Als die 1955 in Viersen geborene Konzeptkünstlerin Margret Eicher Anfang 2000 in der Hospitalkirche Stuttgart unter dem Titel „Cuore“ ausgestellt hat, hat sie noch nicht in Berlin, sondern in Ladenburg gelebt und ihre CopyCollagen händisch aus Bildmotiven von Nachrichten-, Gesellschafts- und Lifestylemagazinen collagiert und in ornamental wirkenden Raum- und Wandinstallationen installiert. Ihre aus Laserkopien von Pin-up-Girls auf Aluminium collagierte 23-teilige CopyCollage „Amazing Amazon Stars“ von 1999, die die Karlsruher Ausstellung eröffnet, hätte in Stuttgart sein können.

Ab 2002 hat sich Eicher mit höfischen Tapisserien auseinandergesetzt und ihre als Medientapisserien bezeichneten großformatigen Bildteppiche entwickelt, die sich durch die Spannung zwischen den auf das Jahr 1800 zurückgehenden industriellen Jacquard-Webverfahren und aktuellen Bildthemen, die sie aufgreift, auszeichnen. Nach Wolfgang Ullrich sind ihre Teppiche opulente und gewitzte Bildspektakel, die dem neuen Adel, den Celebrities und Stars, den Sportlern und Philosophen, den Politikern und Topmodellen eine Bühne bieten. „Mochte sich einst ein Herrscher auf einer Tapisserie vorteilhaft in Szene setzen lassen, so zeigt Margret Eicher die heute Mächtigen und Reichen – die Gewinner innerhalb der Ökonomie der Aufmerksamkeit – jedoch im Modus der Überhöhung und ironischen Brechung. Monumentalität und Persiflage gehen Hand in Hand, sind doch die Dargestellten, anders als in höfischen Zeiten, nicht zugleich die Auftraggeber. Genau genommen schafft Eicher also Auftragskunst ohne Auftraggeber. Die zusätzliche Freiheit, die daraus folgt, versteht sie virtuos zu nutzen“ (Aus Wolfgang Ullrich, Der neue Adel, 2013. Zitiert nach https://margreteicher.de/startseite/texte/der-neue-adel.html).

Hauptwerk der Karlsruher Ausstellung ist der durch den »Teppich von Bayeux« aus dem 11. Jahrhundert inspirierte 30 Meter lange Bildteppich »BATTLE:RELOADED« (2022). Die schwarzweiße Bildfolge wird von den ikonischen Protagonist:innen unserer heutigen digitalen Welten wie Julian Assange, Lara Croft, Lady Gaga, den Ninja Turtles oder Legosoldaten bevölkert, die in den medienreflexiven Werken Eichers ein neues, auf gesellschaftliche Aktualität bezogenes Eigenleben finden (vergleiche dazu https://zkm.de/de/ausstellung/2024/08/margret-eicher-digital-worlds).

ham, 30. September 2024

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