Mit einem Nachwort von Josef Helmut Reichholf,
aus dem Englischen von Eike Schönfeld (Orig.: On the Origin of Species)
Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-96115-7, 612 Seiten, erste komplette Neuübersetzung ins
Deutsche seit 100 Jahren, Leinenband mit Prägung im Schuber, Fadenheftung, Lesebändchen,10
Illustrationen, Innenteil mit Schmuckfarbe gedruckt, Format 23,2 x 16,5 cm, im Schuber 23,5 x 16,9 cm,
€ 48,00 / € 49,40 (A)
Die Neuübersetzung von Charles Darwins 1872 in sechster Auflage erschienenem Hauptwerk The Origin of
Species versucht, „Darwins Original so gut wie möglich gerecht zu werden und soll gleichzeitig dem
heutigen Leser zugänglich sein. Daher wurden zahlreiche lateinische Fachbegriffe eingedeutscht und
fremdsprachige Passagen ins Deutsche übertragen […]. Den Begriff >survival of the fittest< übernahm
Darwin ab der 5. Auflage von 1869 ergänzend zu seinem zum Fachterminus gewordenen Begriff >natural
selection< (natürliche Selektion) von dem britischen Sozialphilosophen Herbert Spencer. Gemeinhin wird
>survival of the fittest< mit >Überleben des Stärksten< wiedergegeben […]. Andere mögliche
Annäherungen im Deutschen wären >Überleben des Fittesten< oder, wie in dieser Übersetzung, >Überleben
der am besten Angepassten< (Seite 12).
Die sehr gut lesbare Neuübersetzung bietet dem Leser die Möglichkeit, sich Darwins epochales Werk selbst
zu erarbeiten. Dabei wird er unter anderem feststellen können, dass sich „das Geheimnis der Geheimnisse“,
also die Frage nach dem Ursprung der Arten, nach der Einsicht in die Gesetzte der Vererbung und in den
Aufbau des Genoms in der heute gängigen Evolutionstheorie deutlich anders als bei Darwin darstellt
(vergleiche dazu etwa Axel Meyer, Darwins Geheimnis der Geheimnisse. Die – sympatrische – Entstehung
neuer Arten. Ein Rückblick über 150 Jahre. In: Evolution: Zufall und Zwangsläufigkeit der Schöpfung /
Elsner, Norbert et al. (Hrsg.). Göttingen 2009, S. 165–190: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-
opus-113467). Wer den militant atheistischen Darwinismus des britischen Evolutionsbiologen Richard
Dawkins („Der Gotteswahn“) im Kopf hat, wird feststellen, wie und worin sich Ideologie und
Naturwissenschaft unterscheiden. Und wer wie die Kreationisten den biblischen Schöpfungsbericht für eine
wörtliche Beschreibung der Weltentstehung hält, wird sich von Darwin sagen lassen müssen, dass auf der
Welt, anders als im jüngeren Schöpfungsbericht notiert, durchaus nicht alles „sehr gut“ geworden ist
(vergleiche dazu1. Mose 1, 31: „Und >Gott sah an, alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut<.
Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag“).
Die Frage, warum aus dem studierten anglikanischen Theologen in seinen letzten Lebensjahren ein
Agnostiker geworden ist, wird deshalb wohl zurecht häufig mit dem mit Hinweis auf das mit dem Kampf um
das Dasein verbundenen Leiden beantwortet. „Darwin selbst zog in Erwägung, dass die Anwesenheit von so
viel Schmerz und Leid in der Welt eines der schlagkräftigsten Argumente gegen den Glauben an eine
wohlwollende Gottheit war – und doch war genau dies seiner Theorie der natürlichen Auslese zufolge zu
erwarten“ (John Hedley Brooke, Charles Darwin über die Religion. In: https://www.theologienaturwissenschaften.
de/startseite/leitartikelarchiv/darwin-ueber-die-religion/). So berührt Darwins Der
Ursprung der Arten letztlich auch eine der Grundfragen der Theologie: Warum lässt Gott, wenn er denn
gerecht ist, barmherzig und gut, unschuldiges Leben leiden?
ham, 13. November 2018
Download