Künstlerbuch zur gleichnamigen Ausstellung vom 18. Juni bis 27. August 2017 in der Villa Merkel, Galerie
der Stadt Esslingen, herausgegeben von Andreas Baur mit Texten von Sven Beckstette, Ulrike Pompe-Alama
und dem Herausgeber
Villa Merkel, Esslingen / Snoeck Verlagsgesellschaft Köln, 2018, ISBN 978-3-86442-222-5, 140 Seiten, 78
farbige Abbildungen, 15 lackierte Tafeln, Klappenbroschur gebunden, Format 28,7 x 20,5 cm, € 29,80
Der Protagonist des von JAK für die Ausstellung in der Villa Merkel gedrehten Films ›Soul
Blindness‹ (vergleiche dazu http://www.info-jak.de/frame1.htm und dort das Stichwort >film<) bekennt in
der Schlussszene der ersten drei Minuten, dass er an Agnosie leidet, also an der Unfähigkeit, sensorische
Eindrücke zu erkennen oder zu deuten. Seelenblindheit, die optische oder visuelle Agnosie liegt vor, wenn
eine Person optische Reize nicht bewusst wahrnehmen kann, obwohl der Sehapparat funktionstüchtig ist.
Die zur Ausstellung erschienene Publikation (vergleiche dazu http://www.info-jak.de/frame1.htm, dort das
Stichwort ›Publikation / 2017 >Soul Blindness< und https://www.snoeck.de/de/book/449/JAK-–-SOULBLINDNESS-–-
fall-into-indescribable-scenes) hat dieses Problem nicht: Sie ist, obwohl im Verlag als
Katalog angezeigt, als eigene künstlerische Arbeit und als Künstlerbuch gestaltet, überzeugt durch
herausragend fotografierte ganzseitige Fotostrecken, überrascht mit Details, die man in der Ausstellung
übersehen hat, und kommt mit ganzen 17 Seiten für ihre drei Essays in Deutsch und Englisch aus: Andreas
Baur erinnert in seinem Essay an die bisherigen Auftritte von JAK als Künstler, als Romanfigur, als
Psychotherapeut, als Religionsforscher und jetzt eben auch als Regisseur und Drehbuchautor, der mit seinem
Konzept der Anonymität dem im Kunstkontext gerne gepflegten Geniekult diametral entgegensteht. Nach
Bauers Beobachtung hat es die Inszenierungen der Ausstellung ›Soul Blindness‹ den Besuchern leicht
gemacht, sich fallen und auf ihre begehbaren, aber schwer beschreibbaren Szenen- und Bühnenbilder
einzulassen. „Fast alle […] Besucherinnen und Besucher berichten von Erfahrungskräften der Ausstellung,
die sie förmlich auf die Ebene der Komplizenschaft mit dem Filmhelden gezwungen hätten […]. Die Dinge
begegnen einander in der Villa Merkel in Gestalt einer komplexen sinnlichen Verschränkung; wenn man so
will: in Gestalt eines collageartig aufgebauten Kosmos – Spiegelung hier und dort, Brechung des
Imaginierten an virtuellen Kanten, Leerstellen als Projektionsflächen … und die Skalierung des
Objektträgers im Zusammenhang von mikroskopischen Untersuchungen. Sie bildet den Maßstab für die von
JAK entworfene Schrift wie sie auch das Rastermaß sowie die Größe der in Epoxidharz gegossenen
Szenenentwürfe en miniature bestimmt. Deren Verfertigung steht oft als tagebuchartige Fingerübung am
Beginn von JAKs Arbeit im Atelier“ (Andreas Baur S. 32).
Man kann gespannt sein, wie der nach drei Minuten urplötzlich abgebrochene Film weitergehen wird und
was sich hinter der Aussage seines Protagonisten verbirgt, dass er nach und nach einen Weg gefunden hat,
seine Agnosie zu „überwinden. Die TMS-Maschine. Ich habe sie“ (zitiert nach Andreas Baur S. 30).
ham, 20. Juli 2018
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