalb der Kunstgeschichte der Außenskulptur. Er besetzt kultivierte Räume, Landschaftsparks, Schlossgärten, museale Anlagen und öffentliche Plätze, wo seine Arbeiten auf inspirierende Weise neue Beziehungen zwischen der Natur, repräsentativer Architektur und menschlicher Perspektive herstellen. Man muss ein wenig zurücktreten, um die Dimensionen seines Werkes zu erfassen und zu bemerken, wie sie aus dem menschlichen Maßstab heraus nach der Größe des Übermenschlichen greifen. Diese Fantasie des Gigantischen im Vergleich zu Menschen ist anthropologisch bekannt. Denn ob nun die niedliche Figur einer Venus von Willendorf aus der frühen Werkzeugkultur des Gravettian in der Steinzeit, oder die antiken Tempel und darin die göttlichen Personen aus Marmor, sie sind alle Beispiele und Sinnbilder für die Sehnsucht des Menschen nach kultureller Identität und nach der Selbstbestimmung in der undefinierbaren Weite des Kosmos. 

Die neueren Werke von Tony Cragg spielen fast alle mit der Skalierung von Form und Größe. Sie drehen und winden sich aus der Konvention definierter Sichtachsen heraus und überwachsen sowohl die natürliche als auch die künstliche Umwelt. Diese Eigenschaft des Vieldimensionalen macht im Werk von Tony Craig einen zentralen Moment aus“ (Sebastian Baden, Tony Cragg. Anthropos und Kosmos. In: Tony Cragg, Heidelberg / Darmstadt. Skulpturenpark Heidelberg, Skulpturenpark Darmstadt, 2025, S. 4 ff.).

Beide Ausstellungen sind sehenswert. Man sollte sie aber nicht gerade bei Dauerregen besuchen.

ham, 9. Septemer 2025

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